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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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während er mit dem Rest von circa 6000 Pferden seinen Marsch fortsetzte und
am 11. Juni zwischen Harpersferry und Washington den Potomac passirte und
durch Maryland in Pennsylvanien einfallend den Schrecken in die Neuengland-
staaten trug. Die Städte warfen in aller Eile Befestigungen auf. 120 000
Mann Milizen wurden eingerufen und alle nur irgend disponibel" Truppen
zur Hilfe beordert.

C. G. Ewell mit dem Corps Jacksons war Stuart zunächst gefolgt. Er
nahm rasch hintereinander die feindlichen Besatzungen der kleinen Städte im
SKenandoahthal gefangen und besetzte am 16. Juni Harpersferry; am 21.
erreichte ihn Lee und am 22. ging die Armee der Confödenrten wieder über
den Potomac. Hooker, statt den marschirenden Feind anzugreifen,, blieb unent¬
schlossen stehen und eilte erst auf den Hilfeschrei der pennsylvanischen Städte mit
seiner Armee durch Washington den Confödenrten nach. Lee hatte bei Gettys-
burg in Pennsylvanien seine Hauptmacht stehen, hierhin dirigirte sich auch Hooker,
mühte aber vor dem Tage der Entscheidung, am 27., das Commando an einen
seiner Untergencrale, Meade abtreten. Am 30. Juni standen das 1. Reynolds,
3. sinlich und 11. Corps Howard unter Oberbefehl des ersteren einen Tage¬
marsch südlich Gettysburg; er ging am 1. mit dem 1. und 11. Corps gegen
den letzteren Ort vor, traf auf das Corps von Ewell. wurde zurückgeschlagen
und siel; G. Howard sammelte die Truppen und wurde im Rückzug von den
heraneiiendcn 3. und 12. Corps Slocum gegen Abend aufgenommen. In der
Nacht traf mit Meade das 2. Hancock und 5. Corps sylich ein, denen im
Lauf des nächsten Morgens auch das 6. Corps Scdgwick, sowie Abtheilungen
Pennsylvanischer und maryländischcr Miliz folgten.

Am 2. Juli hatte auch Lee seine Kräfte, die Corps von Ewell, Longstreet
und Hill bei Gettysburg concentrirt und es kam zur Schlacht mit verkehrter
Front, die Armee des Südens stand im Norden der Unionsarmee, und eine
wirklich Verlorne und durchgeführte Schlacht mußte für den Sieger die reichsten
Früchte, für den Geschlagenen die schlimmsten Folgen bringen. Alle Truppen
kamen zum Gefecht und Gi. Lee hatte am Abend des Tages mit seinem
linken Flügel entschiedene Fortschritte gemacht, aber noch keinen Sieg errungen.
Am 3. wurde die Schlacht erneuert und alle Angriffe Lech zurückgeschlagen,
ohne daß jedoch Mcade sonstige Vortheile gewann. Unter diesen Umständen
mußte Lee an die Sicherung seines Rückzugs denken. Er marschirte am 4. und
5. um den linken Flügel Mcadcs herum, ohne daß dieser es wagte ihn an¬
zugreifen und zog sich nach dem Potomac zurück. Harpersferry war durch die
Unionstruppen genommen und die dortige Brücke zerstört worden. Lee ging
deshalb nach Williamsport, fünf Meilen oberhalb, nahm am 12. daselbst eine


während er mit dem Rest von circa 6000 Pferden seinen Marsch fortsetzte und
am 11. Juni zwischen Harpersferry und Washington den Potomac passirte und
durch Maryland in Pennsylvanien einfallend den Schrecken in die Neuengland-
staaten trug. Die Städte warfen in aller Eile Befestigungen auf. 120 000
Mann Milizen wurden eingerufen und alle nur irgend disponibel» Truppen
zur Hilfe beordert.

C. G. Ewell mit dem Corps Jacksons war Stuart zunächst gefolgt. Er
nahm rasch hintereinander die feindlichen Besatzungen der kleinen Städte im
SKenandoahthal gefangen und besetzte am 16. Juni Harpersferry; am 21.
erreichte ihn Lee und am 22. ging die Armee der Confödenrten wieder über
den Potomac. Hooker, statt den marschirenden Feind anzugreifen,, blieb unent¬
schlossen stehen und eilte erst auf den Hilfeschrei der pennsylvanischen Städte mit
seiner Armee durch Washington den Confödenrten nach. Lee hatte bei Gettys-
burg in Pennsylvanien seine Hauptmacht stehen, hierhin dirigirte sich auch Hooker,
mühte aber vor dem Tage der Entscheidung, am 27., das Commando an einen
seiner Untergencrale, Meade abtreten. Am 30. Juni standen das 1. Reynolds,
3. sinlich und 11. Corps Howard unter Oberbefehl des ersteren einen Tage¬
marsch südlich Gettysburg; er ging am 1. mit dem 1. und 11. Corps gegen
den letzteren Ort vor, traf auf das Corps von Ewell. wurde zurückgeschlagen
und siel; G. Howard sammelte die Truppen und wurde im Rückzug von den
heraneiiendcn 3. und 12. Corps Slocum gegen Abend aufgenommen. In der
Nacht traf mit Meade das 2. Hancock und 5. Corps sylich ein, denen im
Lauf des nächsten Morgens auch das 6. Corps Scdgwick, sowie Abtheilungen
Pennsylvanischer und maryländischcr Miliz folgten.

Am 2. Juli hatte auch Lee seine Kräfte, die Corps von Ewell, Longstreet
und Hill bei Gettysburg concentrirt und es kam zur Schlacht mit verkehrter
Front, die Armee des Südens stand im Norden der Unionsarmee, und eine
wirklich Verlorne und durchgeführte Schlacht mußte für den Sieger die reichsten
Früchte, für den Geschlagenen die schlimmsten Folgen bringen. Alle Truppen
kamen zum Gefecht und Gi. Lee hatte am Abend des Tages mit seinem
linken Flügel entschiedene Fortschritte gemacht, aber noch keinen Sieg errungen.
Am 3. wurde die Schlacht erneuert und alle Angriffe Lech zurückgeschlagen,
ohne daß jedoch Mcade sonstige Vortheile gewann. Unter diesen Umständen
mußte Lee an die Sicherung seines Rückzugs denken. Er marschirte am 4. und
5. um den linken Flügel Mcadcs herum, ohne daß dieser es wagte ihn an¬
zugreifen und zog sich nach dem Potomac zurück. Harpersferry war durch die
Unionstruppen genommen und die dortige Brücke zerstört worden. Lee ging
deshalb nach Williamsport, fünf Meilen oberhalb, nahm am 12. daselbst eine


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/251>, abgerufen am 23.07.2024.