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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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aber nicht davon abwendig machen und schädigten das Kloster um 26.000 si.
Vorzüglich war es auf die Vertilgung der verhaßten Urbarialbücher abgesehen,
Kirchmayr warf sie vor den Augen der betrunkenen Menge in einen großen
Unrathskanal, den er früher mit Stroh hatte füllen lassen, und entzog sie da¬
durch der Vertilgung.

Tags daraus wählten die Aufständischen den Michael Gaißmayr zu ihrem
Obersten, der schon lange insgeheim die Bewegung in der brixner Gegend ge¬
leitet. Als Sohn eines Knappen von Sterzing. ehemaliger Schreiber des
Landeshauptmanns Leonhard v. Vels, dann bischöflicher Secretär und zuletzt
Zolleinnehmer in Klausen stand er nach allen Seiten in Verbindung und zählte
auch unter den Bauern im Etschthal viele Anhänger. Am 13., also kurz nach
dem Ausbruch des Aufstandes in Brixen, überfielen die Bauern von Rentsch
und den umliegenden Bergen die Judenhäuser und die Deutschordcnscommenden
zu Bozen und Lengmoos, such an andern Orten wurde zu gleicher Zeit der
Befehl zum Aufstand gegeben, die Kälterer trugen denen von Traum die
Wegnahme der Urbarien des trienter Kapitels, die Ncumarkter den Königs¬
bergern die Besetzung des dortigen Schlosses und des Klosters Se. Michael,
der Oberkemmater. ein Mitglied des ständischen Ausschusses, jenen von Vels
die Plünderung der Beste Präsels auf, die dem Landeshauptmann gehörte.
Nach Fleims und Nonsberg wurde geschrieben, wenn die Gerichtsleute nicht
plündern wollten, würden es andere thun. In Brixen wurde zwar der Or-
ganisirung des neuen Regiments ganz unvermuthet dadurch Einhalt gethan,
daß am 15. Mai 600 vom kaiserlichen Heere aus Mailand zurückkehrende Reiter
eintrafen, unter Anführung des Hauptmanns Anton v. Brandes die rohe Masse
zeisprengtcn und den Rest davon bis zum Sterzinger Moos verfolgten, wo die
meisten theils durch das Schwert, theils in den Fluthen der Eisack ihren Tod
fanden; allein im Etschthal. von Bozen aufwärts nach dem Vintschgau, setzte
sich der Aufstand immer weiter fort. Am 14. wurden das Kloster der Clarissen
in Meran, die Pfarrhäuser zu Mais, Tirol und Algund, während der Nacht
das deutsche Haus in Lana, am 15. und 16. die Schlösser Mayen- und Zwin¬
genburg, sofort auch die Klöster der Karthäuser zu Schnals und der Benedictiner
zu Marienberg ausgeraubt. Was die Bauern am meisten suchten, waren die
Urbarbücher, aus jenem des Georg Votsch auf Tisens rissen sie ein Blatt nach
dem andern aus und schrieen höhnisch bei jedem: "veäit.". Im Pusterthal
wurde das reiche Frauenkloster Sonneburg bei Bruneck, im Oberinnthal die
Cistexienserabtei Stams heimgesucht, die Prämonstratenser von Wilten kauften
sich vom Schaden mit 17 Ähren Wein los. Um Innsbruck waren es vor¬
züglich die Gerichte Thaur und Rattenberg, wo es am unruhigsten herging
auch im nahen Sonnenburg, Axams, Stubai und der Probstei Ambras regten
sich Unwille und Raublust, der sich selbst die Wallfahrtskapelle zu Waldrast


aber nicht davon abwendig machen und schädigten das Kloster um 26.000 si.
Vorzüglich war es auf die Vertilgung der verhaßten Urbarialbücher abgesehen,
Kirchmayr warf sie vor den Augen der betrunkenen Menge in einen großen
Unrathskanal, den er früher mit Stroh hatte füllen lassen, und entzog sie da¬
durch der Vertilgung.

Tags daraus wählten die Aufständischen den Michael Gaißmayr zu ihrem
Obersten, der schon lange insgeheim die Bewegung in der brixner Gegend ge¬
leitet. Als Sohn eines Knappen von Sterzing. ehemaliger Schreiber des
Landeshauptmanns Leonhard v. Vels, dann bischöflicher Secretär und zuletzt
Zolleinnehmer in Klausen stand er nach allen Seiten in Verbindung und zählte
auch unter den Bauern im Etschthal viele Anhänger. Am 13., also kurz nach
dem Ausbruch des Aufstandes in Brixen, überfielen die Bauern von Rentsch
und den umliegenden Bergen die Judenhäuser und die Deutschordcnscommenden
zu Bozen und Lengmoos, such an andern Orten wurde zu gleicher Zeit der
Befehl zum Aufstand gegeben, die Kälterer trugen denen von Traum die
Wegnahme der Urbarien des trienter Kapitels, die Ncumarkter den Königs¬
bergern die Besetzung des dortigen Schlosses und des Klosters Se. Michael,
der Oberkemmater. ein Mitglied des ständischen Ausschusses, jenen von Vels
die Plünderung der Beste Präsels auf, die dem Landeshauptmann gehörte.
Nach Fleims und Nonsberg wurde geschrieben, wenn die Gerichtsleute nicht
plündern wollten, würden es andere thun. In Brixen wurde zwar der Or-
ganisirung des neuen Regiments ganz unvermuthet dadurch Einhalt gethan,
daß am 15. Mai 600 vom kaiserlichen Heere aus Mailand zurückkehrende Reiter
eintrafen, unter Anführung des Hauptmanns Anton v. Brandes die rohe Masse
zeisprengtcn und den Rest davon bis zum Sterzinger Moos verfolgten, wo die
meisten theils durch das Schwert, theils in den Fluthen der Eisack ihren Tod
fanden; allein im Etschthal. von Bozen aufwärts nach dem Vintschgau, setzte
sich der Aufstand immer weiter fort. Am 14. wurden das Kloster der Clarissen
in Meran, die Pfarrhäuser zu Mais, Tirol und Algund, während der Nacht
das deutsche Haus in Lana, am 15. und 16. die Schlösser Mayen- und Zwin¬
genburg, sofort auch die Klöster der Karthäuser zu Schnals und der Benedictiner
zu Marienberg ausgeraubt. Was die Bauern am meisten suchten, waren die
Urbarbücher, aus jenem des Georg Votsch auf Tisens rissen sie ein Blatt nach
dem andern aus und schrieen höhnisch bei jedem: „veäit.". Im Pusterthal
wurde das reiche Frauenkloster Sonneburg bei Bruneck, im Oberinnthal die
Cistexienserabtei Stams heimgesucht, die Prämonstratenser von Wilten kauften
sich vom Schaden mit 17 Ähren Wein los. Um Innsbruck waren es vor¬
züglich die Gerichte Thaur und Rattenberg, wo es am unruhigsten herging
auch im nahen Sonnenburg, Axams, Stubai und der Probstei Ambras regten
sich Unwille und Raublust, der sich selbst die Wallfahrtskapelle zu Waldrast


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/168>, abgerufen am 15.01.2025.