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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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Sammlung. die sie im September 1862 zu Tamm in Obwalten hielt, sehr ein¬
gehend mit diesem Mißbrauch beschäftigt, aber wenn bier die Vertheidiger der
Lotterien in Uri und Schwyz wieder darauf zurückkamen, daß dieselben ja zum
Besten der Armen errichtet seien, so durften die Gegner dabei nicht einmal an
den heiligen Schuster Crispinus denken, da von diesem nicht geschrieben steht,
daß er aus dem entfremdeten Leder vor allen Dingen für sich Schuhe ge¬
macht habe.

Der Kampf der gemeinnützigen Gesellschaft, für welche Dr. Elim, Statt¬
halter von Obwalten, einen vortrefflichen Bericht über die Sache zusammenge¬
stellt hatte, der dann in einer Volksausgabe verbreitet wurde, ist nun schon in
erfreulicher Weise von der Seite aufgenommen worden, von wo der Sieg kommen
muß. vom Volke selbst. Der Landrath von Nidwalden gestattet schon seit ge¬
raumer Zeit den Directionen der Lotterien von Uri und Schwyz die Ausgabe
von Loosen im Canton gegen eine Leistung an die Staatskasse, die früher
200 Franken für jede Ziehung betrug und jetzt auf 1000 Franken erhöht ist.
Um die öffentliche Meinung zu beschwichtigen, beschloß man, diese Summe unter
die Gemeinden zu vertheilen. Die meisten nahmen ihren Antheil. Die sehr
zahlreich besuchte Gemeindeversammlung von Beckenried aber (3. Mai 1863^
faßte beinahe einstimmig den Beschluß: der wohlweise Landrath möge dieses
Biutgeld für sich behalten, die Gemeinde Beckenried weise ein solches Geschenk
entschieden zurück.

"Wenn das schweizerische Volk," so sagt der Verfasser am Schluß dieses
Abschnitts, "auf dieser Bahn fortschreitet, so hat ohne Zweifel die national¬
ökonomische Behandlung der Sache in dem genannten Referat (dem etlinschen
Bericht an die gemeinnützige Gesellschaft) die Augen geöffnet, und der Satz, daß
Zahlen die Welt regieren, kann sich hier bewähren. Wenn die in Beckenried
gewurzelte Ansicht allgemeiner wird, so läßt sich hoffen, daß die Sparkassen in
demselben Grade aufblühen, als die Lotterien zurücksinken."




Sammlung. die sie im September 1862 zu Tamm in Obwalten hielt, sehr ein¬
gehend mit diesem Mißbrauch beschäftigt, aber wenn bier die Vertheidiger der
Lotterien in Uri und Schwyz wieder darauf zurückkamen, daß dieselben ja zum
Besten der Armen errichtet seien, so durften die Gegner dabei nicht einmal an
den heiligen Schuster Crispinus denken, da von diesem nicht geschrieben steht,
daß er aus dem entfremdeten Leder vor allen Dingen für sich Schuhe ge¬
macht habe.

Der Kampf der gemeinnützigen Gesellschaft, für welche Dr. Elim, Statt¬
halter von Obwalten, einen vortrefflichen Bericht über die Sache zusammenge¬
stellt hatte, der dann in einer Volksausgabe verbreitet wurde, ist nun schon in
erfreulicher Weise von der Seite aufgenommen worden, von wo der Sieg kommen
muß. vom Volke selbst. Der Landrath von Nidwalden gestattet schon seit ge¬
raumer Zeit den Directionen der Lotterien von Uri und Schwyz die Ausgabe
von Loosen im Canton gegen eine Leistung an die Staatskasse, die früher
200 Franken für jede Ziehung betrug und jetzt auf 1000 Franken erhöht ist.
Um die öffentliche Meinung zu beschwichtigen, beschloß man, diese Summe unter
die Gemeinden zu vertheilen. Die meisten nahmen ihren Antheil. Die sehr
zahlreich besuchte Gemeindeversammlung von Beckenried aber (3. Mai 1863^
faßte beinahe einstimmig den Beschluß: der wohlweise Landrath möge dieses
Biutgeld für sich behalten, die Gemeinde Beckenried weise ein solches Geschenk
entschieden zurück.

„Wenn das schweizerische Volk," so sagt der Verfasser am Schluß dieses
Abschnitts, „auf dieser Bahn fortschreitet, so hat ohne Zweifel die national¬
ökonomische Behandlung der Sache in dem genannten Referat (dem etlinschen
Bericht an die gemeinnützige Gesellschaft) die Augen geöffnet, und der Satz, daß
Zahlen die Welt regieren, kann sich hier bewähren. Wenn die in Beckenried
gewurzelte Ansicht allgemeiner wird, so läßt sich hoffen, daß die Sparkassen in
demselben Grade aufblühen, als die Lotterien zurücksinken."




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[0286] Sammlung. die sie im September 1862 zu Tamm in Obwalten hielt, sehr ein¬ gehend mit diesem Mißbrauch beschäftigt, aber wenn bier die Vertheidiger der Lotterien in Uri und Schwyz wieder darauf zurückkamen, daß dieselben ja zum Besten der Armen errichtet seien, so durften die Gegner dabei nicht einmal an den heiligen Schuster Crispinus denken, da von diesem nicht geschrieben steht, daß er aus dem entfremdeten Leder vor allen Dingen für sich Schuhe ge¬ macht habe. Der Kampf der gemeinnützigen Gesellschaft, für welche Dr. Elim, Statt¬ halter von Obwalten, einen vortrefflichen Bericht über die Sache zusammenge¬ stellt hatte, der dann in einer Volksausgabe verbreitet wurde, ist nun schon in erfreulicher Weise von der Seite aufgenommen worden, von wo der Sieg kommen muß. vom Volke selbst. Der Landrath von Nidwalden gestattet schon seit ge¬ raumer Zeit den Directionen der Lotterien von Uri und Schwyz die Ausgabe von Loosen im Canton gegen eine Leistung an die Staatskasse, die früher 200 Franken für jede Ziehung betrug und jetzt auf 1000 Franken erhöht ist. Um die öffentliche Meinung zu beschwichtigen, beschloß man, diese Summe unter die Gemeinden zu vertheilen. Die meisten nahmen ihren Antheil. Die sehr zahlreich besuchte Gemeindeversammlung von Beckenried aber (3. Mai 1863^ faßte beinahe einstimmig den Beschluß: der wohlweise Landrath möge dieses Biutgeld für sich behalten, die Gemeinde Beckenried weise ein solches Geschenk entschieden zurück. „Wenn das schweizerische Volk," so sagt der Verfasser am Schluß dieses Abschnitts, „auf dieser Bahn fortschreitet, so hat ohne Zweifel die national¬ ökonomische Behandlung der Sache in dem genannten Referat (dem etlinschen Bericht an die gemeinnützige Gesellschaft) die Augen geöffnet, und der Satz, daß Zahlen die Welt regieren, kann sich hier bewähren. Wenn die in Beckenried gewurzelte Ansicht allgemeiner wird, so läßt sich hoffen, daß die Sparkassen in demselben Grade aufblühen, als die Lotterien zurücksinken."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/286>, abgerufen am 15.01.2025.