Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.ist, im Mittelalter besonders stark, weil die Zersplitterung des Münzprägeregals Viele Abgaben überhaupt mußten die Meßfremden zahlen, Land- und ist, im Mittelalter besonders stark, weil die Zersplitterung des Münzprägeregals Viele Abgaben überhaupt mußten die Meßfremden zahlen, Land- und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0230" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283583"/> <p xml:id="ID_649" prev="#ID_648"> ist, im Mittelalter besonders stark, weil die Zersplitterung des Münzprägeregals<lb/> unter die Masse geistlicher und weltlicher Herrschaften eine bedeutende Anzahl<lb/> von in Prägung, wirklichem und Gcltungswerthe höchst verschiedenen Mün-<lb/> zen auf die Märkte brachte, und weil der Neid der Prägeberechtigten und die<lb/> Finanznoth derselben in jährlicher Neuprägung und fast chronischer Verfehlens.<lb/> terung der Münzen sich Erleichterung suchte. Hierzu kommen die vielen cur-<lb/> sirenden Geldsorten des Auslandes. Da nun in jedem Orte nur das Geld<lb/> des dortigen Landes oder Ortes cursiren durfte, brauchte man Wechsler jeder¬<lb/> zeit, am meisten in de>, Messen. Das Umwechseln („Wesstl") war ein Hoheits¬<lb/> recht des Kaisers; er übertrug es vielfach auf die deutschen Machthaber. So<lb/> verlieh es 1364 Kaiser Ludwig dem frankfurter Rathe, und dieser behielt es<lb/> als Regal, während es an vielen andern Orten freigegeben wurde. Er übte<lb/> es durch einzelne selbständige Kaufleute (Wesseler), später, seit der großen<lb/> Wechselreform zu Frankfurt 1402 und 1403, auch im Verein mit den Ban¬<lb/> kiers aus, welchen er die Banken vermiethet hatte; und die Wechsler wogen<lb/> die fremden Münzen und sonstigen Werthstücke auf einer der drei Arten von<lb/> städtischen Wagen, der Gold-, oder Gulden- oder Silber- (Kleinodien)-Wage,<lb/> zahlten dagegen den Werth in frankfurter Münze und rechneten bestimmte Pro-<lb/> cente für ihre Mühwaltung und die Abgabe für die Stadtkasse davon ab<lb/> (Wiegegeld), welche allein sie für die Ausübung des städtischen Wessils zu ent¬<lb/> richten hatten. Natürlich war der Höhepunkt der Privat- und Stadteinnah¬<lb/> men aus dem Wessil die Zeit der Messen. 1402 bei Umgestaltung des Wech¬<lb/> sels und Etablirung der städtischen Bank betrieb der Rath das ganze Wechsel-<lb/> geschäft selbst mit seinen Dienern, hier flössen also alle Einnahmen daraus in<lb/> die Stadtkasse. 1403 gründete er alsdann vier Banken, über deren Natur<lb/> das Detail in dem oben genannten Aufsatze der Grenzboten zu finden ist.<lb/> Hier steigerte sich die Einnahme des Rathes und der Bankiers aus den Geld¬<lb/> geschäften, besonders in den Messen, bedeutend. Denn die Banken besorgten<lb/> nicht allein das Umwechseln der Münzen (Handwechsel), sondern bewirkten auch,<lb/> daß durch Meßanweisungen und Meßwechsel, dvmicilirt oder gezogen bei ihnen<lb/> und auf sie. Zahlungen von ihnen geleistet und empfangen wurden. Hierher<lb/> gehört, was oben von dem Geld- und Wechselverkehr auf der frankfurter Messe<lb/> gesagt ist. Endlich liehen die Bankiers und der Rath ihre eignen, auch private<lb/> und städtische Capitalien auf Zinsen gegen Pfänder aus, was sie als Wechsler<lb/> gegen das kanonische und weltliche Wuchervcrbot durften. — Aus alledem er¬<lb/> klärt sich, daß der Geldhandel der Messen für den frankfurter Rath das ein¬<lb/> träglichste der Meßgeschäfte war, ihm zunächst stellten sich die Einkünfte vom<lb/> Leinwandhandel, dann vom Unterkaufe von Pferden.</p><lb/> <p xml:id="ID_650" next="#ID_651"> Viele Abgaben überhaupt mußten die Meßfremden zahlen, Land- und<lb/> Wasscrzölle, die Markt- (Handels-) Abgabe im Allgemeinen (genannt Merkitrccht,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0230]
ist, im Mittelalter besonders stark, weil die Zersplitterung des Münzprägeregals
unter die Masse geistlicher und weltlicher Herrschaften eine bedeutende Anzahl
von in Prägung, wirklichem und Gcltungswerthe höchst verschiedenen Mün-
zen auf die Märkte brachte, und weil der Neid der Prägeberechtigten und die
Finanznoth derselben in jährlicher Neuprägung und fast chronischer Verfehlens.
terung der Münzen sich Erleichterung suchte. Hierzu kommen die vielen cur-
sirenden Geldsorten des Auslandes. Da nun in jedem Orte nur das Geld
des dortigen Landes oder Ortes cursiren durfte, brauchte man Wechsler jeder¬
zeit, am meisten in de>, Messen. Das Umwechseln („Wesstl") war ein Hoheits¬
recht des Kaisers; er übertrug es vielfach auf die deutschen Machthaber. So
verlieh es 1364 Kaiser Ludwig dem frankfurter Rathe, und dieser behielt es
als Regal, während es an vielen andern Orten freigegeben wurde. Er übte
es durch einzelne selbständige Kaufleute (Wesseler), später, seit der großen
Wechselreform zu Frankfurt 1402 und 1403, auch im Verein mit den Ban¬
kiers aus, welchen er die Banken vermiethet hatte; und die Wechsler wogen
die fremden Münzen und sonstigen Werthstücke auf einer der drei Arten von
städtischen Wagen, der Gold-, oder Gulden- oder Silber- (Kleinodien)-Wage,
zahlten dagegen den Werth in frankfurter Münze und rechneten bestimmte Pro-
cente für ihre Mühwaltung und die Abgabe für die Stadtkasse davon ab
(Wiegegeld), welche allein sie für die Ausübung des städtischen Wessils zu ent¬
richten hatten. Natürlich war der Höhepunkt der Privat- und Stadteinnah¬
men aus dem Wessil die Zeit der Messen. 1402 bei Umgestaltung des Wech¬
sels und Etablirung der städtischen Bank betrieb der Rath das ganze Wechsel-
geschäft selbst mit seinen Dienern, hier flössen also alle Einnahmen daraus in
die Stadtkasse. 1403 gründete er alsdann vier Banken, über deren Natur
das Detail in dem oben genannten Aufsatze der Grenzboten zu finden ist.
Hier steigerte sich die Einnahme des Rathes und der Bankiers aus den Geld¬
geschäften, besonders in den Messen, bedeutend. Denn die Banken besorgten
nicht allein das Umwechseln der Münzen (Handwechsel), sondern bewirkten auch,
daß durch Meßanweisungen und Meßwechsel, dvmicilirt oder gezogen bei ihnen
und auf sie. Zahlungen von ihnen geleistet und empfangen wurden. Hierher
gehört, was oben von dem Geld- und Wechselverkehr auf der frankfurter Messe
gesagt ist. Endlich liehen die Bankiers und der Rath ihre eignen, auch private
und städtische Capitalien auf Zinsen gegen Pfänder aus, was sie als Wechsler
gegen das kanonische und weltliche Wuchervcrbot durften. — Aus alledem er¬
klärt sich, daß der Geldhandel der Messen für den frankfurter Rath das ein¬
träglichste der Meßgeschäfte war, ihm zunächst stellten sich die Einkünfte vom
Leinwandhandel, dann vom Unterkaufe von Pferden.
Viele Abgaben überhaupt mußten die Meßfremden zahlen, Land- und
Wasscrzölle, die Markt- (Handels-) Abgabe im Allgemeinen (genannt Merkitrccht,
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