Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.(M. 81) einen Brief an die Mathematiker des Collegio Romano, um sie zu Mag nun in jener Disputation zwischen dem Doctor Boscaglia und Pater Ein Dominikaner, Pater Caccini, predigte über die Stelle 8o1 contra (M. 81) einen Brief an die Mathematiker des Collegio Romano, um sie zu Mag nun in jener Disputation zwischen dem Doctor Boscaglia und Pater Ein Dominikaner, Pater Caccini, predigte über die Stelle 8o1 contra <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0452" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283249"/> <p xml:id="ID_1448" prev="#ID_1447"> (M. 81) einen Brief an die Mathematiker des Collegio Romano, um sie zu<lb/> einer Untersuchung der galileischen Schriften aufzustacheln, ob dieselben vor<lb/> dem strengen Glauben bestehen könnten. Die Commissäre, darunter Pater<lb/> Clavius, Pater Gremberger, Pater Lembus entschieden zu Gunsten des Galilei,<lb/> der also jetzt einer Verurteilung seiner Lehren entging (it libw rests immune<lb/> äalle censure äslla In^msiÄove), allein der Anstoß war doch durch Bellarmino<lb/> gegeben. Ist es wohl mit Rücksicht darauf, daß H. Vosen denselben S. 12<lb/> und S. 18 den mit dem geachteten Astronomen persönlich be¬<lb/> freundeten Cardinal Bellarmino nennt? Galilei hatte, durch andere<lb/> Erfindungen in Anspruch genommen, unter welchen die des Mikroskops 1612<lb/> hervorzuheben sein dürfte, nicht die Zeit, sich jetzt auf Streitigkeiten über das<lb/> Weltsystem einzulassen. Waren doch die bedeutenden Männer auf seiner Seite,<lb/> und gegen den großen Hausen aristotelischer Professoren richteten Vernunft¬<lb/> gründe doch nichts aus. Was konnte man Leuten gegenüber machen, welche<lb/> z. B. erklärten, sie wollten den Versuch nicht anstellen, die Sonnenflecken zu<lb/> sehen. Die Existenz derselben sei eine absolute Unmöglichkeit; denn bei Aristoteles<lb/> seien sie nirgends erwähnt. Freunde und Schüler des Galilei, besonders ein<lb/> hochgebildeter Benedictiner. Pater Castelli, führten den Kampf zum Theil mit<lb/> den Waffen des Witzes, da eine ernsthafte Discussion oftmals unmöglich war,<lb/> und Galilei scheint nur manchmal noch den satirischen Theil jener Streit¬<lb/> schriften ergänzt zu haben. In der Redaction des H. Vosen (S. 11) heißt<lb/> dieses- „Der übermäßige Eifer, mit welchem Galilei nach seiner Rückkehr von<lb/> Rom die neue Ansicht zu verbreiten suchte, stachelte seine Gegner auf, und ein<lb/> Dominikaner in Florenz schrieb und disputirte gegen den Gedanken an die<lb/> Bewegung der Erde."</p><lb/> <p xml:id="ID_1449"> Mag nun in jener Disputation zwischen dem Doctor Boscaglia und Pater<lb/> Castelli bereits von der Stellung der heiligen Schrift zur Frage des Weltsystems<lb/> die Rede gewesen sein, oder mag Galilei von selbst in Versuchung gekommen<lb/> sein, den autoritätsbedürftigen Aristotelikcrn eine noch höhere Autorität ent¬<lb/> gegenzustellen, genug, jedenfalls spielte sich jetzt der Streit auf theologisches<lb/> Gebiet hinüber, indem Galilei in einem Brief an Castelli vom 21. December<lb/> 1613' auf die Bibelstelle über das Stehenbleiben der Sonne aus Josuas Geheiß<lb/> hinwies und zeigte, daß die wörtliche Annahme dieser Stelle zum entgegen¬<lb/> gesetzten Resultate führen müßte, als Josua beabsichtigte, nämlich zu einer Ver¬<lb/> kürzung statt zu einer Verlängerung des Tages (N. 83). Dieser in vielen<lb/> Abschriften verbreitete Brief gab nun Gelegenheit, die Persönlichkeit Galileis<lb/> selbst mit ins Spiel zu ziehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1450" next="#ID_1451"> Ein Dominikaner, Pater Caccini, predigte über die Stelle 8o1 contra<lb/> elaoaov ne moveari» (M. 86) und begann die Predigt mit den Worten der<lb/> Apostelgeschichte: Viri (ZialilÄ ciuicl Stalls s.<Z8vieievtos in cneluln. Ja ^</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0452]
(M. 81) einen Brief an die Mathematiker des Collegio Romano, um sie zu
einer Untersuchung der galileischen Schriften aufzustacheln, ob dieselben vor
dem strengen Glauben bestehen könnten. Die Commissäre, darunter Pater
Clavius, Pater Gremberger, Pater Lembus entschieden zu Gunsten des Galilei,
der also jetzt einer Verurteilung seiner Lehren entging (it libw rests immune
äalle censure äslla In^msiÄove), allein der Anstoß war doch durch Bellarmino
gegeben. Ist es wohl mit Rücksicht darauf, daß H. Vosen denselben S. 12
und S. 18 den mit dem geachteten Astronomen persönlich be¬
freundeten Cardinal Bellarmino nennt? Galilei hatte, durch andere
Erfindungen in Anspruch genommen, unter welchen die des Mikroskops 1612
hervorzuheben sein dürfte, nicht die Zeit, sich jetzt auf Streitigkeiten über das
Weltsystem einzulassen. Waren doch die bedeutenden Männer auf seiner Seite,
und gegen den großen Hausen aristotelischer Professoren richteten Vernunft¬
gründe doch nichts aus. Was konnte man Leuten gegenüber machen, welche
z. B. erklärten, sie wollten den Versuch nicht anstellen, die Sonnenflecken zu
sehen. Die Existenz derselben sei eine absolute Unmöglichkeit; denn bei Aristoteles
seien sie nirgends erwähnt. Freunde und Schüler des Galilei, besonders ein
hochgebildeter Benedictiner. Pater Castelli, führten den Kampf zum Theil mit
den Waffen des Witzes, da eine ernsthafte Discussion oftmals unmöglich war,
und Galilei scheint nur manchmal noch den satirischen Theil jener Streit¬
schriften ergänzt zu haben. In der Redaction des H. Vosen (S. 11) heißt
dieses- „Der übermäßige Eifer, mit welchem Galilei nach seiner Rückkehr von
Rom die neue Ansicht zu verbreiten suchte, stachelte seine Gegner auf, und ein
Dominikaner in Florenz schrieb und disputirte gegen den Gedanken an die
Bewegung der Erde."
Mag nun in jener Disputation zwischen dem Doctor Boscaglia und Pater
Castelli bereits von der Stellung der heiligen Schrift zur Frage des Weltsystems
die Rede gewesen sein, oder mag Galilei von selbst in Versuchung gekommen
sein, den autoritätsbedürftigen Aristotelikcrn eine noch höhere Autorität ent¬
gegenzustellen, genug, jedenfalls spielte sich jetzt der Streit auf theologisches
Gebiet hinüber, indem Galilei in einem Brief an Castelli vom 21. December
1613' auf die Bibelstelle über das Stehenbleiben der Sonne aus Josuas Geheiß
hinwies und zeigte, daß die wörtliche Annahme dieser Stelle zum entgegen¬
gesetzten Resultate führen müßte, als Josua beabsichtigte, nämlich zu einer Ver¬
kürzung statt zu einer Verlängerung des Tages (N. 83). Dieser in vielen
Abschriften verbreitete Brief gab nun Gelegenheit, die Persönlichkeit Galileis
selbst mit ins Spiel zu ziehen.
Ein Dominikaner, Pater Caccini, predigte über die Stelle 8o1 contra
elaoaov ne moveari» (M. 86) und begann die Predigt mit den Worten der
Apostelgeschichte: Viri (ZialilÄ ciuicl Stalls s.<Z8vieievtos in cneluln. Ja ^
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |