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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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erhob und die Aushebung der Rekruten, aber mit Stellvertretung in Neuengland
durch militärische Gewalt durchsetzte, daß er endlich im September die Habeas-
Cvrpus-Acte suspendirte und die Bundespolizei als seine, durch Truppen ge¬
schützte, Autorität einsetzte, -- Alle diese Schritte wurden naturgemäß in dem
bewohnteren und an großen Städten reicheren, überhaupt entwickelteren Neu¬
england widerwilliger empfunden, als in den für den Krieg mehr begeisterten
Weststaaten.

Die größere Kraft, welche die Regierung im Laufe des Jahres 1863 ge¬
wann, findet auch ihren Widerschein in den kriegerischen Ereignissen des Jahres.
Es bedarf nur noch mehr Kenntniß der militärischen Elemente und mehr Sicher¬
heit in der Handhabung der Autorität, um den Sieg an die Fahnen des Nor¬
dens zu fesseln. -- Dazu gehört, daß die Regierung sich so sicher fühle, daß sie
nicht mehr nothwendig hat. einflußreiche Männer an der Spitze der Armeen
zu fürchten. Vielleicht daß nach vollendeter Wiederwahl Lincolns dieser Augen¬
blick gekommen ist.

Gehen wir nun zu einer kurzen Beleuchtung der kriegerischen Ereignisse
zunächst des Jahres 1863 über, so ergiebt sich ein ähnliches Bild wie im vo¬
rigen Jahre, Erfolge im Westen, große aber resultatlose Schlachten im Osten
und dazwischen ein stetes Hin- und Herwogen des Bürgerkrieges; aber doch
überall am Schluß des Jahres Beweise für das Vorschreiten des Nordens. --

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz hatte die Schlacht bei Fredericksburg
am 13. December 1862 den Obergeneral des Nordens, Burnside, über den
Rappahannock zurückgewiesen und ihm selbst alle Thatkraft genommen, im Laufe
des Januars schien er einige Mal anzusetzen, um wieder gegen den Feind vor¬
zugehen, aber er fand überall Hindernisse. Unter dem 25. Januar verlor Burn¬
side sowohl als seine Unterführer Franklin und Summer das Commando und
einer seiner Corpsgenerale, Hooker, trat an die Spitze der Potomacarmee. Er
ließ die Armee zunächst Winterquartiere beziehen. Der Cons. G. Lee folgte
diesem Beispiel und so vergehen die ersten vier Monate dieses Jahres hier in
voller Ruhe des Krieges. Im Westen aber bleibt der Kampf rege und schreiten
die Truppen unausgesetzt vor. um die große Handelsstraße und Verkehrsader
des Westens in die Hände der Union zu bringen.

Wir haben Grant am Schluß des Jahres 1862 im Besitz der Linie Corinth-
Memphis, zwischen Tennessee und Mississippi basirt gelassen und Nosekrans bei
Mursreesboro gegen Bragg im Gefecht gesehen, um die Verbindung mit Grant
sicher zu stellen. Diese Schlacht, auch nach dem Fluß Stoneriver genannt,
dauerte vom 30. December bis 2. Januar, endete mit dem vollen Rückzug der
Conföderirten und gab Grant alle Freiheit der Bewegung. -- Es waren die
Befestigungen von Vicksburg und Port Hudson, von der Armee Johnstons
unterstützt, welche den Mississippi in der Gewalt der Conföderirten erhielten


erhob und die Aushebung der Rekruten, aber mit Stellvertretung in Neuengland
durch militärische Gewalt durchsetzte, daß er endlich im September die Habeas-
Cvrpus-Acte suspendirte und die Bundespolizei als seine, durch Truppen ge¬
schützte, Autorität einsetzte, — Alle diese Schritte wurden naturgemäß in dem
bewohnteren und an großen Städten reicheren, überhaupt entwickelteren Neu¬
england widerwilliger empfunden, als in den für den Krieg mehr begeisterten
Weststaaten.

Die größere Kraft, welche die Regierung im Laufe des Jahres 1863 ge¬
wann, findet auch ihren Widerschein in den kriegerischen Ereignissen des Jahres.
Es bedarf nur noch mehr Kenntniß der militärischen Elemente und mehr Sicher¬
heit in der Handhabung der Autorität, um den Sieg an die Fahnen des Nor¬
dens zu fesseln. — Dazu gehört, daß die Regierung sich so sicher fühle, daß sie
nicht mehr nothwendig hat. einflußreiche Männer an der Spitze der Armeen
zu fürchten. Vielleicht daß nach vollendeter Wiederwahl Lincolns dieser Augen¬
blick gekommen ist.

Gehen wir nun zu einer kurzen Beleuchtung der kriegerischen Ereignisse
zunächst des Jahres 1863 über, so ergiebt sich ein ähnliches Bild wie im vo¬
rigen Jahre, Erfolge im Westen, große aber resultatlose Schlachten im Osten
und dazwischen ein stetes Hin- und Herwogen des Bürgerkrieges; aber doch
überall am Schluß des Jahres Beweise für das Vorschreiten des Nordens. —

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz hatte die Schlacht bei Fredericksburg
am 13. December 1862 den Obergeneral des Nordens, Burnside, über den
Rappahannock zurückgewiesen und ihm selbst alle Thatkraft genommen, im Laufe
des Januars schien er einige Mal anzusetzen, um wieder gegen den Feind vor¬
zugehen, aber er fand überall Hindernisse. Unter dem 25. Januar verlor Burn¬
side sowohl als seine Unterführer Franklin und Summer das Commando und
einer seiner Corpsgenerale, Hooker, trat an die Spitze der Potomacarmee. Er
ließ die Armee zunächst Winterquartiere beziehen. Der Cons. G. Lee folgte
diesem Beispiel und so vergehen die ersten vier Monate dieses Jahres hier in
voller Ruhe des Krieges. Im Westen aber bleibt der Kampf rege und schreiten
die Truppen unausgesetzt vor. um die große Handelsstraße und Verkehrsader
des Westens in die Hände der Union zu bringen.

Wir haben Grant am Schluß des Jahres 1862 im Besitz der Linie Corinth-
Memphis, zwischen Tennessee und Mississippi basirt gelassen und Nosekrans bei
Mursreesboro gegen Bragg im Gefecht gesehen, um die Verbindung mit Grant
sicher zu stellen. Diese Schlacht, auch nach dem Fluß Stoneriver genannt,
dauerte vom 30. December bis 2. Januar, endete mit dem vollen Rückzug der
Conföderirten und gab Grant alle Freiheit der Bewegung. — Es waren die
Befestigungen von Vicksburg und Port Hudson, von der Armee Johnstons
unterstützt, welche den Mississippi in der Gewalt der Conföderirten erhielten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/246>, abgerufen am 23.07.2024.