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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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cularistischen Massenäußerungen dieser Parteibildung sehr günstig gewesen sind.
Man mißverstehe uns hierbei nicht. Jene Partei verfolgt nicht die Annexion,
sondern die Verbindung in jenem einzelnen Stück als absolut geboten im na¬
tionalen Interesse, überläßt aber die Art der Auseinandersetzung mit anderen
Ideen und Wünschen den Verhältnissen, ohne damit noch ferner überflüssige
Kraft zu verschwenden."

Die "Angler Zeitung", die bisweilen von den feudalen Blättern
Berlins citirt wurde, als ob sie eine Partei hinter sich hätte, ist ohne allen
Einfluß. Dem Vernehmen nach mit Mitteln aus Oldenburg gegründet, in
Cappeln von einem dunkeln Ehrenmann redigirt und wöchentlich zweimal er¬
scheinend, bekämpft sie den Herzog Friedrich zu Gunsten des Großherzogs Peter
mit Waffen, die sich durch ihre unhonorige Art der Kritik entziehen, und deren
man sich in Oldenburg, wohin, wie man sagt, die ganze zwei Dutzend Exemplare
starke Auflage geht, schämen sollte und zweifelsohne wirklich schämt.




Römische Geschichte von Theodor Mommsen.

Von dem großen Werke ist jetzt der erste Band in vierter Auflage erschienen,
gegen die erste Auflage um die Hälfte erweitert. Die freudige Aufnahme, die
das Werk vor zehn Jahren gefunden, ist auch den späteren Auflagen entgegen¬
gekommen. Der Verfasser hat an demselben während einer erstaunenswerthen
Thätigkeit aus andern Gebieten der Alterthumswissenschaft in der Stille fortgear¬
beitet, viele specielle Untersuchungen desselben -- über Inschriften. Münzen,
Zeitrechnung, über römische Geschlechter, über Recht der Familien und der Ge-
meinden, über römische Staatsverfassung sind vielleicht durch seine Geschichte
veranlaßt und den späteren Bearbeitungen zu gute gekommen. Die Per¬
sönlichkeit des Verfassers ist in diesem Jahrzehnt auch dem größeren Publikum
werth geworden, er ist uns einer der großen Gelehrten unserer Nation, auf
d"ren Besitz wir mit Recht stolz find. Seine ungewöhnlich organisirte Kraft ist
in ganz besonderer Weise geeignet, die Augen der Zeitgenossen auf ihn zu richten.
Er gehört zu den bevorzugten Naturen, deren Scharfblick und Divinationsgabe
fast wunderbar, deren Kenntnisse erstaunlich, deren Arbeitskraft fast schrankenlos
erscheint.


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cularistischen Massenäußerungen dieser Parteibildung sehr günstig gewesen sind.
Man mißverstehe uns hierbei nicht. Jene Partei verfolgt nicht die Annexion,
sondern die Verbindung in jenem einzelnen Stück als absolut geboten im na¬
tionalen Interesse, überläßt aber die Art der Auseinandersetzung mit anderen
Ideen und Wünschen den Verhältnissen, ohne damit noch ferner überflüssige
Kraft zu verschwenden."

Die „Angler Zeitung", die bisweilen von den feudalen Blättern
Berlins citirt wurde, als ob sie eine Partei hinter sich hätte, ist ohne allen
Einfluß. Dem Vernehmen nach mit Mitteln aus Oldenburg gegründet, in
Cappeln von einem dunkeln Ehrenmann redigirt und wöchentlich zweimal er¬
scheinend, bekämpft sie den Herzog Friedrich zu Gunsten des Großherzogs Peter
mit Waffen, die sich durch ihre unhonorige Art der Kritik entziehen, und deren
man sich in Oldenburg, wohin, wie man sagt, die ganze zwei Dutzend Exemplare
starke Auflage geht, schämen sollte und zweifelsohne wirklich schämt.




Römische Geschichte von Theodor Mommsen.

Von dem großen Werke ist jetzt der erste Band in vierter Auflage erschienen,
gegen die erste Auflage um die Hälfte erweitert. Die freudige Aufnahme, die
das Werk vor zehn Jahren gefunden, ist auch den späteren Auflagen entgegen¬
gekommen. Der Verfasser hat an demselben während einer erstaunenswerthen
Thätigkeit aus andern Gebieten der Alterthumswissenschaft in der Stille fortgear¬
beitet, viele specielle Untersuchungen desselben — über Inschriften. Münzen,
Zeitrechnung, über römische Geschlechter, über Recht der Familien und der Ge-
meinden, über römische Staatsverfassung sind vielleicht durch seine Geschichte
veranlaßt und den späteren Bearbeitungen zu gute gekommen. Die Per¬
sönlichkeit des Verfassers ist in diesem Jahrzehnt auch dem größeren Publikum
werth geworden, er ist uns einer der großen Gelehrten unserer Nation, auf
d«ren Besitz wir mit Recht stolz find. Seine ungewöhnlich organisirte Kraft ist
in ganz besonderer Weise geeignet, die Augen der Zeitgenossen auf ihn zu richten.
Er gehört zu den bevorzugten Naturen, deren Scharfblick und Divinationsgabe
fast wunderbar, deren Kenntnisse erstaunlich, deren Arbeitskraft fast schrankenlos
erscheint.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/67>, abgerufen am 12.12.2024.