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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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Linie Corinth-Memphis und unter Commando des General Grant gelassen.
Dieser scheint nach den wenigen über ihn vorhandenen Nachrichten zu schließen,
seine Kräfte zunächst auf die Organisation des besetzten Landes und auf die
Beherrschung des Mississippi gewendet zu haben. Erst im Monat September
wurde er aus seiner Ruhe durch den gegen ihn anrückenden C. Gen. Price ge¬
stört. Er warf ihm den General RosecranS mit einem Armeecorps entgegen,
um sich unterdeß bei Corinth concentriren zu tonnen. Rosecrans gelang eS,
den Gegner durch ein Gefecht bei Inka am 19. September zum momentanen
Halt zu zwingen. er konnte ihn aber nicht von weiteren Vordringen abhalten;
Grant jedoch hatte die nothwendige Zeit gewonnen, empfing den Gegner am
3. October mit überlegener Zahl bei Corinth, schlug rbn und brachte rhin auf
einer mehre Tage anhaltenden Verfolgung noch bedeutende Verluste bei. Er
ging nunmehr mit seinen Kräften dem Lauf des Mississippi nach und entsandte
Gen. Shermann gegen Vicksburg, hatte hier aber keine Erfolge. -- Der Schluß
des Jahres sieht Grant in Corinth und Shermann in Meinphis. So fest
ersterer den errungenen werthvollen Besitz zur Beherrschung des Mississippi und
Tennessee hielt, so wenig glücklich im Behaupten waren seine Nachbarn. In
Missouri und Arkansas wogte der Kampf hin und her, ohne daß eine der
beiden Seiten zu einem festen Besitz gelangte.

Aehnlich stellten sich die Verhältnisse im mittlern und östlichen Tennessee
und Kentucky. Buell verlor nach und nach immer mehr Terrain und Mitte
September standen die Conföderirten unter den Generalen Bragg und Morgan
sogar nur Ohio. Cincinnati bedrohend, Cumberland Gay und das Terrain bis
nach Westvirginien hin beherrschend.

Lincoln hatte nämlich alle bereiten Kräfte zur Deckung Washingtons heran¬
gezogen. Erst nach der Schlacht bei Änticlam gelang es den nördlichen Trup¬
pen wieder vorwärts zu kommen und wieder in den Besitz der Hauptstädte zu
gelangen. -- Buell aber wurde von seinem Commando entfernt und Rosecrans
kam an seine Stelle. Dieser organisirt seine geringen Kräfte und unternimmt
es im Anschluß an die Stellung Granes das Terrain östlich des untern
Tennessee wieder in seine Hand zu bekommen und durch die Eisenbahn von
Louisville über Nashville nach Corinth mit Grant in Verbindung zu treten.
Dies Streben führte mit dem Schluß des Jahres 1862 zur fünftägigen Schlacht
bei Murfreesboro in welcher der Zweck, wenn auch mit dem Verlust von bei¬
nahe 12,000 Mann erreicht wurde.

In den östlichen Theilen dieser Landschaften jedoch behaupteten sich die
Conföderirten infolge der günstigen Resultate der Schlachten in Ostvirginien.

Die kleinen Gcfechtsfelder in Texas, Neumexiko und in den Jndianer-
lerritorien lieferten der Union ebenfalls keine günstigen Erfolge. Unbestritten
steghaft war sie nur zur See und in den mit der Flotte zusammen gewagten


9*

Linie Corinth-Memphis und unter Commando des General Grant gelassen.
Dieser scheint nach den wenigen über ihn vorhandenen Nachrichten zu schließen,
seine Kräfte zunächst auf die Organisation des besetzten Landes und auf die
Beherrschung des Mississippi gewendet zu haben. Erst im Monat September
wurde er aus seiner Ruhe durch den gegen ihn anrückenden C. Gen. Price ge¬
stört. Er warf ihm den General RosecranS mit einem Armeecorps entgegen,
um sich unterdeß bei Corinth concentriren zu tonnen. Rosecrans gelang eS,
den Gegner durch ein Gefecht bei Inka am 19. September zum momentanen
Halt zu zwingen. er konnte ihn aber nicht von weiteren Vordringen abhalten;
Grant jedoch hatte die nothwendige Zeit gewonnen, empfing den Gegner am
3. October mit überlegener Zahl bei Corinth, schlug rbn und brachte rhin auf
einer mehre Tage anhaltenden Verfolgung noch bedeutende Verluste bei. Er
ging nunmehr mit seinen Kräften dem Lauf des Mississippi nach und entsandte
Gen. Shermann gegen Vicksburg, hatte hier aber keine Erfolge. — Der Schluß
des Jahres sieht Grant in Corinth und Shermann in Meinphis. So fest
ersterer den errungenen werthvollen Besitz zur Beherrschung des Mississippi und
Tennessee hielt, so wenig glücklich im Behaupten waren seine Nachbarn. In
Missouri und Arkansas wogte der Kampf hin und her, ohne daß eine der
beiden Seiten zu einem festen Besitz gelangte.

Aehnlich stellten sich die Verhältnisse im mittlern und östlichen Tennessee
und Kentucky. Buell verlor nach und nach immer mehr Terrain und Mitte
September standen die Conföderirten unter den Generalen Bragg und Morgan
sogar nur Ohio. Cincinnati bedrohend, Cumberland Gay und das Terrain bis
nach Westvirginien hin beherrschend.

Lincoln hatte nämlich alle bereiten Kräfte zur Deckung Washingtons heran¬
gezogen. Erst nach der Schlacht bei Änticlam gelang es den nördlichen Trup¬
pen wieder vorwärts zu kommen und wieder in den Besitz der Hauptstädte zu
gelangen. — Buell aber wurde von seinem Commando entfernt und Rosecrans
kam an seine Stelle. Dieser organisirt seine geringen Kräfte und unternimmt
es im Anschluß an die Stellung Granes das Terrain östlich des untern
Tennessee wieder in seine Hand zu bekommen und durch die Eisenbahn von
Louisville über Nashville nach Corinth mit Grant in Verbindung zu treten.
Dies Streben führte mit dem Schluß des Jahres 1862 zur fünftägigen Schlacht
bei Murfreesboro in welcher der Zweck, wenn auch mit dem Verlust von bei¬
nahe 12,000 Mann erreicht wurde.

In den östlichen Theilen dieser Landschaften jedoch behaupteten sich die
Conföderirten infolge der günstigen Resultate der Schlachten in Ostvirginien.

Die kleinen Gcfechtsfelder in Texas, Neumexiko und in den Jndianer-
lerritorien lieferten der Union ebenfalls keine günstigen Erfolge. Unbestritten
steghaft war sie nur zur See und in den mit der Flotte zusammen gewagten


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[0075] Linie Corinth-Memphis und unter Commando des General Grant gelassen. Dieser scheint nach den wenigen über ihn vorhandenen Nachrichten zu schließen, seine Kräfte zunächst auf die Organisation des besetzten Landes und auf die Beherrschung des Mississippi gewendet zu haben. Erst im Monat September wurde er aus seiner Ruhe durch den gegen ihn anrückenden C. Gen. Price ge¬ stört. Er warf ihm den General RosecranS mit einem Armeecorps entgegen, um sich unterdeß bei Corinth concentriren zu tonnen. Rosecrans gelang eS, den Gegner durch ein Gefecht bei Inka am 19. September zum momentanen Halt zu zwingen. er konnte ihn aber nicht von weiteren Vordringen abhalten; Grant jedoch hatte die nothwendige Zeit gewonnen, empfing den Gegner am 3. October mit überlegener Zahl bei Corinth, schlug rbn und brachte rhin auf einer mehre Tage anhaltenden Verfolgung noch bedeutende Verluste bei. Er ging nunmehr mit seinen Kräften dem Lauf des Mississippi nach und entsandte Gen. Shermann gegen Vicksburg, hatte hier aber keine Erfolge. — Der Schluß des Jahres sieht Grant in Corinth und Shermann in Meinphis. So fest ersterer den errungenen werthvollen Besitz zur Beherrschung des Mississippi und Tennessee hielt, so wenig glücklich im Behaupten waren seine Nachbarn. In Missouri und Arkansas wogte der Kampf hin und her, ohne daß eine der beiden Seiten zu einem festen Besitz gelangte. Aehnlich stellten sich die Verhältnisse im mittlern und östlichen Tennessee und Kentucky. Buell verlor nach und nach immer mehr Terrain und Mitte September standen die Conföderirten unter den Generalen Bragg und Morgan sogar nur Ohio. Cincinnati bedrohend, Cumberland Gay und das Terrain bis nach Westvirginien hin beherrschend. Lincoln hatte nämlich alle bereiten Kräfte zur Deckung Washingtons heran¬ gezogen. Erst nach der Schlacht bei Änticlam gelang es den nördlichen Trup¬ pen wieder vorwärts zu kommen und wieder in den Besitz der Hauptstädte zu gelangen. — Buell aber wurde von seinem Commando entfernt und Rosecrans kam an seine Stelle. Dieser organisirt seine geringen Kräfte und unternimmt es im Anschluß an die Stellung Granes das Terrain östlich des untern Tennessee wieder in seine Hand zu bekommen und durch die Eisenbahn von Louisville über Nashville nach Corinth mit Grant in Verbindung zu treten. Dies Streben führte mit dem Schluß des Jahres 1862 zur fünftägigen Schlacht bei Murfreesboro in welcher der Zweck, wenn auch mit dem Verlust von bei¬ nahe 12,000 Mann erreicht wurde. In den östlichen Theilen dieser Landschaften jedoch behaupteten sich die Conföderirten infolge der günstigen Resultate der Schlachten in Ostvirginien. Die kleinen Gcfechtsfelder in Texas, Neumexiko und in den Jndianer- lerritorien lieferten der Union ebenfalls keine günstigen Erfolge. Unbestritten steghaft war sie nur zur See und in den mit der Flotte zusammen gewagten 9*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/75>, abgerufen am 23.07.2024.