Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Und das ihnen in der Bevölkerungsz^si am nächsten kommende Großherzog-
thum Hessen ist an Bodenfläche nicht halb so groß. Eine bessere Vergleichung
ergiebt sich, wenn man Lauenburg außer Berechnung läßt. Da erhält man
Schleswig mit 167 und Holstein mit 15S Quadratmeilen, zusammen also 322
Quadratmeilen und nach den Zählungen vom 1. Febr. 1860 (408,997 4- 544.419)
953,416 Einwohner; dann entspricht an Bodenfläche Schleswig-Holstein ziemlich
genau den beiden Hessen zusammen mit (Kurhessen 173,07 und Großherzog-
thum Hessen 152.30 Quadratmeilen) etwa 325 Quadratmeilen; während, be¬
sonders wenn man den Seelenverlust von ca. 8000 Seelen, den Schleswig
durch die Grenzregulirung nach dem wiener Frieden vom 30. October 1864 er¬
leidet (953,416--8000--945,416 Einwohner), in Abzug bringt, die Bevölke-
rungszahl des Großherzogthums Hessen mit (1861)*) 856.907 Einwohnern
allein schon der Schleswig-Holsteins sehr nahe kommt. Wir erhalten dann einen
Mitteldurchschnitt, indem wir Schleswig-Holstein betrachten wie 1'/- Großherzog-
thum Hessen, so daß bei gleicher Bodenfläche, was Schleswig-Holstein weniger
an Seelenzahl hat als beide Hessen, ausgeglichen wird durch das, was es an
Quadratmeilen mehr hat als eines der beiden Hessen. Diesen Durchschnitt
aber suchen wir, weil die Dichtigkeit der Bevölkerung von so wesentlichem Ge¬
wicht bei der Vergleichung der Staaten ist, wie denn das nicht ganz 6V-
Quadratmeilen große Hamburg, das eine Seelenzahl fast wie Sachsen-Weimar
hat, ein Budget aufweist, viel größer, als das 85 Quadratmeilen enthaltende
Nassau, und beinahe so groß als das 173 Quadratmeilen enthaltende Kurhessen.
Unser Ruckschluß von diesem Verhältniß bei Schleswig-Holstein ist, daß die
durch die geringere Dichtigkeit der Bevölkerung im Vergleich mit beiden Hessen
verminderte Steuerkraft gegenüber der so viel größeren Bodenfläche Schleswig-
Holsteins (als die des Großherzogthums Hessen) dadurch ausgeglichen wird, daß
wir die Elbherzogthümer nicht den an Bodenfläche fast gleichen beiden Hessen,
sondern nur dem dichter bevölkerten Großherzogthum Hessen, vermehrt um die
Hälfte desselben, gleichstellen.

Zur Vervollständigung unserer Staatenvergleichung wollen wir übrigens
noch hinzufügen, daß der Grundfläche nach Schleswig-Holstein auch an die
preußische Provinz Westfalen (mit 367 Quadratmeilen) erinnert, hinter der
es aber in der Seelenzahl wieder bedeutend zurückbleibt, da Westfalen (1861)
1.618,065 Einwohner zählte. Am meisten entspricht, in Grundfläche und Be¬
völkerungsdichtigkeit zugleich, Schleswig-Holstein der östreichischen Provinz



") Wir müssen.hier die Volkszählung von 1861 statt der im Großen und Ganzen ve-
reits feststehenden von 1864 nehmen, weil die Elbherzogthümer, deren Bevölkerung seit 1860
nicht zugenommen hat, unter der dänischen Wirthschaft zu abnorme Verhältnisse durchgemacht
haben, als daß ihre heutige Bevölkerung mit der weit vorgeschnttneren anderer dentschen
Staaten von 1864 verglichen werden dürste.
36'

Und das ihnen in der Bevölkerungsz^si am nächsten kommende Großherzog-
thum Hessen ist an Bodenfläche nicht halb so groß. Eine bessere Vergleichung
ergiebt sich, wenn man Lauenburg außer Berechnung läßt. Da erhält man
Schleswig mit 167 und Holstein mit 15S Quadratmeilen, zusammen also 322
Quadratmeilen und nach den Zählungen vom 1. Febr. 1860 (408,997 4- 544.419)
953,416 Einwohner; dann entspricht an Bodenfläche Schleswig-Holstein ziemlich
genau den beiden Hessen zusammen mit (Kurhessen 173,07 und Großherzog-
thum Hessen 152.30 Quadratmeilen) etwa 325 Quadratmeilen; während, be¬
sonders wenn man den Seelenverlust von ca. 8000 Seelen, den Schleswig
durch die Grenzregulirung nach dem wiener Frieden vom 30. October 1864 er¬
leidet (953,416—8000—945,416 Einwohner), in Abzug bringt, die Bevölke-
rungszahl des Großherzogthums Hessen mit (1861)*) 856.907 Einwohnern
allein schon der Schleswig-Holsteins sehr nahe kommt. Wir erhalten dann einen
Mitteldurchschnitt, indem wir Schleswig-Holstein betrachten wie 1'/- Großherzog-
thum Hessen, so daß bei gleicher Bodenfläche, was Schleswig-Holstein weniger
an Seelenzahl hat als beide Hessen, ausgeglichen wird durch das, was es an
Quadratmeilen mehr hat als eines der beiden Hessen. Diesen Durchschnitt
aber suchen wir, weil die Dichtigkeit der Bevölkerung von so wesentlichem Ge¬
wicht bei der Vergleichung der Staaten ist, wie denn das nicht ganz 6V-
Quadratmeilen große Hamburg, das eine Seelenzahl fast wie Sachsen-Weimar
hat, ein Budget aufweist, viel größer, als das 85 Quadratmeilen enthaltende
Nassau, und beinahe so groß als das 173 Quadratmeilen enthaltende Kurhessen.
Unser Ruckschluß von diesem Verhältniß bei Schleswig-Holstein ist, daß die
durch die geringere Dichtigkeit der Bevölkerung im Vergleich mit beiden Hessen
verminderte Steuerkraft gegenüber der so viel größeren Bodenfläche Schleswig-
Holsteins (als die des Großherzogthums Hessen) dadurch ausgeglichen wird, daß
wir die Elbherzogthümer nicht den an Bodenfläche fast gleichen beiden Hessen,
sondern nur dem dichter bevölkerten Großherzogthum Hessen, vermehrt um die
Hälfte desselben, gleichstellen.

Zur Vervollständigung unserer Staatenvergleichung wollen wir übrigens
noch hinzufügen, daß der Grundfläche nach Schleswig-Holstein auch an die
preußische Provinz Westfalen (mit 367 Quadratmeilen) erinnert, hinter der
es aber in der Seelenzahl wieder bedeutend zurückbleibt, da Westfalen (1861)
1.618,065 Einwohner zählte. Am meisten entspricht, in Grundfläche und Be¬
völkerungsdichtigkeit zugleich, Schleswig-Holstein der östreichischen Provinz



") Wir müssen.hier die Volkszählung von 1861 statt der im Großen und Ganzen ve-
reits feststehenden von 1864 nehmen, weil die Elbherzogthümer, deren Bevölkerung seit 1860
nicht zugenommen hat, unter der dänischen Wirthschaft zu abnorme Verhältnisse durchgemacht
haben, als daß ihre heutige Bevölkerung mit der weit vorgeschnttneren anderer dentschen
Staaten von 1864 verglichen werden dürste.
36'
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0261" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283614"/>
          <p xml:id="ID_710" prev="#ID_709"> Und das ihnen in der Bevölkerungsz^si am nächsten kommende Großherzog-<lb/>
thum Hessen ist an Bodenfläche nicht halb so groß. Eine bessere Vergleichung<lb/>
ergiebt sich, wenn man Lauenburg außer Berechnung läßt. Da erhält man<lb/>
Schleswig mit 167 und Holstein mit 15S Quadratmeilen, zusammen also 322<lb/>
Quadratmeilen und nach den Zählungen vom 1. Febr. 1860 (408,997 4- 544.419)<lb/>
953,416 Einwohner; dann entspricht an Bodenfläche Schleswig-Holstein ziemlich<lb/>
genau den beiden Hessen zusammen mit (Kurhessen 173,07 und Großherzog-<lb/>
thum Hessen 152.30 Quadratmeilen) etwa 325 Quadratmeilen; während, be¬<lb/>
sonders wenn man den Seelenverlust von ca. 8000 Seelen, den Schleswig<lb/>
durch die Grenzregulirung nach dem wiener Frieden vom 30. October 1864 er¬<lb/>
leidet (953,416&#x2014;8000&#x2014;945,416 Einwohner), in Abzug bringt, die Bevölke-<lb/>
rungszahl des Großherzogthums Hessen mit (1861)*) 856.907 Einwohnern<lb/>
allein schon der Schleswig-Holsteins sehr nahe kommt. Wir erhalten dann einen<lb/>
Mitteldurchschnitt, indem wir Schleswig-Holstein betrachten wie 1'/- Großherzog-<lb/>
thum Hessen, so daß bei gleicher Bodenfläche, was Schleswig-Holstein weniger<lb/>
an Seelenzahl hat als beide Hessen, ausgeglichen wird durch das, was es an<lb/>
Quadratmeilen mehr hat als eines der beiden Hessen. Diesen Durchschnitt<lb/>
aber suchen wir, weil die Dichtigkeit der Bevölkerung von so wesentlichem Ge¬<lb/>
wicht bei der Vergleichung der Staaten ist, wie denn das nicht ganz 6V-<lb/>
Quadratmeilen große Hamburg, das eine Seelenzahl fast wie Sachsen-Weimar<lb/>
hat, ein Budget aufweist, viel größer, als das 85 Quadratmeilen enthaltende<lb/>
Nassau, und beinahe so groß als das 173 Quadratmeilen enthaltende Kurhessen.<lb/>
Unser Ruckschluß von diesem Verhältniß bei Schleswig-Holstein ist, daß die<lb/>
durch die geringere Dichtigkeit der Bevölkerung im Vergleich mit beiden Hessen<lb/>
verminderte Steuerkraft gegenüber der so viel größeren Bodenfläche Schleswig-<lb/>
Holsteins (als die des Großherzogthums Hessen) dadurch ausgeglichen wird, daß<lb/>
wir die Elbherzogthümer nicht den an Bodenfläche fast gleichen beiden Hessen,<lb/>
sondern nur dem dichter bevölkerten Großherzogthum Hessen, vermehrt um die<lb/>
Hälfte desselben, gleichstellen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_711" next="#ID_712"> Zur Vervollständigung unserer Staatenvergleichung wollen wir übrigens<lb/>
noch hinzufügen, daß der Grundfläche nach Schleswig-Holstein auch an die<lb/>
preußische Provinz Westfalen (mit 367 Quadratmeilen) erinnert, hinter der<lb/>
es aber in der Seelenzahl wieder bedeutend zurückbleibt, da Westfalen (1861)<lb/>
1.618,065 Einwohner zählte. Am meisten entspricht, in Grundfläche und Be¬<lb/>
völkerungsdichtigkeit zugleich, Schleswig-Holstein der östreichischen Provinz</p><lb/>
          <note xml:id="FID_16" place="foot"> ") Wir müssen.hier die Volkszählung von 1861 statt der im Großen und Ganzen ve-<lb/>
reits feststehenden von 1864 nehmen, weil die Elbherzogthümer, deren Bevölkerung seit 1860<lb/>
nicht zugenommen hat, unter der dänischen Wirthschaft zu abnorme Verhältnisse durchgemacht<lb/>
haben, als daß ihre heutige Bevölkerung mit der weit vorgeschnttneren anderer dentschen<lb/>
Staaten von 1864 verglichen werden dürste.</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 36'</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0261] Und das ihnen in der Bevölkerungsz^si am nächsten kommende Großherzog- thum Hessen ist an Bodenfläche nicht halb so groß. Eine bessere Vergleichung ergiebt sich, wenn man Lauenburg außer Berechnung läßt. Da erhält man Schleswig mit 167 und Holstein mit 15S Quadratmeilen, zusammen also 322 Quadratmeilen und nach den Zählungen vom 1. Febr. 1860 (408,997 4- 544.419) 953,416 Einwohner; dann entspricht an Bodenfläche Schleswig-Holstein ziemlich genau den beiden Hessen zusammen mit (Kurhessen 173,07 und Großherzog- thum Hessen 152.30 Quadratmeilen) etwa 325 Quadratmeilen; während, be¬ sonders wenn man den Seelenverlust von ca. 8000 Seelen, den Schleswig durch die Grenzregulirung nach dem wiener Frieden vom 30. October 1864 er¬ leidet (953,416—8000—945,416 Einwohner), in Abzug bringt, die Bevölke- rungszahl des Großherzogthums Hessen mit (1861)*) 856.907 Einwohnern allein schon der Schleswig-Holsteins sehr nahe kommt. Wir erhalten dann einen Mitteldurchschnitt, indem wir Schleswig-Holstein betrachten wie 1'/- Großherzog- thum Hessen, so daß bei gleicher Bodenfläche, was Schleswig-Holstein weniger an Seelenzahl hat als beide Hessen, ausgeglichen wird durch das, was es an Quadratmeilen mehr hat als eines der beiden Hessen. Diesen Durchschnitt aber suchen wir, weil die Dichtigkeit der Bevölkerung von so wesentlichem Ge¬ wicht bei der Vergleichung der Staaten ist, wie denn das nicht ganz 6V- Quadratmeilen große Hamburg, das eine Seelenzahl fast wie Sachsen-Weimar hat, ein Budget aufweist, viel größer, als das 85 Quadratmeilen enthaltende Nassau, und beinahe so groß als das 173 Quadratmeilen enthaltende Kurhessen. Unser Ruckschluß von diesem Verhältniß bei Schleswig-Holstein ist, daß die durch die geringere Dichtigkeit der Bevölkerung im Vergleich mit beiden Hessen verminderte Steuerkraft gegenüber der so viel größeren Bodenfläche Schleswig- Holsteins (als die des Großherzogthums Hessen) dadurch ausgeglichen wird, daß wir die Elbherzogthümer nicht den an Bodenfläche fast gleichen beiden Hessen, sondern nur dem dichter bevölkerten Großherzogthum Hessen, vermehrt um die Hälfte desselben, gleichstellen. Zur Vervollständigung unserer Staatenvergleichung wollen wir übrigens noch hinzufügen, daß der Grundfläche nach Schleswig-Holstein auch an die preußische Provinz Westfalen (mit 367 Quadratmeilen) erinnert, hinter der es aber in der Seelenzahl wieder bedeutend zurückbleibt, da Westfalen (1861) 1.618,065 Einwohner zählte. Am meisten entspricht, in Grundfläche und Be¬ völkerungsdichtigkeit zugleich, Schleswig-Holstein der östreichischen Provinz ") Wir müssen.hier die Volkszählung von 1861 statt der im Großen und Ganzen ve- reits feststehenden von 1864 nehmen, weil die Elbherzogthümer, deren Bevölkerung seit 1860 nicht zugenommen hat, unter der dänischen Wirthschaft zu abnorme Verhältnisse durchgemacht haben, als daß ihre heutige Bevölkerung mit der weit vorgeschnttneren anderer dentschen Staaten von 1864 verglichen werden dürste. 36'

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/261
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/261>, abgerufen am 15.01.2025.