Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.die Vereinsschule, welche junge Handwerker zur künstlerischen Behandlung ihres Ohne Zweifel wird auch jene Sammlung, wenn sie erst in dem ihr be¬ Die Aufstellung aber der Kunstschätze, nebst ihrer Erhaltung und Pflege, die Vereinsschule, welche junge Handwerker zur künstlerischen Behandlung ihres Ohne Zweifel wird auch jene Sammlung, wenn sie erst in dem ihr be¬ Die Aufstellung aber der Kunstschätze, nebst ihrer Erhaltung und Pflege, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0234" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/282475"/> <p xml:id="ID_626" prev="#ID_625"> die Vereinsschule, welche junge Handwerker zur künstlerischen Behandlung ihres<lb/> Fachs anzuleiten sucht, schon recht Anerkennenswerthes geleistet, sie scheint sogar<lb/> das Vorbild für die größere nürnberger Schule abgegeben zu haben; aber ihr<lb/> stehen noch geringere Mittel zu Gebote und es fehlt bis jetzt von Seiten der<lb/> Fachmänner role der Künstler die fördernde Theilnahme. Fände das Unter¬<lb/> nehmen von Seite des Staates oder auf irgendwelche Weise eine ausreichende<lb/> Unterstützung, so würde es sicher Erfolg haben und auch weitere Kreise zur<lb/> Thätigkeit anregen. An manchen tüchtigen Kräften fehlt es nicht, die, wenn<lb/> sie nur Beschäftigung und öffentliche Aufmunterung fänden, in fruchtbarem Zu¬<lb/> sammenwirken das Handwerk heben und, indem sie das uns umgebende Geräthe<lb/> verschönerten, auch die Kunst wieder fördern könnten. So verbindet z. B. der<lb/> begabte E. Neureuther mit einem feinen phantasiereichen Sinn für orna¬<lb/> mentales Formenspiel und mit der Kenntniß der überlieferten Stile die schöpfe¬<lb/> rische Empfindung, welche das eigenthümliche Leben der Zeit künstlerisch zu<lb/> fassen vermag, in einem seltenen Grade. Aber die Regierung hat es bisher<lb/> versäumt, diese Kräfte anzuregen und zu verwenden, und König Max. dem, wie<lb/> das Nationalmuseum beweist, die Sache wohl am Herzen lag. ging dahin, ehe<lb/> er die Pläne, mit denen er sich für ihre Förderung zu tragen schien, zur Aus¬<lb/> führung bringen konnte. Er hat diese schöne Ausgabe seinem Nachfolger über¬<lb/> lassen und es steht nun zu hoffen, daß sich dieser mit Lust und Liebe ihrer Lösung<lb/> unterziehen werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_627"> Ohne Zweifel wird auch jene Sammlung, wenn sie erst in dem ihr be¬<lb/> stimmten Gebäude für den öffentlichen Gebrauch übersichtlich aufgestellt ist, das<lb/> Ihrige dazu beitragen, um das Interesse für das Kunsthandwerk neu zu beleben<lb/> Der glückliche Einklang freilich, der in der Glyptothek durch den Bau und seine<lb/> Ausschmückung zwischen Umgebung und Inhalt erreicht ist, wird sich im Natio¬<lb/> nalmuseum nicht finden. Schon früher war in diesen Blättern von dem Ge¬<lb/> bäude die Rede, das. im „modernen Baustil" errichtet, ein buntes Durcheinan¬<lb/> der verkehrt angewendeter und sich widersprechender Formen ist, seine Bestimmung<lb/> nicht ausdrückt, sondern durch einiges angeflickte und ganz mittelmäßige Bild¬<lb/> werk höchstens andeutet. Auch die innere Einteilung sollte, wie man vernimmt,<lb/> passender und.zweckentsprechender sein, und es scheint, daß die Geschichtsmale¬<lb/> reien, welche die Wände künstlerisch zu schmücken bestimmt sind, den für eine<lb/> einsichtige Aufstellung der Alterthümer unentbehrlichen Raum zu beeinträchtigen<lb/> drohen. Doch wie dem auch werden mag. diese selber, die ganze Einrichtung,<lb/> befindet sich glücklicherweise in den besten Händen, unter der Aufsicht desselben<lb/> Mannes, der, wie wir oben gesehen, sich um die ganze Sammlung schon so<lb/> große Verdienste erworben.</p><lb/> <p xml:id="ID_628" next="#ID_629"> Die Aufstellung aber der Kunstschätze, nebst ihrer Erhaltung und Pflege,<lb/> ist bei allen Museen die Hauptsache. Die neueren Zeitalter sind nun einmal</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0234]
die Vereinsschule, welche junge Handwerker zur künstlerischen Behandlung ihres
Fachs anzuleiten sucht, schon recht Anerkennenswerthes geleistet, sie scheint sogar
das Vorbild für die größere nürnberger Schule abgegeben zu haben; aber ihr
stehen noch geringere Mittel zu Gebote und es fehlt bis jetzt von Seiten der
Fachmänner role der Künstler die fördernde Theilnahme. Fände das Unter¬
nehmen von Seite des Staates oder auf irgendwelche Weise eine ausreichende
Unterstützung, so würde es sicher Erfolg haben und auch weitere Kreise zur
Thätigkeit anregen. An manchen tüchtigen Kräften fehlt es nicht, die, wenn
sie nur Beschäftigung und öffentliche Aufmunterung fänden, in fruchtbarem Zu¬
sammenwirken das Handwerk heben und, indem sie das uns umgebende Geräthe
verschönerten, auch die Kunst wieder fördern könnten. So verbindet z. B. der
begabte E. Neureuther mit einem feinen phantasiereichen Sinn für orna¬
mentales Formenspiel und mit der Kenntniß der überlieferten Stile die schöpfe¬
rische Empfindung, welche das eigenthümliche Leben der Zeit künstlerisch zu
fassen vermag, in einem seltenen Grade. Aber die Regierung hat es bisher
versäumt, diese Kräfte anzuregen und zu verwenden, und König Max. dem, wie
das Nationalmuseum beweist, die Sache wohl am Herzen lag. ging dahin, ehe
er die Pläne, mit denen er sich für ihre Förderung zu tragen schien, zur Aus¬
führung bringen konnte. Er hat diese schöne Ausgabe seinem Nachfolger über¬
lassen und es steht nun zu hoffen, daß sich dieser mit Lust und Liebe ihrer Lösung
unterziehen werde.
Ohne Zweifel wird auch jene Sammlung, wenn sie erst in dem ihr be¬
stimmten Gebäude für den öffentlichen Gebrauch übersichtlich aufgestellt ist, das
Ihrige dazu beitragen, um das Interesse für das Kunsthandwerk neu zu beleben
Der glückliche Einklang freilich, der in der Glyptothek durch den Bau und seine
Ausschmückung zwischen Umgebung und Inhalt erreicht ist, wird sich im Natio¬
nalmuseum nicht finden. Schon früher war in diesen Blättern von dem Ge¬
bäude die Rede, das. im „modernen Baustil" errichtet, ein buntes Durcheinan¬
der verkehrt angewendeter und sich widersprechender Formen ist, seine Bestimmung
nicht ausdrückt, sondern durch einiges angeflickte und ganz mittelmäßige Bild¬
werk höchstens andeutet. Auch die innere Einteilung sollte, wie man vernimmt,
passender und.zweckentsprechender sein, und es scheint, daß die Geschichtsmale¬
reien, welche die Wände künstlerisch zu schmücken bestimmt sind, den für eine
einsichtige Aufstellung der Alterthümer unentbehrlichen Raum zu beeinträchtigen
drohen. Doch wie dem auch werden mag. diese selber, die ganze Einrichtung,
befindet sich glücklicherweise in den besten Händen, unter der Aufsicht desselben
Mannes, der, wie wir oben gesehen, sich um die ganze Sammlung schon so
große Verdienste erworben.
Die Aufstellung aber der Kunstschätze, nebst ihrer Erhaltung und Pflege,
ist bei allen Museen die Hauptsache. Die neueren Zeitalter sind nun einmal
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