Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.einzusetzen. Die Supplication stimmt in diesen Forderungen oft fast wörtlich Ferdinand versprach in seiner Antwort an die Gerichte Thaur und Netten- einzusetzen. Die Supplication stimmt in diesen Forderungen oft fast wörtlich Ferdinand versprach in seiner Antwort an die Gerichte Thaur und Netten- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0190" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283543"/> <p xml:id="ID_541" prev="#ID_540"> einzusetzen. Die Supplication stimmt in diesen Forderungen oft fast wörtlich<lb/> mit dem ersten jener 12 Artikel überein, die bald das allgemeine Programm<lb/> der ganzen Bauerschaft wurden. Die übrigen Punkte paßte man dem Bedarf<lb/> des Landes an. Auch hier wurde beim Verkauf, wie dort bezüglich des Tod-<lb/> falls, die Abschaffung des Auf- und Abzugs, des doppelten Zehents und der<lb/> übermäßigen Grundzinsen, namentlich jener des Bischofs von Augsburg, die<lb/> Beschränkung der Forstknechte, Freigebung des Vogel- und Fischfangs, unge¬<lb/> hinderte Vertreibung des Rothwildes begehrt; der Rest der Beschwerden bezog<lb/> sich theils auf die Verletzung des alten Herkommens in Besetzung der Aemter<lb/> mit Fremden. Erhöhung des Schreib- und Siegelgeldes, Einmischung der<lb/> Obrigkeiten in die Vergleiche der Gemeinden, Beseitigung der Geschwornen<lb/> beim Strafverfahren, Errichtung von Weinschänken durch Richterund Gerichts¬<lb/> schreiber, Beseitigung der Fugger und anderer Kaufmannsgesellschaften, der<lb/> vielen Zölle und des vergrößerten Maßes, so wie die Absperrung des kreuter<lb/> Weins, theils auf die neuesten Ereignisse, die Ausfuhr von Pulver, Büchsen<lb/> und Geschütz und Heranziehung fremder Reiter. Auch die Ausschüsse des Jnn-<lb/> und Wippthales stellten als Ursache des Aufruhrs die Sorge des gemeinen<lb/> Mannes um die lautere Verkündung des Evangeliums, „wie das der Text an¬<lb/> zeigt", und den Eigennutz des dagegen wirkenden Klerus obenan und beklagten<lb/> sich nebenher über die Theilnahme der Geistlichen an der Negierung und die<lb/> Willkür des Schatzmeisters, der für sich allein alle Aemter leite und fremdes<lb/> Kriegsvolk kommen lasse. Die Bergwerksverwalter zu Schwätz und das Gericht<lb/> Freundsberg erklärten dagegen, daß sie ob solcher Empörung großes Mißfallen<lb/> trügen und bereit wären, ihr mit ganzer Macht zu steuern, ebenso anhänglich<lb/> lauteten die Eingaben aus Ehrenberg und Pusterthal. Am weitesten gingen die Be¬<lb/> schwerden der Bauerschaft an der Etsch. die, nachdem sie bei einer Versammlung<lb/> am 13. Mai beschlossen worden. Michael Gaißmayr selbst überbrachte. Alle Zinsen,<lb/> mit Ausnahme der an den Landesfürsten, vor allen jene an Klöster und Pfarrer,<lb/> sollten todt und ab sein, ebenso die Zölle, statt des Auf- und Abzugs, wie<lb/> von Alters her, dem Grundherrn nur eine Ehrung mit einem Pfund Pfeffer<lb/> gethan, und der Kornzehend der Gemeinde gereicht werden, doch nur so viel,<lb/> als nöthig, um den Pfarrer davon zu unterhalten; diesen möge sie selbst ein-<lb/> und absetzen. Vicare seien abgestellt, Edle und Unedle, Geistliche und Weltliche,<lb/> müßten fürder vor dem gemeinen Richter Red und Antwort geben, die Wei-<lb/> denei, Jagd und Fischerei seien frei zu geben, kein vergrößertes Maß mehr zu<lb/> dulden, insbesondere wurden die Aufhebung des Zolls in Ulten und das Ver¬<lb/> bot der Einfuhr von trienter Weinen gefordert.</p><lb/> <p xml:id="ID_542" next="#ID_543"> Ferdinand versprach in seiner Antwort an die Gerichte Thaur und Netten-<lb/> verg, daß er das heilige Evangelium klar und lauter nach christlichem Verstand,<lb/> durch ehrbare, geschickte und fromme Priester wolle verkünden lassen; es schien,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0190]
einzusetzen. Die Supplication stimmt in diesen Forderungen oft fast wörtlich
mit dem ersten jener 12 Artikel überein, die bald das allgemeine Programm
der ganzen Bauerschaft wurden. Die übrigen Punkte paßte man dem Bedarf
des Landes an. Auch hier wurde beim Verkauf, wie dort bezüglich des Tod-
falls, die Abschaffung des Auf- und Abzugs, des doppelten Zehents und der
übermäßigen Grundzinsen, namentlich jener des Bischofs von Augsburg, die
Beschränkung der Forstknechte, Freigebung des Vogel- und Fischfangs, unge¬
hinderte Vertreibung des Rothwildes begehrt; der Rest der Beschwerden bezog
sich theils auf die Verletzung des alten Herkommens in Besetzung der Aemter
mit Fremden. Erhöhung des Schreib- und Siegelgeldes, Einmischung der
Obrigkeiten in die Vergleiche der Gemeinden, Beseitigung der Geschwornen
beim Strafverfahren, Errichtung von Weinschänken durch Richterund Gerichts¬
schreiber, Beseitigung der Fugger und anderer Kaufmannsgesellschaften, der
vielen Zölle und des vergrößerten Maßes, so wie die Absperrung des kreuter
Weins, theils auf die neuesten Ereignisse, die Ausfuhr von Pulver, Büchsen
und Geschütz und Heranziehung fremder Reiter. Auch die Ausschüsse des Jnn-
und Wippthales stellten als Ursache des Aufruhrs die Sorge des gemeinen
Mannes um die lautere Verkündung des Evangeliums, „wie das der Text an¬
zeigt", und den Eigennutz des dagegen wirkenden Klerus obenan und beklagten
sich nebenher über die Theilnahme der Geistlichen an der Negierung und die
Willkür des Schatzmeisters, der für sich allein alle Aemter leite und fremdes
Kriegsvolk kommen lasse. Die Bergwerksverwalter zu Schwätz und das Gericht
Freundsberg erklärten dagegen, daß sie ob solcher Empörung großes Mißfallen
trügen und bereit wären, ihr mit ganzer Macht zu steuern, ebenso anhänglich
lauteten die Eingaben aus Ehrenberg und Pusterthal. Am weitesten gingen die Be¬
schwerden der Bauerschaft an der Etsch. die, nachdem sie bei einer Versammlung
am 13. Mai beschlossen worden. Michael Gaißmayr selbst überbrachte. Alle Zinsen,
mit Ausnahme der an den Landesfürsten, vor allen jene an Klöster und Pfarrer,
sollten todt und ab sein, ebenso die Zölle, statt des Auf- und Abzugs, wie
von Alters her, dem Grundherrn nur eine Ehrung mit einem Pfund Pfeffer
gethan, und der Kornzehend der Gemeinde gereicht werden, doch nur so viel,
als nöthig, um den Pfarrer davon zu unterhalten; diesen möge sie selbst ein-
und absetzen. Vicare seien abgestellt, Edle und Unedle, Geistliche und Weltliche,
müßten fürder vor dem gemeinen Richter Red und Antwort geben, die Wei-
denei, Jagd und Fischerei seien frei zu geben, kein vergrößertes Maß mehr zu
dulden, insbesondere wurden die Aufhebung des Zolls in Ulten und das Ver¬
bot der Einfuhr von trienter Weinen gefordert.
Ferdinand versprach in seiner Antwort an die Gerichte Thaur und Netten-
verg, daß er das heilige Evangelium klar und lauter nach christlichem Verstand,
durch ehrbare, geschickte und fromme Priester wolle verkünden lassen; es schien,
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