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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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Stellen treffliche und nur mit großem Aufwand an Geld und Truppen zu
beschützende Landungsplätze für eine feindliche Flotte mit Landtruppen an Bord
darbietet, wogegen die ganze fchleswigfche und holsteinische Küste vom Gute
Noer bis zum Gute Hohewacht eine Landung nicht gestattet.

Daß der Kanal, nach dem fieler Project ausgeführt, strategisch sehr günstig
situirt sein würde / ergiebt sich zum Theil schon aus dem Vorhergehenden und
bedarf, um begriffen zu werden, nur noch eines kurzen Nachweises. Der
kieler Hafen, von Engländern. Russen und Franzosen als ein Kleinod anerkannt,
von der Natur mit allem ausgestattet, was anderwärts durch Kunst mit großen
Kosten erst geschaffen weiden müßte, .muß nicht blos weil die Interessen der
Handelsschifffahrt dies verlangen und ein besserer und wohlfeilerer Kriegshafen
sich in Schleswig-Holstein nicht finden läßt, als östliche Mündung des Kanals
gewählt werden, sondern auch deshalb, weil er im Süden, also innerhalb der
großen im Obigen geschilderten cimbrischen Defensionslinie Deutschlands liegt.

Denke man sich die kieler Linie des Kanals über eine deutsche Meile südlich
von Rendsburg und dem jetzigen Schleswig-holsteinischen Kanäle quer durch
Holstein gezogen, so wird die Festung Rendsburg, besonders nachdem sie zu
der Stärke erhoben ist, welche sie erhalten muß, unsern großen norddeutschen
Kanal selbst im unglücklichsten Fall gegen jeden Angriff von Norden so lange
schützen, als sie selber nicht genommen ist. Selbst wenn sie belagert wäre,
würden die südlichen Eisenbahnen von Hamburg und Lübeck her schnell so viele
Truppen heranschaffen können, als für die Sicherung des Kanals erforderlich
wären, und die Belagerung Rendsburgs würde fast unmöglich werden, wenn
der Kanal die Sammlung und Aufstellung einer deutschen Armee so nahe bei
dieser Festung möglich machte. Die kieler Linie würde daher durch diese un¬
abänderliche Beschaffenheit der Tcrrainverhältnisse nicht blos erstlich selber gut
gedeckt sein und eine dauernde Communication der deutschen Ost- und Nordsee¬
flotte darbieten, sondern sie würde ihrerseits wieder eine sehr starke Deckung
Rendsburgs, des Schlüssels für den ganzen Nordwesten Deutschlands, unsrer
einzigen Festung im hohen Norden bilden.

Wir fassen die Ergebnisse, zu denen wir gelangt sind, zum Schluß dieses
Abschnittes noch einmal kurz zusammen.

Das v. puttk ammersche Project Eckernförde-Husum ist ohne Weiteres
abzuweisen, weil die Hever nicht tief genug und ein veränderlicher Waldstrom
ist, weil ferner bei Husum ungeheuer kostspielige und überdies unmöglich zweck¬
entsprechend zu erhaltende Hafenbauten nöthig wären, weil endlich ein bloßer
Durchstich ohne Schleußen nur von Leuten, die nicht Sachverständige in tech¬
nischen Fragen sind, für brauchbar und haltbar angesehen werden kann.

Das lentzesche Project ist bis auf weiteres, d. h. bis auf so lange
abzulehnen, als nicht widerlegt ist, daß der eckernförder Busen bedenkliche


Stellen treffliche und nur mit großem Aufwand an Geld und Truppen zu
beschützende Landungsplätze für eine feindliche Flotte mit Landtruppen an Bord
darbietet, wogegen die ganze fchleswigfche und holsteinische Küste vom Gute
Noer bis zum Gute Hohewacht eine Landung nicht gestattet.

Daß der Kanal, nach dem fieler Project ausgeführt, strategisch sehr günstig
situirt sein würde / ergiebt sich zum Theil schon aus dem Vorhergehenden und
bedarf, um begriffen zu werden, nur noch eines kurzen Nachweises. Der
kieler Hafen, von Engländern. Russen und Franzosen als ein Kleinod anerkannt,
von der Natur mit allem ausgestattet, was anderwärts durch Kunst mit großen
Kosten erst geschaffen weiden müßte, .muß nicht blos weil die Interessen der
Handelsschifffahrt dies verlangen und ein besserer und wohlfeilerer Kriegshafen
sich in Schleswig-Holstein nicht finden läßt, als östliche Mündung des Kanals
gewählt werden, sondern auch deshalb, weil er im Süden, also innerhalb der
großen im Obigen geschilderten cimbrischen Defensionslinie Deutschlands liegt.

Denke man sich die kieler Linie des Kanals über eine deutsche Meile südlich
von Rendsburg und dem jetzigen Schleswig-holsteinischen Kanäle quer durch
Holstein gezogen, so wird die Festung Rendsburg, besonders nachdem sie zu
der Stärke erhoben ist, welche sie erhalten muß, unsern großen norddeutschen
Kanal selbst im unglücklichsten Fall gegen jeden Angriff von Norden so lange
schützen, als sie selber nicht genommen ist. Selbst wenn sie belagert wäre,
würden die südlichen Eisenbahnen von Hamburg und Lübeck her schnell so viele
Truppen heranschaffen können, als für die Sicherung des Kanals erforderlich
wären, und die Belagerung Rendsburgs würde fast unmöglich werden, wenn
der Kanal die Sammlung und Aufstellung einer deutschen Armee so nahe bei
dieser Festung möglich machte. Die kieler Linie würde daher durch diese un¬
abänderliche Beschaffenheit der Tcrrainverhältnisse nicht blos erstlich selber gut
gedeckt sein und eine dauernde Communication der deutschen Ost- und Nordsee¬
flotte darbieten, sondern sie würde ihrerseits wieder eine sehr starke Deckung
Rendsburgs, des Schlüssels für den ganzen Nordwesten Deutschlands, unsrer
einzigen Festung im hohen Norden bilden.

Wir fassen die Ergebnisse, zu denen wir gelangt sind, zum Schluß dieses
Abschnittes noch einmal kurz zusammen.

Das v. puttk ammersche Project Eckernförde-Husum ist ohne Weiteres
abzuweisen, weil die Hever nicht tief genug und ein veränderlicher Waldstrom
ist, weil ferner bei Husum ungeheuer kostspielige und überdies unmöglich zweck¬
entsprechend zu erhaltende Hafenbauten nöthig wären, weil endlich ein bloßer
Durchstich ohne Schleußen nur von Leuten, die nicht Sachverständige in tech¬
nischen Fragen sind, für brauchbar und haltbar angesehen werden kann.

Das lentzesche Project ist bis auf weiteres, d. h. bis auf so lange
abzulehnen, als nicht widerlegt ist, daß der eckernförder Busen bedenkliche


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[0108] Stellen treffliche und nur mit großem Aufwand an Geld und Truppen zu beschützende Landungsplätze für eine feindliche Flotte mit Landtruppen an Bord darbietet, wogegen die ganze fchleswigfche und holsteinische Küste vom Gute Noer bis zum Gute Hohewacht eine Landung nicht gestattet. Daß der Kanal, nach dem fieler Project ausgeführt, strategisch sehr günstig situirt sein würde / ergiebt sich zum Theil schon aus dem Vorhergehenden und bedarf, um begriffen zu werden, nur noch eines kurzen Nachweises. Der kieler Hafen, von Engländern. Russen und Franzosen als ein Kleinod anerkannt, von der Natur mit allem ausgestattet, was anderwärts durch Kunst mit großen Kosten erst geschaffen weiden müßte, .muß nicht blos weil die Interessen der Handelsschifffahrt dies verlangen und ein besserer und wohlfeilerer Kriegshafen sich in Schleswig-Holstein nicht finden läßt, als östliche Mündung des Kanals gewählt werden, sondern auch deshalb, weil er im Süden, also innerhalb der großen im Obigen geschilderten cimbrischen Defensionslinie Deutschlands liegt. Denke man sich die kieler Linie des Kanals über eine deutsche Meile südlich von Rendsburg und dem jetzigen Schleswig-holsteinischen Kanäle quer durch Holstein gezogen, so wird die Festung Rendsburg, besonders nachdem sie zu der Stärke erhoben ist, welche sie erhalten muß, unsern großen norddeutschen Kanal selbst im unglücklichsten Fall gegen jeden Angriff von Norden so lange schützen, als sie selber nicht genommen ist. Selbst wenn sie belagert wäre, würden die südlichen Eisenbahnen von Hamburg und Lübeck her schnell so viele Truppen heranschaffen können, als für die Sicherung des Kanals erforderlich wären, und die Belagerung Rendsburgs würde fast unmöglich werden, wenn der Kanal die Sammlung und Aufstellung einer deutschen Armee so nahe bei dieser Festung möglich machte. Die kieler Linie würde daher durch diese un¬ abänderliche Beschaffenheit der Tcrrainverhältnisse nicht blos erstlich selber gut gedeckt sein und eine dauernde Communication der deutschen Ost- und Nordsee¬ flotte darbieten, sondern sie würde ihrerseits wieder eine sehr starke Deckung Rendsburgs, des Schlüssels für den ganzen Nordwesten Deutschlands, unsrer einzigen Festung im hohen Norden bilden. Wir fassen die Ergebnisse, zu denen wir gelangt sind, zum Schluß dieses Abschnittes noch einmal kurz zusammen. Das v. puttk ammersche Project Eckernförde-Husum ist ohne Weiteres abzuweisen, weil die Hever nicht tief genug und ein veränderlicher Waldstrom ist, weil ferner bei Husum ungeheuer kostspielige und überdies unmöglich zweck¬ entsprechend zu erhaltende Hafenbauten nöthig wären, weil endlich ein bloßer Durchstich ohne Schleußen nur von Leuten, die nicht Sachverständige in tech¬ nischen Fragen sind, für brauchbar und haltbar angesehen werden kann. Das lentzesche Project ist bis auf weiteres, d. h. bis auf so lange abzulehnen, als nicht widerlegt ist, daß der eckernförder Busen bedenkliche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/108>, abgerufen am 12.12.2024.