Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.begründete, von dem Soldatenkönig; dem principiellen Hasser und Verächter begründete, von dem Soldatenkönig; dem principiellen Hasser und Verächter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0186" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283539"/> <p xml:id="ID_535" prev="#ID_534" next="#ID_536"> begründete, von dem Soldatenkönig; dem principiellen Hasser und Verächter<lb/> der Künste und alles feinen, geistigen und anmuthigen Lebensschmucks. Aber<lb/> das cur, guoinoäo, quibus auxiüis suchte ich immer noch vergebens in Er¬<lb/> fahrung zu bringen, selbst bei denen, die, sollte man meinen, von Amtswegen<lb/> genaue Kunde davon haben und geben können müßten. Genug, die Thatsache<lb/> besteht, und wir haben uns an ihr genügen zu lassen. Der mittelste Wand¬<lb/> schrank des rothen Saals, auf welchem die Büste Albrecht Dürers ruht, enthält<lb/> noch ungetrennt aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang jene als „Sammlung<lb/> Friedrich Wilhelm des Ersten" bezeichneten deutschen Und niederländischen Hand«<lb/> Zeichnungen. Unter den späteren Regenten wird sich im Lauf der Zeit mehr<lb/> und Neues aus diesem Keim entwickelt, um diesen ersten festen Punkt angesetzt<lb/> haben. Doch ist das Cabinet zu einem eigentlich großartigen und allseitigen<lb/> Besitz erst durch den im ersten Regierungsjahre Friedrich Wilhelm des Vierten<lb/> vollzogenen Ankauf der berühmten Privatsammlung v. Naglers gekommen,<lb/> ein Besitz, der durch die spätere Erwerbung der gleichfalls sehr umfangreichen<lb/> und vollständigen v. Derschauschen und durch fortwährende neuere Ergänzungen<lb/> und Vermehrungen allmälig zu seiner gegenwärtigen enormen Ausdehnung, wo<lb/> er weit über eine halbe Million Blätter umfaßt, gebracht worden ist. Erst<lb/> mit dem naglerschen Ankauf erhielt das so erweiterte Cabinet seinen besondern<lb/> Director in der Person des unvergeßlichen v. Schorn, des Bruders jenes be¬<lb/> kannten annahm-berliner GeschiHtsmalers und des weimarischen Kunstgelehrten<lb/> gleichen Namens, dessen (des letztern) Sohn gegenwärtig dort als Secretär der<lb/> neuen Kunstschule fungirt. Schorn, früher selbst auch Maler wie der eine<lb/> Bruder, war ein einsichtsvoller und leidenschaftlicher Kenner und Freund der Kunst,<lb/> von einer seltenen Allseitigkeit des Geschmacks und der Würdigungsfähigkeit<lb/> des Producirten, welche ihn befähigte, zu gleicher Zeit für Kaulbach und Adolf<lb/> Menzel fast eine gleichgroße Liebe und Bewunderung zu bewähren. Die<lb/> graphischen Künste kannte er aus dem Grunde, die Specialbildung des rechten<lb/> Kupferstichliebhabers und Sammlers, welche für profane Sterbliche etwas so<lb/> Unbegreifliches hat, war bei ihm durch seine Verwaltung des naglerschen Ca-<lb/> binets noch unter seinem ursprünglichen Besitzer zu einer erstaunlichen Ent¬<lb/> wicklung und Verfeinerung gediehen. Aber anders als die Mehrzahl der Spe¬<lb/> cialisten dieses Genres hatte er über dem Versinken in die kleinen Wichtig¬<lb/> keiten dieser Kunde und Bildung nicht den höhern freiern Sinn für die Haupt¬<lb/> sachen der Kunst verloren, denen gegenüber sich der meisterlichste Stich immer<lb/> doch nur wie Mittel zum Zweck verhält. Junggesell sein Leben lang, wie es<lb/> der rechte „Kenner und Sammler" xar exesllenee selbstverständlich sein muß,<lb/> hatte er sein eigenes Heimwesen zu einem kleinen Museum interessanter Kunst¬<lb/> schätze, künstlerischer Kuriositäten, erlesener Handzeichnungen, Drucke, Schnitz¬<lb/> werke, Möbel:c. gemacht, aus welchem nach seinem vor etwa 8—10 Jahren</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0186]
begründete, von dem Soldatenkönig; dem principiellen Hasser und Verächter
der Künste und alles feinen, geistigen und anmuthigen Lebensschmucks. Aber
das cur, guoinoäo, quibus auxiüis suchte ich immer noch vergebens in Er¬
fahrung zu bringen, selbst bei denen, die, sollte man meinen, von Amtswegen
genaue Kunde davon haben und geben können müßten. Genug, die Thatsache
besteht, und wir haben uns an ihr genügen zu lassen. Der mittelste Wand¬
schrank des rothen Saals, auf welchem die Büste Albrecht Dürers ruht, enthält
noch ungetrennt aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang jene als „Sammlung
Friedrich Wilhelm des Ersten" bezeichneten deutschen Und niederländischen Hand«
Zeichnungen. Unter den späteren Regenten wird sich im Lauf der Zeit mehr
und Neues aus diesem Keim entwickelt, um diesen ersten festen Punkt angesetzt
haben. Doch ist das Cabinet zu einem eigentlich großartigen und allseitigen
Besitz erst durch den im ersten Regierungsjahre Friedrich Wilhelm des Vierten
vollzogenen Ankauf der berühmten Privatsammlung v. Naglers gekommen,
ein Besitz, der durch die spätere Erwerbung der gleichfalls sehr umfangreichen
und vollständigen v. Derschauschen und durch fortwährende neuere Ergänzungen
und Vermehrungen allmälig zu seiner gegenwärtigen enormen Ausdehnung, wo
er weit über eine halbe Million Blätter umfaßt, gebracht worden ist. Erst
mit dem naglerschen Ankauf erhielt das so erweiterte Cabinet seinen besondern
Director in der Person des unvergeßlichen v. Schorn, des Bruders jenes be¬
kannten annahm-berliner GeschiHtsmalers und des weimarischen Kunstgelehrten
gleichen Namens, dessen (des letztern) Sohn gegenwärtig dort als Secretär der
neuen Kunstschule fungirt. Schorn, früher selbst auch Maler wie der eine
Bruder, war ein einsichtsvoller und leidenschaftlicher Kenner und Freund der Kunst,
von einer seltenen Allseitigkeit des Geschmacks und der Würdigungsfähigkeit
des Producirten, welche ihn befähigte, zu gleicher Zeit für Kaulbach und Adolf
Menzel fast eine gleichgroße Liebe und Bewunderung zu bewähren. Die
graphischen Künste kannte er aus dem Grunde, die Specialbildung des rechten
Kupferstichliebhabers und Sammlers, welche für profane Sterbliche etwas so
Unbegreifliches hat, war bei ihm durch seine Verwaltung des naglerschen Ca-
binets noch unter seinem ursprünglichen Besitzer zu einer erstaunlichen Ent¬
wicklung und Verfeinerung gediehen. Aber anders als die Mehrzahl der Spe¬
cialisten dieses Genres hatte er über dem Versinken in die kleinen Wichtig¬
keiten dieser Kunde und Bildung nicht den höhern freiern Sinn für die Haupt¬
sachen der Kunst verloren, denen gegenüber sich der meisterlichste Stich immer
doch nur wie Mittel zum Zweck verhält. Junggesell sein Leben lang, wie es
der rechte „Kenner und Sammler" xar exesllenee selbstverständlich sein muß,
hatte er sein eigenes Heimwesen zu einem kleinen Museum interessanter Kunst¬
schätze, künstlerischer Kuriositäten, erlesener Handzeichnungen, Drucke, Schnitz¬
werke, Möbel:c. gemacht, aus welchem nach seinem vor etwa 8—10 Jahren
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |