Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.der Verfasser des Tagebuchs, so hohe Verehrung empfinden, daß wir auch kaum Berichtigung. In dem in Ur. 27 der "Grenzboten" enthaltenen Aufsatze "Aus dem Leben Mit diesem "in Lemberg erdolchten" Auditor kann niemand anders gemeint sein, Die Behauptung, daß er hier von Ungarn wegen seiner Blutthaten in ihrem Ein Bewohner Lcmbergs. Verantwortlicher Redacteur Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. -- Druck vo.n C. E. Mberl in Leipzig der Verfasser des Tagebuchs, so hohe Verehrung empfinden, daß wir auch kaum Berichtigung. In dem in Ur. 27 der „Grenzboten" enthaltenen Aufsatze „Aus dem Leben Mit diesem „in Lemberg erdolchten" Auditor kann niemand anders gemeint sein, Die Behauptung, daß er hier von Ungarn wegen seiner Blutthaten in ihrem Ein Bewohner Lcmbergs. Verantwortlicher Redacteur Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck vo.n C. E. Mberl in Leipzig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0172" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283525"/> <p xml:id="ID_511" prev="#ID_510"> der Verfasser des Tagebuchs, so hohe Verehrung empfinden, daß wir auch kaum<lb/> Wissenswerthes von ihm, z. B. was er da oder dort geträumt hat, uns mittheilen<lb/> zu lassen geneigt sind; um uns aber dafür zu interessiren, wie oft (vgl. Bd. 1. S. 10)<lb/> die Seekrankheit auf seinen inwendigen Menschen gewirkt hat, wohnen wir zu weit<lb/> weg vom Lande des Dalailama.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Berichtigung.</head><lb/> <p xml:id="ID_512"> In dem in Ur. 27 der „Grenzboten" enthaltenen Aufsatze „Aus dem Leben<lb/> des Generals Haynau" ist S. 28 folgendes zu lesen. „Wäre übrigens der Feldzeug-<lb/> meister (nämlich Haynau) auch zur Milde geneigt gewesen, so hätten sicherlich einige<lb/> Personen aus seiner Umgebung seinen Sinn umgestimmt. Zu diesen gehörte vor»<lb/> züglich ein Auditor, welcher von den Ungarn mit jenen Blutrichtcrn aus der Zeit<lb/> der Generale Cciraffa, Spankau und Heister verglichen wurde und einem Fouquier<lb/> Tinville zur Seite gestellt werden konnte. Er our.de später in Lemberg aus<lb/> offener Straße erdolcht." —</p><lb/> <p xml:id="ID_513"> Mit diesem „in Lemberg erdolchten" Auditor kann niemand anders gemeint sein,<lb/> als der hier am 28. October 1863 meuchlerisch ermordete Landesgerichtsrath L. K. Ritter<lb/> von Kuczynski. Unter den Auditoren, die sich in Ungarn in Haynaus Umgebung<lb/> befanden, mag sich einer befunden haben, welcher der von ihm eben gemachten<lb/> Schilderung entsprach, der in Lemberg ermordete Kuczynski war es aber nicht.<lb/> Dieser hat nie unter Haynau als Auditor in Ungarn gedient. Seine dienstliche<lb/> Carriere ist folgende. Im Jahre 1845 wurde er zum Auditoriatspraktikanten<lb/> ernannt und fungirte bei der nach den Vorgängen des Jahres 1846 in Wadowice<lb/> errichteten militärischen Untersuchungscommission als Dolmetsch und Actuar. Hierauf<lb/> kam er im Jahre 1849 als Oberlieutenant-Auditor zum italienischen Armeegcneral-<lb/> commando, avancirte beim Regiment Erzherzog Ludwig zum Hauptmann und fungirte<lb/> bei demselben in Vorarlberg und dann in Holstein und Hamburg, worauf er vom<lb/> März 1852 bis September 1854 in Wien beim Kriegsgericht Dienste leistete. Im<lb/> October 1854 verließ er den Militärdienst und kam als Landesgerichtsrath nach<lb/> Preßburg, wo er bis Ende März 1861 verblieb und dann in gleicher Stellung nach<lb/> Lemberg verseht wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_514"> Die Behauptung, daß er hier von Ungarn wegen seiner Blutthaten in ihrem<lb/> Vaterlande ermordet worden sei, stammt aus polnischer Quelle. Der Ermordete,<lb/> welcher wie viele seiner Amtscollcgcn Untersuchungen gegen Insurgenten und Mit¬<lb/> glieder der Nativnalrcgierung leitete, zeichnete sich durch unermüdliche Arbeitskraft,<lb/> großen Scharfsinn und ein enormes Gedächtniß aus. Er konnte als ein solcher<lb/> Untersuchungsrichter gefährlich werdet und weitgehende Entdeckungen über die Na-<lb/> tionalrcgierung machen. Er wurde somit, nachdem ihn die Gehcimblätter längst<lb/> prosribirt hatten, auf dieselbe summarische Weise unschädlich gemacht, welche die<lb/> Nativnalrcgierung damals so häufig anwendete. Die Vertheidiger und Freunde der¬<lb/> selben in Lemberg, die diesen das größte Aufsehen und selbst von Polnischer Seite<lb/> Mißbilligung erregenden Mord nicht auf polnische Rechnung gesetzt wissen wollten,<lb/> sprengten mündlich und durch ihre besoldeten Federn das oben erwähnte Gerücht<lb/> aus, da« nun auch seinen Weg in den Artikel der „Grenzboten" fand, welcher es<lb/> wohl nur dem Aerke G. Hellers entnommen haben mag. Dieser hätte aber in<lb/> einem Falle, wo es sich um die Ehre eines Menschen handelt, in der Wahl seiner<lb/> Quellen vorsichtiger sein sollen.</p><lb/> <note type="byline"> Ein Bewohner Lcmbergs.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortlicher Redacteur Dr. Moritz Busch.<lb/> Verlag von F. L. Herbig. — Druck vo.n C. E. Mberl in Leipzig</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0172]
der Verfasser des Tagebuchs, so hohe Verehrung empfinden, daß wir auch kaum
Wissenswerthes von ihm, z. B. was er da oder dort geträumt hat, uns mittheilen
zu lassen geneigt sind; um uns aber dafür zu interessiren, wie oft (vgl. Bd. 1. S. 10)
die Seekrankheit auf seinen inwendigen Menschen gewirkt hat, wohnen wir zu weit
weg vom Lande des Dalailama.
Berichtigung.
In dem in Ur. 27 der „Grenzboten" enthaltenen Aufsatze „Aus dem Leben
des Generals Haynau" ist S. 28 folgendes zu lesen. „Wäre übrigens der Feldzeug-
meister (nämlich Haynau) auch zur Milde geneigt gewesen, so hätten sicherlich einige
Personen aus seiner Umgebung seinen Sinn umgestimmt. Zu diesen gehörte vor»
züglich ein Auditor, welcher von den Ungarn mit jenen Blutrichtcrn aus der Zeit
der Generale Cciraffa, Spankau und Heister verglichen wurde und einem Fouquier
Tinville zur Seite gestellt werden konnte. Er our.de später in Lemberg aus
offener Straße erdolcht." —
Mit diesem „in Lemberg erdolchten" Auditor kann niemand anders gemeint sein,
als der hier am 28. October 1863 meuchlerisch ermordete Landesgerichtsrath L. K. Ritter
von Kuczynski. Unter den Auditoren, die sich in Ungarn in Haynaus Umgebung
befanden, mag sich einer befunden haben, welcher der von ihm eben gemachten
Schilderung entsprach, der in Lemberg ermordete Kuczynski war es aber nicht.
Dieser hat nie unter Haynau als Auditor in Ungarn gedient. Seine dienstliche
Carriere ist folgende. Im Jahre 1845 wurde er zum Auditoriatspraktikanten
ernannt und fungirte bei der nach den Vorgängen des Jahres 1846 in Wadowice
errichteten militärischen Untersuchungscommission als Dolmetsch und Actuar. Hierauf
kam er im Jahre 1849 als Oberlieutenant-Auditor zum italienischen Armeegcneral-
commando, avancirte beim Regiment Erzherzog Ludwig zum Hauptmann und fungirte
bei demselben in Vorarlberg und dann in Holstein und Hamburg, worauf er vom
März 1852 bis September 1854 in Wien beim Kriegsgericht Dienste leistete. Im
October 1854 verließ er den Militärdienst und kam als Landesgerichtsrath nach
Preßburg, wo er bis Ende März 1861 verblieb und dann in gleicher Stellung nach
Lemberg verseht wurde.
Die Behauptung, daß er hier von Ungarn wegen seiner Blutthaten in ihrem
Vaterlande ermordet worden sei, stammt aus polnischer Quelle. Der Ermordete,
welcher wie viele seiner Amtscollcgcn Untersuchungen gegen Insurgenten und Mit¬
glieder der Nativnalrcgierung leitete, zeichnete sich durch unermüdliche Arbeitskraft,
großen Scharfsinn und ein enormes Gedächtniß aus. Er konnte als ein solcher
Untersuchungsrichter gefährlich werdet und weitgehende Entdeckungen über die Na-
tionalrcgierung machen. Er wurde somit, nachdem ihn die Gehcimblätter längst
prosribirt hatten, auf dieselbe summarische Weise unschädlich gemacht, welche die
Nativnalrcgierung damals so häufig anwendete. Die Vertheidiger und Freunde der¬
selben in Lemberg, die diesen das größte Aufsehen und selbst von Polnischer Seite
Mißbilligung erregenden Mord nicht auf polnische Rechnung gesetzt wissen wollten,
sprengten mündlich und durch ihre besoldeten Federn das oben erwähnte Gerücht
aus, da« nun auch seinen Weg in den Artikel der „Grenzboten" fand, welcher es
wohl nur dem Aerke G. Hellers entnommen haben mag. Dieser hätte aber in
einem Falle, wo es sich um die Ehre eines Menschen handelt, in der Wahl seiner
Quellen vorsichtiger sein sollen.
Ein Bewohner Lcmbergs.
Verantwortlicher Redacteur Dr. Moritz Busch.
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