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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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wissen, entschloß sich endlich Ende April von seiner Uebermacht Gebrauch zu
machen und mit sieben Armeecorps gegen Lee vorzugehen. Die Schwierigkeiten
eines Uebergangs bei Fredtricksburg für bedeutend erachtend, schob er Sedgwick
mit vier Divisionen gegen den Ort, entsandte Gen. Stvneman mit seiner Ka¬
vallerie in den Rücken des Gegners bis Richmond hin und ging mit dem Rest
einen Tagemarsch oberhalb am 28. April an der Mündung des Rapidann
über den Fiuh, schwenkte links und stellte sich bei Chancellvrsville auf. Hier
ging ihm Lee entgegen und es kam am 2. und 3. Mai zu einer Schlacht, in
welcher C. G., Jackson am ersten Tage mit seiner Stvncwallbrigade den rechten
Flügel Hvvkers, das Corps Howard schlug und dadurch die Armee zum Rückzug
nöthigte; in der Nacht vom 2. zum 3. suchte Hooker durch einen Uebelfall den
Gegner zurückzutreiben. In der dadurch entstehenden Verwirrung wurde Jackson
von seinen eigenen Leute" zu Tode verwundet. Der Ueberfall hatte aber keinen
Erfolg und die Schlacht wurde am 3. fortgesetzt, ohne daß Hooker das Ver¬
lorene wiedergewinnen konnte. Sedgwick war unterdeß siegreich gegen Fredcricks¬
burg vorgedrungen und hatte die dortigen befestigten Höhen am 2. und 3. ge¬
nommen. Am 4. aber wandte sich Lee gegen ihn und zwang ihn, die er¬
rungenen Vortheile aufzugeben. Hooker hatte die dadurch gewonnene Ruhe
benutzt, seinen Rückzug anzutreten und Sedgwick folgte ihm. Lee war durch
die doppelte Schlacht ebenfalls sehr aufgelöst und verhindert, von seinen Siegen
sofort Gebrauch zu mache". Er blieb hinter dem Nappahannock stehen. Stv¬
neman, der bereits verloren gegeben war, traf auf großen Umwegen ohne zu große
Verluste am 8. Mai glücklich von seinem verwüstenden Abenteuerzuge wie¬
der ein.

Die beiderseitigen Verluste werden auf je 16.000 Mann berechnet, der
herbste Verlust aber traf die Cvnfvdcrirten durch den Tod des talentvollsten
Generals, den dieser Krieg bis jetzt erzeugt, des Generals Jackson. Der Sieg
war ihm bisher immer treu geblieben und die Truppen hingen mit aller Kraft
an ihm. Nächst Jackson verdankte Lee seinen Sieg der Trennung der Armee
Hookers, welche ihm gestattete, einen Theil nach dem andern zu schlagen. --
Am ö. Juni erst begann Lee seinem Siege Folge zu geben, indem er wieder,
statt dem Feinde einfach entgegenzugehen, mit einer weiten Umgehung durch
das Shenandoahthal in Maryland eindrang und dort dem verstärkten Gegner
in einer Schlacht entgegentrat. Die Kavallerie der Eonföderirten unter ihrem
bewährten Neitergeneral Stuart griff am genannten Tage den rechten Flügel
der feindlichen Vorposten an, schlug ihn zurück, begegnete am 9. Juni bei Be¬
verly Forts 8000 Pferden unter dem U. G. Buford und Gregg und warf sie.
Stuart ließ nun ein Corps von circa 2000 Reitern gegen Washington stehen,


wissen, entschloß sich endlich Ende April von seiner Uebermacht Gebrauch zu
machen und mit sieben Armeecorps gegen Lee vorzugehen. Die Schwierigkeiten
eines Uebergangs bei Fredtricksburg für bedeutend erachtend, schob er Sedgwick
mit vier Divisionen gegen den Ort, entsandte Gen. Stvneman mit seiner Ka¬
vallerie in den Rücken des Gegners bis Richmond hin und ging mit dem Rest
einen Tagemarsch oberhalb am 28. April an der Mündung des Rapidann
über den Fiuh, schwenkte links und stellte sich bei Chancellvrsville auf. Hier
ging ihm Lee entgegen und es kam am 2. und 3. Mai zu einer Schlacht, in
welcher C. G., Jackson am ersten Tage mit seiner Stvncwallbrigade den rechten
Flügel Hvvkers, das Corps Howard schlug und dadurch die Armee zum Rückzug
nöthigte; in der Nacht vom 2. zum 3. suchte Hooker durch einen Uebelfall den
Gegner zurückzutreiben. In der dadurch entstehenden Verwirrung wurde Jackson
von seinen eigenen Leute» zu Tode verwundet. Der Ueberfall hatte aber keinen
Erfolg und die Schlacht wurde am 3. fortgesetzt, ohne daß Hooker das Ver¬
lorene wiedergewinnen konnte. Sedgwick war unterdeß siegreich gegen Fredcricks¬
burg vorgedrungen und hatte die dortigen befestigten Höhen am 2. und 3. ge¬
nommen. Am 4. aber wandte sich Lee gegen ihn und zwang ihn, die er¬
rungenen Vortheile aufzugeben. Hooker hatte die dadurch gewonnene Ruhe
benutzt, seinen Rückzug anzutreten und Sedgwick folgte ihm. Lee war durch
die doppelte Schlacht ebenfalls sehr aufgelöst und verhindert, von seinen Siegen
sofort Gebrauch zu mache». Er blieb hinter dem Nappahannock stehen. Stv¬
neman, der bereits verloren gegeben war, traf auf großen Umwegen ohne zu große
Verluste am 8. Mai glücklich von seinem verwüstenden Abenteuerzuge wie¬
der ein.

Die beiderseitigen Verluste werden auf je 16.000 Mann berechnet, der
herbste Verlust aber traf die Cvnfvdcrirten durch den Tod des talentvollsten
Generals, den dieser Krieg bis jetzt erzeugt, des Generals Jackson. Der Sieg
war ihm bisher immer treu geblieben und die Truppen hingen mit aller Kraft
an ihm. Nächst Jackson verdankte Lee seinen Sieg der Trennung der Armee
Hookers, welche ihm gestattete, einen Theil nach dem andern zu schlagen. —
Am ö. Juni erst begann Lee seinem Siege Folge zu geben, indem er wieder,
statt dem Feinde einfach entgegenzugehen, mit einer weiten Umgehung durch
das Shenandoahthal in Maryland eindrang und dort dem verstärkten Gegner
in einer Schlacht entgegentrat. Die Kavallerie der Eonföderirten unter ihrem
bewährten Neitergeneral Stuart griff am genannten Tage den rechten Flügel
der feindlichen Vorposten an, schlug ihn zurück, begegnete am 9. Juni bei Be¬
verly Forts 8000 Pferden unter dem U. G. Buford und Gregg und warf sie.
Stuart ließ nun ein Corps von circa 2000 Reitern gegen Washington stehen,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/250>, abgerufen am 23.07.2024.