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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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werden, wie der ganze Krieg des Jahres, zumal der sonst unverständliche Zug
Sbermans darthut. -- Lee. statt sich zwischen Grant und Richmond zu schieben,
und sich dadurch dem auszusetzen, daß er in die Stadt hineingeworfen und
gleich Pemberton im vergangenen Jahr in Vicksburg jetzt in Richmond belagert
und ausgehungert würde, nahm Richmond auf seinen rechten Flügel und stellte
sich Grant auf die rechte Flanke. -- Dieser, der das 18. Corps von Butler
zu Wasser an sich gezogen und sich mit der Cavallerie Sheridans wieder ver¬
einigt hatte, mußte also die Südarmee aus dieser Stellung vertreiben, ehe er
gegen Richmond vorgeben konnte. Das freiere Terrain der hiesigen Gegend
versprach in einer Schlacht seinem numerischen Uebergewicht eine günstigere Ge¬
legenheit sich zu entwickeln, als ihm bisher geworden. Am 31. Mai. 1. und
2. Juni suchte er durch kleinere allseitige Gefechte die Stellung des Gegners,
die inzwischen befestigt worden war, zu erkennen. Am 3. Juni aber unternahm
er mit seiner ganzen Macht, 5 Corps, den Angriff des Gegners. Dieser schlug
ihn mit einem Verlust von 7000 Mann Todten und Verwundeten zurück.

Grant hatte unterdessen gegen Lee Front machend sich auf dem James-
flnß basirt und war so in die Stellung gekommen, aus welcher Mac Clellan
vor zwei Jahren seinen Rückzug angetreten hatte und welche für den bevor¬
stehenden Sommer mit ihrem feuchten Boden furchtbare Krankheiten versprach.
Aus diesem Grunde und weil er nicht noch einmal hier eine Schlacht wagen
wollte, beschloß Grant wieder seine Basis zu wechseln, also sich in die vierte
zu versetzen; er ging am 14. Juni über den Jamesriver und griff schon
am Is. das wohl befestigte Petersburg im Verein mit dem 10. Corps But-
ters an. Die Milizgarnison vertheidigte den Ort aber wacker, trotzdem ein¬
zelne Trupps in denselben eindrangen. Am 16. traf Beauregard mit den ersten
Verstärkungen ein und es gelang ihm, die nun folgenden Angriffe, von welchen
die des 18. und 19. Juni die bedeutendsten waren, glücklich zu vereiteln. Die
Union verlor in diesen Stürmen 10,000 Mann an Todten und Verwundeten.
-- Am 22. und 23. Juni schob Grant seine Truppen weiter links und hier
die Weldoneisenbahn hinter sich zerstörend, brachte er es wieder zu lebhaften aber
nicht glücklichen Gefechten. Grant zog sich zurück, nahm eine Aufstellung, die
er in der nächsten Zeit befestigte und ging nun zu einem geregelterer Angriff
von Petersburg über, in welchem er heute noch begriffen ist. Von seinem ersten
Eintreffen an bis heute haben Reiterschaaren Züge nach West und Süd ge¬
macht, um die, die Conföderirten nährenden Eisenbahnen und Landschaften zu
zerstören und zu verwüsten.

Die wiederholten Wechsel der Operationsbasen beweisen, wie vorteilhaft
für die Union die Herrschaft des Meeres war, sie zeigen aber auch den Mangel
einfacher Anschauungen.in der Führung. -- Jeder Wechsel der Basis ist ein
Abschneiden der alten Verbindungslinien und ein Anknüpfen neuer, führt also


werden, wie der ganze Krieg des Jahres, zumal der sonst unverständliche Zug
Sbermans darthut. — Lee. statt sich zwischen Grant und Richmond zu schieben,
und sich dadurch dem auszusetzen, daß er in die Stadt hineingeworfen und
gleich Pemberton im vergangenen Jahr in Vicksburg jetzt in Richmond belagert
und ausgehungert würde, nahm Richmond auf seinen rechten Flügel und stellte
sich Grant auf die rechte Flanke. — Dieser, der das 18. Corps von Butler
zu Wasser an sich gezogen und sich mit der Cavallerie Sheridans wieder ver¬
einigt hatte, mußte also die Südarmee aus dieser Stellung vertreiben, ehe er
gegen Richmond vorgeben konnte. Das freiere Terrain der hiesigen Gegend
versprach in einer Schlacht seinem numerischen Uebergewicht eine günstigere Ge¬
legenheit sich zu entwickeln, als ihm bisher geworden. Am 31. Mai. 1. und
2. Juni suchte er durch kleinere allseitige Gefechte die Stellung des Gegners,
die inzwischen befestigt worden war, zu erkennen. Am 3. Juni aber unternahm
er mit seiner ganzen Macht, 5 Corps, den Angriff des Gegners. Dieser schlug
ihn mit einem Verlust von 7000 Mann Todten und Verwundeten zurück.

Grant hatte unterdessen gegen Lee Front machend sich auf dem James-
flnß basirt und war so in die Stellung gekommen, aus welcher Mac Clellan
vor zwei Jahren seinen Rückzug angetreten hatte und welche für den bevor¬
stehenden Sommer mit ihrem feuchten Boden furchtbare Krankheiten versprach.
Aus diesem Grunde und weil er nicht noch einmal hier eine Schlacht wagen
wollte, beschloß Grant wieder seine Basis zu wechseln, also sich in die vierte
zu versetzen; er ging am 14. Juni über den Jamesriver und griff schon
am Is. das wohl befestigte Petersburg im Verein mit dem 10. Corps But-
ters an. Die Milizgarnison vertheidigte den Ort aber wacker, trotzdem ein¬
zelne Trupps in denselben eindrangen. Am 16. traf Beauregard mit den ersten
Verstärkungen ein und es gelang ihm, die nun folgenden Angriffe, von welchen
die des 18. und 19. Juni die bedeutendsten waren, glücklich zu vereiteln. Die
Union verlor in diesen Stürmen 10,000 Mann an Todten und Verwundeten.
— Am 22. und 23. Juni schob Grant seine Truppen weiter links und hier
die Weldoneisenbahn hinter sich zerstörend, brachte er es wieder zu lebhaften aber
nicht glücklichen Gefechten. Grant zog sich zurück, nahm eine Aufstellung, die
er in der nächsten Zeit befestigte und ging nun zu einem geregelterer Angriff
von Petersburg über, in welchem er heute noch begriffen ist. Von seinem ersten
Eintreffen an bis heute haben Reiterschaaren Züge nach West und Süd ge¬
macht, um die, die Conföderirten nährenden Eisenbahnen und Landschaften zu
zerstören und zu verwüsten.

Die wiederholten Wechsel der Operationsbasen beweisen, wie vorteilhaft
für die Union die Herrschaft des Meeres war, sie zeigen aber auch den Mangel
einfacher Anschauungen.in der Führung. — Jeder Wechsel der Basis ist ein
Abschneiden der alten Verbindungslinien und ein Anknüpfen neuer, führt also


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/272>, abgerufen am 23.07.2024.