Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Reibungen mit der Landesregierung und unglückliche Unternehmungen, wie jene Offenbar hat diese Art große Geschäfte zu behandeln ihre Uebelstände, und Wenn man in den Herzogthümern durchsetzen wollte, was auch dies Blatt Reibungen mit der Landesregierung und unglückliche Unternehmungen, wie jene Offenbar hat diese Art große Geschäfte zu behandeln ihre Uebelstände, und Wenn man in den Herzogthümern durchsetzen wollte, was auch dies Blatt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0210" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283563"/> <p xml:id="ID_593" prev="#ID_592"> Reibungen mit der Landesregierung und unglückliche Unternehmungen, wie jene<lb/> Sendung des Prinzen Hohenlohe, die allein schon hingereicht hätte, auch eine<lb/> wohlgeneigte Majorität mit Argwohn und Unzufriedenheit zu erfüllen. Endlich<lb/> kam man zu dem Letzten, man hoffte von einer Polizeimaßregel politisches Heil,<lb/> und forderte die Entfernung des Herzogs aus den Herzogthümern, weil man<lb/> entdeckte, daß seine Umgebung das Volk besser zu bearbeiten wußte, als die<lb/> eigenen Beamten. Jetzt zürnt man der Opposition im eignen Lande, d. h. dem<lb/> preußischen Bürgerthum, man zürnt den Wienern, man zürnt sehr den Mittel¬<lb/> staaten und den undankbaren Bewohnern der Herzogthümer.</p><lb/> <p xml:id="ID_594"> Offenbar hat diese Art große Geschäfte zu behandeln ihre Uebelstände, und<lb/> es ist für einen, der nichts inniger wünscht, als daß Preußen für die Siege<lb/> seiner Soldaten den entsprechenden Zuwachs an Ehre und Macht gewinnen<lb/> möge, eine harte Sache, das auszusprechen. Aber auf dem Wege, den man<lb/> bis jetzt gegangen, ist kein Sieg, ja nicht einmal ein Krieg möglich. Es ist<lb/> nach allem, was versehen worden, vielleicht unmöglich, die günstige Stellung<lb/> wieder zu gewinnen, welche Preußen nach dem Friedensschlüsse hatte, aber es<lb/> ist noch nicht zu spät, wenigstens einen Theil dessen, was Preußen mit Recht<lb/> fordern darf, zu retten. Bis jetzt ist durch alle Versuche der preußischen Politik<lb/> nur das Ansehn und Selbstgefühl Oestreichs gesteigert, in den Herzogthümern<lb/> nur eine bornirte Erbitterung großgezogen worden, man ist mit den Versuchen<lb/> am Ende, und ist so weit gekommen, daß man entweder in der ungünstigsten<lb/> Lage mit dem Mitbesitzer in offenen Kampf treten, oder sich in ruhmloser Weise<lb/> resigniren muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_595" next="#ID_596"> Wenn man in den Herzogthümern durchsetzen wollte, was auch dies Blatt<lb/> wünscht, daß das preußische Principal die Bildung eines neuen Kleinstaats<lb/> überwinde, so hätte man sich preußischerseits vom ersten Tage des Besitzes hoch<lb/> über den Localpatriotismus und die Ansprüche des Herzogs stellen müssen, nie<lb/> aber so weit herabsteigen, um gegen sie mit Beschwerden, Drohungen und<lb/> kleinen Polizeimitteln anzukämpfen. Wenn der Schleswig-holsteinische Patrio¬<lb/> tismus den angestammten Herzog leben ließ, warum sollte die preußische Mili¬<lb/> tärmusik nicht den Tusch dazu blasen? Wenn der Kieler den Geburtstag des<lb/> gewünschten Fürsten feierte, warum in aller Welt sollte der preußische Commissär<lb/> und General dem beliebten Herrn nicht artig gratuliren? Wenn Flaggen auf¬<lb/> gesteckt wurden, die preußischen Beamten durften zuerst das Banner Schleswig-<lb/> Holstein» an ihre Fenster hängen und den Leuten von Schleswig und Holstein<lb/> die Courtoisie überlassen, ihrerseits mit den preußischen Farben zu flaggen.<lb/> Wozu in aller Welt die gereizte Stimmung gegen die Freude der Schleswig-<lb/> Holsteiner an ihrem Herzoge? Diese Loyalität ist in der That ein hübsches und<lb/> warmes Gefühl, es gilt ja nicht nur dem Herrn selbst, der ihnen gefällt, und<lb/> von dem sie Gutes hoffen, sondern noch mehr ihrem Recht den Dänen gegen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0210]
Reibungen mit der Landesregierung und unglückliche Unternehmungen, wie jene
Sendung des Prinzen Hohenlohe, die allein schon hingereicht hätte, auch eine
wohlgeneigte Majorität mit Argwohn und Unzufriedenheit zu erfüllen. Endlich
kam man zu dem Letzten, man hoffte von einer Polizeimaßregel politisches Heil,
und forderte die Entfernung des Herzogs aus den Herzogthümern, weil man
entdeckte, daß seine Umgebung das Volk besser zu bearbeiten wußte, als die
eigenen Beamten. Jetzt zürnt man der Opposition im eignen Lande, d. h. dem
preußischen Bürgerthum, man zürnt den Wienern, man zürnt sehr den Mittel¬
staaten und den undankbaren Bewohnern der Herzogthümer.
Offenbar hat diese Art große Geschäfte zu behandeln ihre Uebelstände, und
es ist für einen, der nichts inniger wünscht, als daß Preußen für die Siege
seiner Soldaten den entsprechenden Zuwachs an Ehre und Macht gewinnen
möge, eine harte Sache, das auszusprechen. Aber auf dem Wege, den man
bis jetzt gegangen, ist kein Sieg, ja nicht einmal ein Krieg möglich. Es ist
nach allem, was versehen worden, vielleicht unmöglich, die günstige Stellung
wieder zu gewinnen, welche Preußen nach dem Friedensschlüsse hatte, aber es
ist noch nicht zu spät, wenigstens einen Theil dessen, was Preußen mit Recht
fordern darf, zu retten. Bis jetzt ist durch alle Versuche der preußischen Politik
nur das Ansehn und Selbstgefühl Oestreichs gesteigert, in den Herzogthümern
nur eine bornirte Erbitterung großgezogen worden, man ist mit den Versuchen
am Ende, und ist so weit gekommen, daß man entweder in der ungünstigsten
Lage mit dem Mitbesitzer in offenen Kampf treten, oder sich in ruhmloser Weise
resigniren muß.
Wenn man in den Herzogthümern durchsetzen wollte, was auch dies Blatt
wünscht, daß das preußische Principal die Bildung eines neuen Kleinstaats
überwinde, so hätte man sich preußischerseits vom ersten Tage des Besitzes hoch
über den Localpatriotismus und die Ansprüche des Herzogs stellen müssen, nie
aber so weit herabsteigen, um gegen sie mit Beschwerden, Drohungen und
kleinen Polizeimitteln anzukämpfen. Wenn der Schleswig-holsteinische Patrio¬
tismus den angestammten Herzog leben ließ, warum sollte die preußische Mili¬
tärmusik nicht den Tusch dazu blasen? Wenn der Kieler den Geburtstag des
gewünschten Fürsten feierte, warum in aller Welt sollte der preußische Commissär
und General dem beliebten Herrn nicht artig gratuliren? Wenn Flaggen auf¬
gesteckt wurden, die preußischen Beamten durften zuerst das Banner Schleswig-
Holstein» an ihre Fenster hängen und den Leuten von Schleswig und Holstein
die Courtoisie überlassen, ihrerseits mit den preußischen Farben zu flaggen.
Wozu in aller Welt die gereizte Stimmung gegen die Freude der Schleswig-
Holsteiner an ihrem Herzoge? Diese Loyalität ist in der That ein hübsches und
warmes Gefühl, es gilt ja nicht nur dem Herrn selbst, der ihnen gefällt, und
von dem sie Gutes hoffen, sondern noch mehr ihrem Recht den Dänen gegen-
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