Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.nicht großen Leserkreise, welcher den Eifer besitzt, sich in das umfängliche Lehr¬ Johannes Bachmann, ein Sohn des Consistorialraths Bachmann in Aug. Will). Dieckhoff, als Nachfolger von G. F. Wiggers von Göt¬ nicht großen Leserkreise, welcher den Eifer besitzt, sich in das umfängliche Lehr¬ Johannes Bachmann, ein Sohn des Consistorialraths Bachmann in Aug. Will). Dieckhoff, als Nachfolger von G. F. Wiggers von Göt¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/282721"/> <p xml:id="ID_1298" prev="#ID_1297"> nicht großen Leserkreise, welcher den Eifer besitzt, sich in das umfängliche Lehr¬<lb/> gebäude zu vertiefen, manches darbietet, was von theologischen Interesse und<lb/> Werth ist. Philippi ist Mitglied der Commission für die erste theologische<lb/> Prüfung (pro lieentia eoneionMcii). Durch seine Theilnahme an Pastoren¬<lb/> versammlungen und Missionsconfercnzen hat er sich mehr als Krabbe den<lb/> mecklenburgischen Geistlichen persönlich genähert. Mit den Studenten, die<lb/> ihn als gelehrten Dogmatiker ehren, verkehrt er auch mittelst eines theolo¬<lb/> gischen Conversatoriums.</p><lb/> <p xml:id="ID_1299"> Johannes Bachmann, ein Sohn des Consistorialraths Bachmann in<lb/> Berlin, war dort Privatdocent, als er zu Michaelis 1888 für das Fach der<lb/> alttestamentlichen Exegese als Nachfolger Baumgartens berufen ward. Er<lb/> muß wohl Garantien geboten haben, daß er, obwohl bis dahin der preußischen<lb/> unirten Kirche angehörig, doch ein zuverlässiger Bekenner der lutherischen Lehre<lb/> sei. Er steht noch in sehr jugendlichem Alter, hat auch literarisch sich erst durch<lb/> einige kleinere Schriften gekannt gemacht. Daher erklärt es sich auch wohl<lb/> daß seine Collegen von der theologischen Facultät ihn fünfthalb Jahre als<lb/> bloßen Licentiaten der Theologie sitzen und auf die Doctorwürde warten ließen,<lb/> in deren Ermangelung er weder das Decanat führen noch an den Promotionen<lb/> sich betheiligen konnte. Erst im Mai 1863 machte ihn die Facultät zum Doctor<lb/> Kouoris eauLg.. Seine Vorlesungen sind nicht eben besucht, auch schon einmal<lb/> durch einen Conflict mit den Studenten und eine scharrende Demonstration<lb/> derselben belebt gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1300" next="#ID_1301"> Aug. Will). Dieckhoff, als Nachfolger von G. F. Wiggers von Göt¬<lb/> tingen berufen, trat sein Amt um Michaelis 1860 an, liest über Kirchen« und<lb/> Dogmengeschichte, auch über Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs und leitet<lb/> die katechetische Abtheilung des homiletisch-katechetischen Seminars. Aus Besuch<lb/> war er schon einmal, vielleicht zur Vorbereitung seiner Berufung, im Jahre<lb/> 1868 in Mecklenburg. Gemeinschaftlich mit Philippi wohnte er damals der<lb/> berühmten Lutheranerconferenz bei, welche am 18. und 19. August des ge¬<lb/> nannten Jahres auf dem Gute des Freiherrn Friedrich v. Maltzan zu Rothen-<lb/> moor unter Anwesenheit verschiedener auswärtiger lutherischer Notabilitäten<lb/> (Huschke aus Breslau, v. Thadden-Trieglass, Generalsuperintendent<lb/> Brömel aus Lauenburg u. s. w.) abgehalten ward. Bei der Verhandlung<lb/> über die von Herrn v. Thal) den proponirte Frage: „wer ist ein Ketzer?"<lb/> wagte er die Behauptung aufzustellen, daß ein Reformirter kein Ketzer sei, stieß<lb/> damit aber auf fast allgemeinen Widerspruch. Brömel erklärte, mit einem<lb/> Reformirten nicht beten zu können und fand dafür bei Huschke und<lb/> Philippi Zustimmung. Auf nicht weniger Widerspruch stieß eine andere<lb/> Aeußerung Dieckhoffs, dahin gehend, daß ein Lutheraner aus der preußischen<lb/> Union dem Bekenntniß der lutherischen Kirche angehöre, und Philippi ent-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0480]
nicht großen Leserkreise, welcher den Eifer besitzt, sich in das umfängliche Lehr¬
gebäude zu vertiefen, manches darbietet, was von theologischen Interesse und
Werth ist. Philippi ist Mitglied der Commission für die erste theologische
Prüfung (pro lieentia eoneionMcii). Durch seine Theilnahme an Pastoren¬
versammlungen und Missionsconfercnzen hat er sich mehr als Krabbe den
mecklenburgischen Geistlichen persönlich genähert. Mit den Studenten, die
ihn als gelehrten Dogmatiker ehren, verkehrt er auch mittelst eines theolo¬
gischen Conversatoriums.
Johannes Bachmann, ein Sohn des Consistorialraths Bachmann in
Berlin, war dort Privatdocent, als er zu Michaelis 1888 für das Fach der
alttestamentlichen Exegese als Nachfolger Baumgartens berufen ward. Er
muß wohl Garantien geboten haben, daß er, obwohl bis dahin der preußischen
unirten Kirche angehörig, doch ein zuverlässiger Bekenner der lutherischen Lehre
sei. Er steht noch in sehr jugendlichem Alter, hat auch literarisch sich erst durch
einige kleinere Schriften gekannt gemacht. Daher erklärt es sich auch wohl
daß seine Collegen von der theologischen Facultät ihn fünfthalb Jahre als
bloßen Licentiaten der Theologie sitzen und auf die Doctorwürde warten ließen,
in deren Ermangelung er weder das Decanat führen noch an den Promotionen
sich betheiligen konnte. Erst im Mai 1863 machte ihn die Facultät zum Doctor
Kouoris eauLg.. Seine Vorlesungen sind nicht eben besucht, auch schon einmal
durch einen Conflict mit den Studenten und eine scharrende Demonstration
derselben belebt gewesen.
Aug. Will). Dieckhoff, als Nachfolger von G. F. Wiggers von Göt¬
tingen berufen, trat sein Amt um Michaelis 1860 an, liest über Kirchen« und
Dogmengeschichte, auch über Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs und leitet
die katechetische Abtheilung des homiletisch-katechetischen Seminars. Aus Besuch
war er schon einmal, vielleicht zur Vorbereitung seiner Berufung, im Jahre
1868 in Mecklenburg. Gemeinschaftlich mit Philippi wohnte er damals der
berühmten Lutheranerconferenz bei, welche am 18. und 19. August des ge¬
nannten Jahres auf dem Gute des Freiherrn Friedrich v. Maltzan zu Rothen-
moor unter Anwesenheit verschiedener auswärtiger lutherischer Notabilitäten
(Huschke aus Breslau, v. Thadden-Trieglass, Generalsuperintendent
Brömel aus Lauenburg u. s. w.) abgehalten ward. Bei der Verhandlung
über die von Herrn v. Thal) den proponirte Frage: „wer ist ein Ketzer?"
wagte er die Behauptung aufzustellen, daß ein Reformirter kein Ketzer sei, stieß
damit aber auf fast allgemeinen Widerspruch. Brömel erklärte, mit einem
Reformirten nicht beten zu können und fand dafür bei Huschke und
Philippi Zustimmung. Auf nicht weniger Widerspruch stieß eine andere
Aeußerung Dieckhoffs, dahin gehend, daß ein Lutheraner aus der preußischen
Union dem Bekenntniß der lutherischen Kirche angehöre, und Philippi ent-
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