Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.ständigung überhaupt einen Sinn hat, so kann es nur den haben, die Stellung Aus Längere Zeit haben Sie keinen politischen Bericht aus unserm angulus terrarum ständigung überhaupt einen Sinn hat, so kann es nur den haben, die Stellung Aus Längere Zeit haben Sie keinen politischen Bericht aus unserm angulus terrarum <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0251" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283604"/> <p xml:id="ID_688" prev="#ID_687"> ständigung überhaupt einen Sinn hat, so kann es nur den haben, die Stellung<lb/> der Schleswig-Holsteiner zu Preußen für die Zukunft nach Möglichkeit zu ver-<lb/> giften. Man sollte meinen, selbst vom legitimisiischen Standpunkte hätte sich<lb/> ein ernstes Mahnwort diesem selbstmörderischen Treiben gegenüber rechtfertigen<lb/> lassen, und es ist die Frage, ob ein solches Mahnwort, an der rechten Stelle<lb/> in der rechten Weise im Namen einer im Lande so geachteten Corporation<lb/> wie die dicker Universität gesprochen, unbeachtet verhallt wäre. Es sollte nicht<lb/> so kommen: die Universität hat es vorgezogen, in brüderlicher Eintracht mit<lb/> den Schleswig-holsteinischen und den Kampfgenossenvereinen für den augusten-<lb/> burgischen Mechanismus zu arbeiten! Wir wissen nicht, ob ihre Mitglieder<lb/> wirklich lauter particularistische Fanatiker sind; die es nicht sind, werden dem<lb/> Vorwurfe schwer entgehen, daß sie socialen Rücksichten oder einem Corporations-<lb/> dunkel, der lieber eine schlechte als gar keine Rolle spielt, ihre bessere Ueber¬<lb/> zeugung geopfert haben und mit dem Strom geschwommen sind. Verhält es<lb/> sich anders, ist der Druck der Festrede nur aus Schonung gegen den eigen¬<lb/> mächtigen Veranstalter der Festfeier beschlossen worden, nun so versäume die<lb/> kieler Universität die Gelegenheit nicht, es bei ihrer demnächst bevorstehenden<lb/> 200jährigen Stiftungsfeier zu zeigen, der ersten, die sie auf freiem deutschen<lb/> Boden begehen wird! Möge sie in feierlicher Weise es aussprechen, daß sie<lb/> der hohen Bedeutung dieses Umstandes sich dankbar bewußt ist, möge sie Zeug¬<lb/> niß ablegen von ihrem Berufe, ein Hort deutschen Geisteslebens im Norden zu<lb/> sein, möge sie vor allem jene schmähliche Erniedrigung, welche die Festrede<lb/> Peter Forchhammers ihr angesonnen hat, Hüterin zu sein des kläglichsten Par-<lb/> ticularismus. möge sie diese offen und entschieden von sich weisen! —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Aus </head><lb/> <p xml:id="ID_689" next="#ID_690"> Längere Zeit haben Sie keinen politischen Bericht aus unserm angulus terrarum<lb/> erhalten. Was hier vorgeht, kann im kleinen Kreise gut und nützlich sein, für<lb/> die draußen Stehenden hat es wenig zu bedeuten. Wo dann gleichwohl ein Streben<lb/> nach Größerem hervortritt, ist es selten erfreulich, sofern es doch nur das Mißver¬<lb/> hältniß von Wollen und Können ans Licht stellt, am allermeisten dann, wenn die<lb/> handelnden Personen selbst dieses Mißverhältniß nicht in Rechnung gezogen haben.<lb/> Sie werden es dem Localpatriotismus Ihres Berichterstatters zu Gut halten, daß<lb/> ^ sich in Schweigen hüllte, als die würtenbergische Kammer ihre berühmte That-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0251]
ständigung überhaupt einen Sinn hat, so kann es nur den haben, die Stellung
der Schleswig-Holsteiner zu Preußen für die Zukunft nach Möglichkeit zu ver-
giften. Man sollte meinen, selbst vom legitimisiischen Standpunkte hätte sich
ein ernstes Mahnwort diesem selbstmörderischen Treiben gegenüber rechtfertigen
lassen, und es ist die Frage, ob ein solches Mahnwort, an der rechten Stelle
in der rechten Weise im Namen einer im Lande so geachteten Corporation
wie die dicker Universität gesprochen, unbeachtet verhallt wäre. Es sollte nicht
so kommen: die Universität hat es vorgezogen, in brüderlicher Eintracht mit
den Schleswig-holsteinischen und den Kampfgenossenvereinen für den augusten-
burgischen Mechanismus zu arbeiten! Wir wissen nicht, ob ihre Mitglieder
wirklich lauter particularistische Fanatiker sind; die es nicht sind, werden dem
Vorwurfe schwer entgehen, daß sie socialen Rücksichten oder einem Corporations-
dunkel, der lieber eine schlechte als gar keine Rolle spielt, ihre bessere Ueber¬
zeugung geopfert haben und mit dem Strom geschwommen sind. Verhält es
sich anders, ist der Druck der Festrede nur aus Schonung gegen den eigen¬
mächtigen Veranstalter der Festfeier beschlossen worden, nun so versäume die
kieler Universität die Gelegenheit nicht, es bei ihrer demnächst bevorstehenden
200jährigen Stiftungsfeier zu zeigen, der ersten, die sie auf freiem deutschen
Boden begehen wird! Möge sie in feierlicher Weise es aussprechen, daß sie
der hohen Bedeutung dieses Umstandes sich dankbar bewußt ist, möge sie Zeug¬
niß ablegen von ihrem Berufe, ein Hort deutschen Geisteslebens im Norden zu
sein, möge sie vor allem jene schmähliche Erniedrigung, welche die Festrede
Peter Forchhammers ihr angesonnen hat, Hüterin zu sein des kläglichsten Par-
ticularismus. möge sie diese offen und entschieden von sich weisen! —
Aus
Längere Zeit haben Sie keinen politischen Bericht aus unserm angulus terrarum
erhalten. Was hier vorgeht, kann im kleinen Kreise gut und nützlich sein, für
die draußen Stehenden hat es wenig zu bedeuten. Wo dann gleichwohl ein Streben
nach Größerem hervortritt, ist es selten erfreulich, sofern es doch nur das Mißver¬
hältniß von Wollen und Können ans Licht stellt, am allermeisten dann, wenn die
handelnden Personen selbst dieses Mißverhältniß nicht in Rechnung gezogen haben.
Sie werden es dem Localpatriotismus Ihres Berichterstatters zu Gut halten, daß
^ sich in Schweigen hüllte, als die würtenbergische Kammer ihre berühmte That-
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