Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Weisheit, einer liberalen Großartigkeit, einer Anmuth in den Mitteln ge¬ Sehen wir uns zunächst im Durchwandern der Säle die Disposition 21*
Weisheit, einer liberalen Großartigkeit, einer Anmuth in den Mitteln ge¬ Sehen wir uns zunächst im Durchwandern der Säle die Disposition 21*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0177" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283530"/> <p xml:id="ID_518" prev="#ID_517"> Weisheit, einer liberalen Großartigkeit, einer Anmuth in den Mitteln ge¬<lb/> troffen, welche nach der Behauptung nicht nur der principiellen Gegner und<lb/> Bekrittler unserer staatlichen und behördlichen Anordnungen preußischen In¬<lb/> stituten nicht eben durchweg eigen und charakteristisch ist. Und jene gute Mei¬<lb/> nung ist keineswegs nur das Resultat des bestechenden ersten Eindrucks, Ich<lb/> , kenne nichts Stichhaltigeres als dies Kupferstichcabinet. Jede genauere Kennt-<lb/> nisnahme, jeder in langen Jahren wieder und immer wieder darin erneuerte<lb/> Aufenthalt zu andauerndem Studium wie zu flüchtigem, leichten Genießen<lb/> bestärkt jenen und erhärtet mehr und mehr sein gutes volles Recht.</p><lb/> <p xml:id="ID_519" next="#ID_520"> Sehen wir uns zunächst im Durchwandern der Säle die Disposition<lb/> der Räume und die äußere Einrichtung und Erscheinung des ganzen Locals<lb/> etwas näher an. Sie nehmen die ganze nördliche Hälfte des obersten Stock¬<lb/> werks im neuen Museum ein und umschließen dort in der Höhe denjenigen<lb/> der beiden von den Flügeln des Bauwerks umspannten Höfe, auf dessen Grund¬<lb/> fläche sich die bekannte architektonisch-ägyptische Spielerei des nachgemachten Tempels<lb/> von Karnak in Miniaturausgabe erhebt. Zunächst ein Entreezimmer mit einem<lb/> großen Fenster nach der östlichen, der Spreeseite hin, links daran anstoßend<lb/> parallel mit ihm, ein dunklerer, vom Hof her beleuchteter Raum für die Diener,<lb/> die Requisiten, Buchbinderarbeitsgcräth und dergl. Es folgt in der Breite dieser<lb/> vereinigten Zimmer ein Saal von mächtiger Ausdehnung mit drei Fenstern nach der<lb/> Hofseite und vier nach der des Flusses hin. Rechtwinklig an diesen stößt an seinem<lb/> Ende, die nördliche Seite des Hofvicrecks bildend, ein schmäleres Durchgangs¬<lb/> zimmer und daneben ein zweiter Saal von den stattlichsten Maßen. Aus seiner<lb/> Mittelthür wieder gelangt man durch einen dem andern entsprechenden kleineren<lb/> zwischenliegenden Raum in den größten von allen, der, zugleich vom Hof, wie<lb/> von der äußern West- (der Kupfergraben) Seite her, dort durch fünf, hier durch<lb/> acht Fenster erhellt, mit seiner Ausgangsthür sich wieder in das Treppenhaus an<lb/> jenem Ende der nördlichen Wand desselben öffnet, wo das Bild der „Hunnen¬<lb/> schlacht" die Reihe der Gemälde an ihr beginnt. Dieser Ausgangsthür gegen¬<lb/> über, am andern Ende des langen Saals führt eine von reicher Holzschnitzarbeit<lb/> eingefaßte Pforte zum Zimmer der Directoren mit der seitlich daran stoßenden<lb/> Bibliothek. In allen diesen Räumen ist die selten gelöste Aufgabe aufs Glück¬<lb/> lichste vollzogen, vornehme Weite und Größe, künstlerische Noblesse der Dimen¬<lb/> sionen und der Einrichtung mit der schönsten traulichsten, gemüthlichen Behaglich¬<lb/> keit zu verbinden. Es ist schwer zu sagen, wodurch das bewerkstelligt ist. Bei<lb/> dem kleinen Vorzimmer mit seinen nah zusammengerückten Wänden, die mit schönen<lb/> Pastellcvpien berühmter dresdner Originale und in derselben Technik delikat aus¬<lb/> geführten Genrebildern von der eigenen Erfindung der trefflichen Madame Tassaert<lb/> aus dem Ende des letzten Jahrhunderts völlig bedeckt sind, ist es nicht zu verwun¬<lb/> dern. Wohl aber bei dem ersten großen Saal. Unter seiner flach gewölbten, mit Cas-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 21*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0177]
Weisheit, einer liberalen Großartigkeit, einer Anmuth in den Mitteln ge¬
troffen, welche nach der Behauptung nicht nur der principiellen Gegner und
Bekrittler unserer staatlichen und behördlichen Anordnungen preußischen In¬
stituten nicht eben durchweg eigen und charakteristisch ist. Und jene gute Mei¬
nung ist keineswegs nur das Resultat des bestechenden ersten Eindrucks, Ich
, kenne nichts Stichhaltigeres als dies Kupferstichcabinet. Jede genauere Kennt-
nisnahme, jeder in langen Jahren wieder und immer wieder darin erneuerte
Aufenthalt zu andauerndem Studium wie zu flüchtigem, leichten Genießen
bestärkt jenen und erhärtet mehr und mehr sein gutes volles Recht.
Sehen wir uns zunächst im Durchwandern der Säle die Disposition
der Räume und die äußere Einrichtung und Erscheinung des ganzen Locals
etwas näher an. Sie nehmen die ganze nördliche Hälfte des obersten Stock¬
werks im neuen Museum ein und umschließen dort in der Höhe denjenigen
der beiden von den Flügeln des Bauwerks umspannten Höfe, auf dessen Grund¬
fläche sich die bekannte architektonisch-ägyptische Spielerei des nachgemachten Tempels
von Karnak in Miniaturausgabe erhebt. Zunächst ein Entreezimmer mit einem
großen Fenster nach der östlichen, der Spreeseite hin, links daran anstoßend
parallel mit ihm, ein dunklerer, vom Hof her beleuchteter Raum für die Diener,
die Requisiten, Buchbinderarbeitsgcräth und dergl. Es folgt in der Breite dieser
vereinigten Zimmer ein Saal von mächtiger Ausdehnung mit drei Fenstern nach der
Hofseite und vier nach der des Flusses hin. Rechtwinklig an diesen stößt an seinem
Ende, die nördliche Seite des Hofvicrecks bildend, ein schmäleres Durchgangs¬
zimmer und daneben ein zweiter Saal von den stattlichsten Maßen. Aus seiner
Mittelthür wieder gelangt man durch einen dem andern entsprechenden kleineren
zwischenliegenden Raum in den größten von allen, der, zugleich vom Hof, wie
von der äußern West- (der Kupfergraben) Seite her, dort durch fünf, hier durch
acht Fenster erhellt, mit seiner Ausgangsthür sich wieder in das Treppenhaus an
jenem Ende der nördlichen Wand desselben öffnet, wo das Bild der „Hunnen¬
schlacht" die Reihe der Gemälde an ihr beginnt. Dieser Ausgangsthür gegen¬
über, am andern Ende des langen Saals führt eine von reicher Holzschnitzarbeit
eingefaßte Pforte zum Zimmer der Directoren mit der seitlich daran stoßenden
Bibliothek. In allen diesen Räumen ist die selten gelöste Aufgabe aufs Glück¬
lichste vollzogen, vornehme Weite und Größe, künstlerische Noblesse der Dimen¬
sionen und der Einrichtung mit der schönsten traulichsten, gemüthlichen Behaglich¬
keit zu verbinden. Es ist schwer zu sagen, wodurch das bewerkstelligt ist. Bei
dem kleinen Vorzimmer mit seinen nah zusammengerückten Wänden, die mit schönen
Pastellcvpien berühmter dresdner Originale und in derselben Technik delikat aus¬
geführten Genrebildern von der eigenen Erfindung der trefflichen Madame Tassaert
aus dem Ende des letzten Jahrhunderts völlig bedeckt sind, ist es nicht zu verwun¬
dern. Wohl aber bei dem ersten großen Saal. Unter seiner flach gewölbten, mit Cas-
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