Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.Die unglücklichen Opfer dieser Art von Pensionirungcn vermögen beinahe Um den Staat von der Unzahl von nichtinvalidcn Pensionisten zu befreien, Ein streng controlirtcs Pcuironsgesetz zu erlassen, und unter persönlicher Ver¬ Alle diensttauglich gefundenen Pensionisten der Classe 3., welche das sechzigste Diesen wichtigen Gegenstand Ihrem Interesse empfehlend, zeichnen Hochachtungsvoll Mehre persönlich Unvethciligte. . - - VcrmttwmUicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Hering. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig. Die unglücklichen Opfer dieser Art von Pensionirungcn vermögen beinahe Um den Staat von der Unzahl von nichtinvalidcn Pensionisten zu befreien, Ein streng controlirtcs Pcuironsgesetz zu erlassen, und unter persönlicher Ver¬ Alle diensttauglich gefundenen Pensionisten der Classe 3., welche das sechzigste Diesen wichtigen Gegenstand Ihrem Interesse empfehlend, zeichnen Hochachtungsvoll Mehre persönlich Unvethciligte. . - - VcrmttwmUicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Hering. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0130" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/282371"/> <p xml:id="ID_304"> Die unglücklichen Opfer dieser Art von Pensionirungcn vermögen beinahe<lb/> nie den eigentlichen Grund derselben zu erfahren, um zu ihrem Rechte gelangen zu<lb/> können. Die über sie entscheidende geheime Vehme motivirt ihr Vorgehen fast nie der<lb/> Wahrheit getreu, alle Anfragen der Betheiligten bleiben shstemgcmäß unbeantwortet.<lb/> Hatte man sich dock schon so weit emancipirt, einem solchen Individuum officiell<lb/> und schriftlich zu antworten, man sei nicht in der Lage, die vom Petenten erbetene<lb/> unparteiische Untersuchung der Ursache seiner Pensionirung bewilligen zu können. —<lb/> Dieses that das k. k. Marine-Kommando mittelst Erlaß 'I. 2. Ur. 1566 vom<lb/> 24. Juli 1864, um einige Vorgesetzte zu decken, die durch eine unparteiische Unter¬<lb/> suchung — nebst einem ganzen Amte — in Beseitigung gerathen wären. 4) Mit<lb/> circa '/lo solche für Individuen, die einer Beförderung nicht wohl fähig sind, aber die¬<lb/> jenige Charge, welche sie bekleideten, ziemlich gut versahen. Diese sollte man belassen,<lb/> wo sie zu brauchen sind, offenbar stupide Individuen gar nicht anstellen, dumm oder<lb/> nachlässig gewordene eventuell entlassen oder bestrafen. 5) Mit circa Via für<lb/> Solche, die, nachdem sie ihre Zwecke erreicht haben oder nicht mehr dienen<lb/> wollen, sich zur Pensionirung freiwillig und vorsätzlich hindrängen. Krankheiten<lb/> fingiren, Aerzte täuschen oder gewinnen, simnliren— kurz auf alle mögliche Weise<lb/> ihre Pensionirung selbst herbeiführen. Solche Leute giebt es überall.</p><lb/> <p xml:id="ID_305"> Um den Staat von der Unzahl von nichtinvalidcn Pensionisten zu befreien,<lb/> wäre vor allem!</p><lb/> <p xml:id="ID_306"> Ein streng controlirtcs Pcuironsgesetz zu erlassen, und unter persönlicher Ver¬<lb/> antwortlichkeit des Kriegsministers nur für den Fall 1.,' und ausnahmsweise 5.,<lb/> Pensivnirungen zu gestatten. Ferner darauf zu dringen, daß eine eigens zusammen¬<lb/> gesetzte strenge und unparteiische Commission alle bereits Pensionirten unter sechzig<lb/> Jahren einer genauen Superrevifion unterzöge. Dabei wären die Pensionirten eidlich<lb/> über den'Grund ihrer Pensionirung zu befragen, um den Nichtinvalidcn oder un¬<lb/> gerecht Pensionirten auf die Spur zu kommen und die Pcnsionsveranlasscr zur<lb/> Rechenschaft ziehen zu können.</p><lb/> <p xml:id="ID_307"> Alle diensttauglich gefundenen Pensionisten der Classe 3., welche das sechzigste<lb/> Lebensjahr nicht überschritten haben, müßten in die Activität gesetzt und bis zu<lb/> deren Einbringung alle bezüglichen Neuavancements eingestellt bleiben. Halbübcr-<lb/> wiescnc, den, Gerichten entschlüpfte oder entzogene Pensionisten, und solche, wo die<lb/> Umstände auf Simulationen, erdichtete Krankheiten und Unlust zum Dienste hin¬<lb/> weisen, wären sofort zu entlassen. Für die Zukunft müßte man ernste Sorge<lb/> tragen, damit das Pcnsionirc» aus Haß, Mißliebigkeit, oder um anderen Begünstigten<lb/> Plätze zu schaffen, wenigstens sehr erschwert werde, weil diese Art Willkür der<lb/> betreffenden Machthaber dem Staate außer »anhaften Baargeldschadcn auch die<lb/> besten Kräfte und namentlich offene und freimüthige Charaktere zu entziehen Pflegt.</p><lb/> <note type="closer"> Diesen wichtigen Gegenstand Ihrem Interesse empfehlend, zeichnen<lb/> Hochachtungsvoll<lb/><note type="bibl"> Mehre persönlich Unvethciligte.</note></note><lb/> <p xml:id="ID_308"> . - -</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> VcrmttwmUicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.<lb/> Verlag von F. L. Hering. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0130]
Die unglücklichen Opfer dieser Art von Pensionirungcn vermögen beinahe
nie den eigentlichen Grund derselben zu erfahren, um zu ihrem Rechte gelangen zu
können. Die über sie entscheidende geheime Vehme motivirt ihr Vorgehen fast nie der
Wahrheit getreu, alle Anfragen der Betheiligten bleiben shstemgcmäß unbeantwortet.
Hatte man sich dock schon so weit emancipirt, einem solchen Individuum officiell
und schriftlich zu antworten, man sei nicht in der Lage, die vom Petenten erbetene
unparteiische Untersuchung der Ursache seiner Pensionirung bewilligen zu können. —
Dieses that das k. k. Marine-Kommando mittelst Erlaß 'I. 2. Ur. 1566 vom
24. Juli 1864, um einige Vorgesetzte zu decken, die durch eine unparteiische Unter¬
suchung — nebst einem ganzen Amte — in Beseitigung gerathen wären. 4) Mit
circa '/lo solche für Individuen, die einer Beförderung nicht wohl fähig sind, aber die¬
jenige Charge, welche sie bekleideten, ziemlich gut versahen. Diese sollte man belassen,
wo sie zu brauchen sind, offenbar stupide Individuen gar nicht anstellen, dumm oder
nachlässig gewordene eventuell entlassen oder bestrafen. 5) Mit circa Via für
Solche, die, nachdem sie ihre Zwecke erreicht haben oder nicht mehr dienen
wollen, sich zur Pensionirung freiwillig und vorsätzlich hindrängen. Krankheiten
fingiren, Aerzte täuschen oder gewinnen, simnliren— kurz auf alle mögliche Weise
ihre Pensionirung selbst herbeiführen. Solche Leute giebt es überall.
Um den Staat von der Unzahl von nichtinvalidcn Pensionisten zu befreien,
wäre vor allem!
Ein streng controlirtcs Pcuironsgesetz zu erlassen, und unter persönlicher Ver¬
antwortlichkeit des Kriegsministers nur für den Fall 1.,' und ausnahmsweise 5.,
Pensivnirungen zu gestatten. Ferner darauf zu dringen, daß eine eigens zusammen¬
gesetzte strenge und unparteiische Commission alle bereits Pensionirten unter sechzig
Jahren einer genauen Superrevifion unterzöge. Dabei wären die Pensionirten eidlich
über den'Grund ihrer Pensionirung zu befragen, um den Nichtinvalidcn oder un¬
gerecht Pensionirten auf die Spur zu kommen und die Pcnsionsveranlasscr zur
Rechenschaft ziehen zu können.
Alle diensttauglich gefundenen Pensionisten der Classe 3., welche das sechzigste
Lebensjahr nicht überschritten haben, müßten in die Activität gesetzt und bis zu
deren Einbringung alle bezüglichen Neuavancements eingestellt bleiben. Halbübcr-
wiescnc, den, Gerichten entschlüpfte oder entzogene Pensionisten, und solche, wo die
Umstände auf Simulationen, erdichtete Krankheiten und Unlust zum Dienste hin¬
weisen, wären sofort zu entlassen. Für die Zukunft müßte man ernste Sorge
tragen, damit das Pcnsionirc» aus Haß, Mißliebigkeit, oder um anderen Begünstigten
Plätze zu schaffen, wenigstens sehr erschwert werde, weil diese Art Willkür der
betreffenden Machthaber dem Staate außer »anhaften Baargeldschadcn auch die
besten Kräfte und namentlich offene und freimüthige Charaktere zu entziehen Pflegt.
Diesen wichtigen Gegenstand Ihrem Interesse empfehlend, zeichnen
Hochachtungsvoll
Mehre persönlich Unvethciligte.
. - -
VcrmttwmUicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Hering. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |