Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.leis in dem Einklang künstlerischer und zweckentsprechender Anordnung sowohl Werden Klenze und Schinkel verglichen, so ist immer das nicht zu ver¬ leis in dem Einklang künstlerischer und zweckentsprechender Anordnung sowohl Werden Klenze und Schinkel verglichen, so ist immer das nicht zu ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0119" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/282916"/> <p xml:id="ID_371" prev="#ID_370"> leis in dem Einklang künstlerischer und zweckentsprechender Anordnung sowohl<lb/> des Baues in sich, als in seinem Verhältniß zur Umgebung und zur Land¬<lb/> schaft; ein Vorzug, den seine Werke — nimmt man etwa den einen und an¬<lb/> deren gothischen Versuch aus — niemals vermissen lassen und der ihm um so<lb/> höher anzurechnen ist, als er nicht selten seine Pläne den ungünstigsten Be¬<lb/> dingungen und Verhältnissen anzupassen hatte. Endlich ist Klenze in der Or-<lb/> namentation weit hinter Schinkel zurückgeblieben. Die decorative Ausstattung<lb/> seiner Bauten trägt noch die schwerfälligen Züge der Kaiserzeit, welche die An¬<lb/> tike von Staatswegen — wie es vor ihr die Revolution schon gethan hatte —<lb/> zum officiellen Vorbild der modernen Kunst einsetzte und daher namentlich ihre<lb/> feineren Detailformen in Bausch und Bogen nahm, ohne tieferes Verständniß<lb/> nachbildete. Die Ornamente Klenzes. namentlich die vergoldete Stuckverzie-<lb/> rung seiner Innenräume, haben alle noch das Gepräge des nüchternen und<lb/> aufdringlichen Prunkes, in den jene Zeit die durchgebildete Einfachheit der<lb/> antiken Verzierungen vergröberte und das beseelte Spiel ihrer Formen erstarren<lb/> ließ. Gerade umgekehrt zeichnen sich Schinkel's Bauten (namentlich seine Bau¬<lb/> akademie) durch die Feinheit und Anmuth der decorativer Details aus, wie<lb/> er denn eben dadurch auf die berliner Kunstindustrie den günstigsten Einfluß<lb/> ausgeübt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_372" next="#ID_373"> Werden Klenze und Schinkel verglichen, so ist immer das nicht zu ver¬<lb/> gessen, daß es dem Einen so gut wurde, fast alle seine Pläne unbeschnitten und<lb/> in der breitesten Weise ausführen zu können, während der Andere seine schön¬<lb/> sten Entwürfe in der Mappe behielt. Nach diesen ist Schinkel mehr zu beur-<lb/> theilen, als nach den wenigen monumentalen Bauten, in deren Errichtung er<lb/> zudem fast jedesmal an hemmende Bedingungen gebunden war. Klenze da¬<lb/> gegen war durch seinen königlichen Bauherrn, der das Zeitalter der Perikles<lb/> und der Medici erneuern wollte, im Reichthum der Ausführung ganz freie Hand<lb/> gegeben. Denn darin hatte die Kunstliebe Ludwigs des Ersten etwas von der<lb/> Breite der großen Zeitalter, daß er in der Verwirklichung seiner Pläne nicht<lb/> geizte und mit der Kunst nicht kleinlich marktete. Doch um Klenze gerecht zu<lb/> werden, dürfen wir auch das nicht übersehen, daß der Monarch mit dem Ehr¬<lb/> geiz, nicht blos ein Mäcenas, sondern auch ein Hadrian zu sein, seinen Archi¬<lb/> tekten die Grundzüge der Aufgaben, ja ihre Hauptumrisse vorschrieb und ihnen<lb/> daher weder in der Bestimmung der Lage noch in der Wahl der Bauart Frei¬<lb/> heit ließ. Schlimmer noch als dies war für den Baumeister der Umstand, daß<lb/> nicht wenige der monumentalen Gebäude nicht sowohl ideale als imaginäre<lb/> Zwecke hatten und ihre Entstehung willkürlichen Einfällen verdankten, die von<lb/> den objectiven Bedürfnissen des Zeitalters nicht getragen waren (z. B. Wal¬<lb/> halla. Ruhmeshalle, Propyläen). Diese Willkür war es ja, welche jene Bau-<lb/> Periode durchweg bezeichnete und sich in allem aussprach, dem bunten Neben-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0119]
leis in dem Einklang künstlerischer und zweckentsprechender Anordnung sowohl
des Baues in sich, als in seinem Verhältniß zur Umgebung und zur Land¬
schaft; ein Vorzug, den seine Werke — nimmt man etwa den einen und an¬
deren gothischen Versuch aus — niemals vermissen lassen und der ihm um so
höher anzurechnen ist, als er nicht selten seine Pläne den ungünstigsten Be¬
dingungen und Verhältnissen anzupassen hatte. Endlich ist Klenze in der Or-
namentation weit hinter Schinkel zurückgeblieben. Die decorative Ausstattung
seiner Bauten trägt noch die schwerfälligen Züge der Kaiserzeit, welche die An¬
tike von Staatswegen — wie es vor ihr die Revolution schon gethan hatte —
zum officiellen Vorbild der modernen Kunst einsetzte und daher namentlich ihre
feineren Detailformen in Bausch und Bogen nahm, ohne tieferes Verständniß
nachbildete. Die Ornamente Klenzes. namentlich die vergoldete Stuckverzie-
rung seiner Innenräume, haben alle noch das Gepräge des nüchternen und
aufdringlichen Prunkes, in den jene Zeit die durchgebildete Einfachheit der
antiken Verzierungen vergröberte und das beseelte Spiel ihrer Formen erstarren
ließ. Gerade umgekehrt zeichnen sich Schinkel's Bauten (namentlich seine Bau¬
akademie) durch die Feinheit und Anmuth der decorativer Details aus, wie
er denn eben dadurch auf die berliner Kunstindustrie den günstigsten Einfluß
ausgeübt hat.
Werden Klenze und Schinkel verglichen, so ist immer das nicht zu ver¬
gessen, daß es dem Einen so gut wurde, fast alle seine Pläne unbeschnitten und
in der breitesten Weise ausführen zu können, während der Andere seine schön¬
sten Entwürfe in der Mappe behielt. Nach diesen ist Schinkel mehr zu beur-
theilen, als nach den wenigen monumentalen Bauten, in deren Errichtung er
zudem fast jedesmal an hemmende Bedingungen gebunden war. Klenze da¬
gegen war durch seinen königlichen Bauherrn, der das Zeitalter der Perikles
und der Medici erneuern wollte, im Reichthum der Ausführung ganz freie Hand
gegeben. Denn darin hatte die Kunstliebe Ludwigs des Ersten etwas von der
Breite der großen Zeitalter, daß er in der Verwirklichung seiner Pläne nicht
geizte und mit der Kunst nicht kleinlich marktete. Doch um Klenze gerecht zu
werden, dürfen wir auch das nicht übersehen, daß der Monarch mit dem Ehr¬
geiz, nicht blos ein Mäcenas, sondern auch ein Hadrian zu sein, seinen Archi¬
tekten die Grundzüge der Aufgaben, ja ihre Hauptumrisse vorschrieb und ihnen
daher weder in der Bestimmung der Lage noch in der Wahl der Bauart Frei¬
heit ließ. Schlimmer noch als dies war für den Baumeister der Umstand, daß
nicht wenige der monumentalen Gebäude nicht sowohl ideale als imaginäre
Zwecke hatten und ihre Entstehung willkürlichen Einfällen verdankten, die von
den objectiven Bedürfnissen des Zeitalters nicht getragen waren (z. B. Wal¬
halla. Ruhmeshalle, Propyläen). Diese Willkür war es ja, welche jene Bau-
Periode durchweg bezeichnete und sich in allem aussprach, dem bunten Neben-
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