Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Anspruchslosigkeit erzählt hätten -- Ach Gott! welch ein Heil könnte Ihnen, Wußt ich nicht, wie zuverläßig die Preußen E. K. M. für das Einzige In einem andern der in Sachen der Erziehung des Kronprinzen ge¬ Nicht oft wird, um auch eine Probe der komischen Ader des Kriegsraths Anspruchslosigkeit erzählt hätten — Ach Gott! welch ein Heil könnte Ihnen, Wußt ich nicht, wie zuverläßig die Preußen E. K. M. für das Einzige In einem andern der in Sachen der Erziehung des Kronprinzen ge¬ Nicht oft wird, um auch eine Probe der komischen Ader des Kriegsraths <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0150" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283503"/> <p xml:id="ID_445" prev="#ID_444"> Anspruchslosigkeit erzählt hätten — Ach Gott! welch ein Heil könnte Ihnen,<lb/> Ihren Kindern, allen und allem wiederfahren, hätten Sie sich erst zu diesen<lb/> Ihren beyderseitigen Herzen und Einsichten beßer zusprechenden Umgebungen<lb/> ohne Scheu vor solcher Verwandlung, gewöhnt!</p><lb/> <p xml:id="ID_446"> Wußt ich nicht, wie zuverläßig die Preußen E. K. M. für das Einzige<lb/> Wesen im Staat« halten, welches dem Benehmen im Großen und Kleinen einen<lb/> andern vortheilhaften Schwung und dem den König und die Nation vereinen¬<lb/> den Bande Unauflöslichkeit schaffen könnte, glaubt ich nicht fest, daß Sie alle<lb/> dazu erforderlichen Kräfte besäßen, so hätt' ich es nicht gewagt, vorstehendes<lb/> zu schreiben, und würde noch weniger mich erdreusten, es seiner Beherzigung<lb/> zu empfehlen. Die Ueberzeugung, daß die hohe Liebenswürdigkeit einer Königin,<lb/> die preißwürdige Rechtschaffenheit eines Königs und die Heiterkeit Ihres ganzen<lb/> häußlichen Lebens nichts einbüßen dürfen, wenn man alles, was zu Regierungs¬<lb/> geschäften gehört mit dem Meccabalsam des ernsthaften Verstandes und alle<lb/> Zeitvertreibe mit dem Rosenöhl fein cultivirter Genialität tangirte, und dadurch<lb/> alle Reden geschmeidig erhielte, diese Ueberzeugung muß die Offenherzigkeit<lb/> meiner Aeußerungen entschuldigen. Ihre Hauptquelle ist mein grenzenloses<lb/> Zutrauen zu E. K. M. innerm Wehrte, dessen Ausstrahlung in diesen Gift-<lb/> nebelzeiten ein Licht über Preußen verbreiten würde, das das schreckliche fran¬<lb/> zösische Feuer-Meteor nie seinem Lande zu schaffen vermögen wird."</p><lb/> <p xml:id="ID_447"> In einem andern der in Sachen der Erziehung des Kronprinzen ge¬<lb/> wechselten Briefe dringt Scheffner ernsthaft und unumwunden auf die Wahl<lb/> eines andern Erziehers, indem er unter anderm sagt: „Wollen E. M. und der<lb/> König, ein Paar so herrlicher Menschen, und sollten sie wohl so schrecklich<lb/> gnädig und gutmüthig seyn, die Beybehaltung eines täglich gefährlicher werden¬<lb/> den Uebels zu gestatten, um nur der Unannehmlichkeit einer persönlichen Weg¬<lb/> schaffung auszuweichen?"</p><lb/> <p xml:id="ID_448" next="#ID_449"> Nicht oft wird, um auch eine Probe der komischen Ader des Kriegsraths<lb/> zu geben, in launigerer Weise um eine königliche Gnadenbezeugung gebeten<lb/> worden sein, als in Brief Ur. 9 der reickeschcn Sammlung, in welcher Scheffner<lb/> für den königsberger Admiralitätsdirector Klein um den von diesem im<lb/> Stillen sehnlich gewünschten Geheimrathstitel petitionirt. Es heißt da: „Mir<lb/> ist zwar dieser heimliche Wunsch ein neuer Beweiß für das bekannte Sprich¬<lb/> wort: Alter schabt der Thorheit nicht, allein der Mann hat eine beträchtliche<lb/> königl. Kasse vor den Franzosenhänden gesichert, ein königl. Schiff, welches<lb/> 4000 Thlr. gekostet von ihnen errettet, ist außerdem bey einigen Strohmfahrten<lb/> E. K. M. Steurmann, auch der erste Veranlasser der Schloßteichsbeleuchtung<lb/> am 3. August gewesen, und würde einem braven, nicht mehr jungen Mädchen<lb/> seine Rechte anbieten, wenn er in der Linken das Geheimrathspatent vorzeigen<lb/> könnte: sollten diese Umstände, besonders aber die Verminderung des Chors</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0150]
Anspruchslosigkeit erzählt hätten — Ach Gott! welch ein Heil könnte Ihnen,
Ihren Kindern, allen und allem wiederfahren, hätten Sie sich erst zu diesen
Ihren beyderseitigen Herzen und Einsichten beßer zusprechenden Umgebungen
ohne Scheu vor solcher Verwandlung, gewöhnt!
Wußt ich nicht, wie zuverläßig die Preußen E. K. M. für das Einzige
Wesen im Staat« halten, welches dem Benehmen im Großen und Kleinen einen
andern vortheilhaften Schwung und dem den König und die Nation vereinen¬
den Bande Unauflöslichkeit schaffen könnte, glaubt ich nicht fest, daß Sie alle
dazu erforderlichen Kräfte besäßen, so hätt' ich es nicht gewagt, vorstehendes
zu schreiben, und würde noch weniger mich erdreusten, es seiner Beherzigung
zu empfehlen. Die Ueberzeugung, daß die hohe Liebenswürdigkeit einer Königin,
die preißwürdige Rechtschaffenheit eines Königs und die Heiterkeit Ihres ganzen
häußlichen Lebens nichts einbüßen dürfen, wenn man alles, was zu Regierungs¬
geschäften gehört mit dem Meccabalsam des ernsthaften Verstandes und alle
Zeitvertreibe mit dem Rosenöhl fein cultivirter Genialität tangirte, und dadurch
alle Reden geschmeidig erhielte, diese Ueberzeugung muß die Offenherzigkeit
meiner Aeußerungen entschuldigen. Ihre Hauptquelle ist mein grenzenloses
Zutrauen zu E. K. M. innerm Wehrte, dessen Ausstrahlung in diesen Gift-
nebelzeiten ein Licht über Preußen verbreiten würde, das das schreckliche fran¬
zösische Feuer-Meteor nie seinem Lande zu schaffen vermögen wird."
In einem andern der in Sachen der Erziehung des Kronprinzen ge¬
wechselten Briefe dringt Scheffner ernsthaft und unumwunden auf die Wahl
eines andern Erziehers, indem er unter anderm sagt: „Wollen E. M. und der
König, ein Paar so herrlicher Menschen, und sollten sie wohl so schrecklich
gnädig und gutmüthig seyn, die Beybehaltung eines täglich gefährlicher werden¬
den Uebels zu gestatten, um nur der Unannehmlichkeit einer persönlichen Weg¬
schaffung auszuweichen?"
Nicht oft wird, um auch eine Probe der komischen Ader des Kriegsraths
zu geben, in launigerer Weise um eine königliche Gnadenbezeugung gebeten
worden sein, als in Brief Ur. 9 der reickeschcn Sammlung, in welcher Scheffner
für den königsberger Admiralitätsdirector Klein um den von diesem im
Stillen sehnlich gewünschten Geheimrathstitel petitionirt. Es heißt da: „Mir
ist zwar dieser heimliche Wunsch ein neuer Beweiß für das bekannte Sprich¬
wort: Alter schabt der Thorheit nicht, allein der Mann hat eine beträchtliche
königl. Kasse vor den Franzosenhänden gesichert, ein königl. Schiff, welches
4000 Thlr. gekostet von ihnen errettet, ist außerdem bey einigen Strohmfahrten
E. K. M. Steurmann, auch der erste Veranlasser der Schloßteichsbeleuchtung
am 3. August gewesen, und würde einem braven, nicht mehr jungen Mädchen
seine Rechte anbieten, wenn er in der Linken das Geheimrathspatent vorzeigen
könnte: sollten diese Umstände, besonders aber die Verminderung des Chors
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