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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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fällt der heiße Koth eines Sperlings auf sein Auge und er erblindet unden'
bar. Anfangs unterstützt ihn Achiachar in seiner Noth, der aber bald das Land
verläßt. Nun muß ihn seine Frau durch ihrer Hände Arbeit ernähren; hierbei
kommt es zwischen den Eheleuten zu einer heftigen Scene, da Anna bezweifelt,
daß er wirklich so fromm gewesen, indem sie keine Frucht der Frömmigkeit
sieht. In tiefer Betrübniß bittet Tobie Gott um seinen Tod.

II. In derselben Stunde richtet fern in Ekbatana (jetzt Hamadan) Sara,
die einzige Tochter des Raguel, an Gott gleichfalls die flehentliche Bitte um
den Tod oder um Hilfe. Sie ist sieben Männern nach einander zur Ehe über¬
geben, und alle sind durch den auf sie eifersüchtigen bösen Geist Asmodäus in
der Brautnacht vor der Vereinigung mit ihr umgebracht. Jetzt beschuldigen
sie selbst ihre Mägde, daß sie ihre Männer erstickt habe.

Der Engel Raphael bringt das Gebet der beiden Gerechten vor Gottes
Thron und wird hinabgesandt, ihnen Rettung zu bringen.

Tobie erinnert sich seines bei Gabael niedergelegten Geldes und entschließt
sich, seinen Sohn Tobias nach Ragä zu schicken, um es wiederzuholen. Er
ertheilt ihm den Auftrag und giebt ihm zugleich viele schöne Sittenregeln, vor¬
an das Gebot, die Mutter aufs höchste zu ehren. Tobias sucht sich einen Reise¬
gefährten und findet den Raphael. der sich, vom Vater "gefragt, für den
Azarias, aus einem dem Tobie befreundeten frommen Geschlecht ausgiebt.
Tobie ist hoch erfreut, bestimmt ihm einen beträchtlichen Lohn und entläßt sie
mit seinen Segenswünschen, obgleich sein Weib wenig mit der gefahrvollen
Reise einverstanden ist.

Die Reisenden kommen am Abend zum Strome Tigris. Tobias badet
sich; ein großer Fisch will ihn verschlingen. Der Engel heißt ihn den Fisch
ans Land ziehn. ihn aufschneiden und Herz, Leber und Galle herausnehmen.
Auf dem weitem Weg belehrt ihn Raphael, daß Herz und Leber gegen böse
Geister, die Galle gegen Blindheit gut ist. Als sie nahe bei Ekbatana sind,
so räth er ihm ferner, Sara, Tochter des Raguel, zur Ehe zu begehren. Da
Tobias sich vor dem Schicksal der sieben früheren Männer fürchtet, so sagt er
ihm, wie der böse Geist durch die auf heißes Rauchwerk gelegten Eingeweide
des Fisches vertrieben werde.

Sie kehren bei Raguel ein, dem sogleich beim ersten Anblick die Aehnlich-
keit des jungen Mannes mit seinem Freunde Tobie auffällt. Sie werden aufs
herzlichste aufgenommen. Raphael vermittelt sofort die Verbindung zwischen
Sara und Tobias; die Einwendungen Raguels werden nicht beachtet, und
dieser spricht sofort den Trauungssegen über die beiden Neuvermählten aus.

Tobias, mit Sara allein gelassen, vertreibt den bösen Geist auf die ihm
von Raphael angegebne Weise: jener flieht ins äußerste Oberägyten und wird
da von Raphael gefesselt. Tobias und Sara beten gemeinschaftlich vor der


fällt der heiße Koth eines Sperlings auf sein Auge und er erblindet unden'
bar. Anfangs unterstützt ihn Achiachar in seiner Noth, der aber bald das Land
verläßt. Nun muß ihn seine Frau durch ihrer Hände Arbeit ernähren; hierbei
kommt es zwischen den Eheleuten zu einer heftigen Scene, da Anna bezweifelt,
daß er wirklich so fromm gewesen, indem sie keine Frucht der Frömmigkeit
sieht. In tiefer Betrübniß bittet Tobie Gott um seinen Tod.

II. In derselben Stunde richtet fern in Ekbatana (jetzt Hamadan) Sara,
die einzige Tochter des Raguel, an Gott gleichfalls die flehentliche Bitte um
den Tod oder um Hilfe. Sie ist sieben Männern nach einander zur Ehe über¬
geben, und alle sind durch den auf sie eifersüchtigen bösen Geist Asmodäus in
der Brautnacht vor der Vereinigung mit ihr umgebracht. Jetzt beschuldigen
sie selbst ihre Mägde, daß sie ihre Männer erstickt habe.

Der Engel Raphael bringt das Gebet der beiden Gerechten vor Gottes
Thron und wird hinabgesandt, ihnen Rettung zu bringen.

Tobie erinnert sich seines bei Gabael niedergelegten Geldes und entschließt
sich, seinen Sohn Tobias nach Ragä zu schicken, um es wiederzuholen. Er
ertheilt ihm den Auftrag und giebt ihm zugleich viele schöne Sittenregeln, vor¬
an das Gebot, die Mutter aufs höchste zu ehren. Tobias sucht sich einen Reise¬
gefährten und findet den Raphael. der sich, vom Vater "gefragt, für den
Azarias, aus einem dem Tobie befreundeten frommen Geschlecht ausgiebt.
Tobie ist hoch erfreut, bestimmt ihm einen beträchtlichen Lohn und entläßt sie
mit seinen Segenswünschen, obgleich sein Weib wenig mit der gefahrvollen
Reise einverstanden ist.

Die Reisenden kommen am Abend zum Strome Tigris. Tobias badet
sich; ein großer Fisch will ihn verschlingen. Der Engel heißt ihn den Fisch
ans Land ziehn. ihn aufschneiden und Herz, Leber und Galle herausnehmen.
Auf dem weitem Weg belehrt ihn Raphael, daß Herz und Leber gegen böse
Geister, die Galle gegen Blindheit gut ist. Als sie nahe bei Ekbatana sind,
so räth er ihm ferner, Sara, Tochter des Raguel, zur Ehe zu begehren. Da
Tobias sich vor dem Schicksal der sieben früheren Männer fürchtet, so sagt er
ihm, wie der böse Geist durch die auf heißes Rauchwerk gelegten Eingeweide
des Fisches vertrieben werde.

Sie kehren bei Raguel ein, dem sogleich beim ersten Anblick die Aehnlich-
keit des jungen Mannes mit seinem Freunde Tobie auffällt. Sie werden aufs
herzlichste aufgenommen. Raphael vermittelt sofort die Verbindung zwischen
Sara und Tobias; die Einwendungen Raguels werden nicht beachtet, und
dieser spricht sofort den Trauungssegen über die beiden Neuvermählten aus.

Tobias, mit Sara allein gelassen, vertreibt den bösen Geist auf die ihm
von Raphael angegebne Weise: jener flieht ins äußerste Oberägyten und wird
da von Raphael gefesselt. Tobias und Sara beten gemeinschaftlich vor der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/488>, abgerufen am 12.12.2024.