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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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Mannschaften auf die Handpferde und Geschützprotzen aufsitzen zu lassen, worauf
es im gestreckten Trabe vorwärts ging. Eine gute Strecke weit verhinderte es
der tiefe mit Regenwasser angefüllte Straßengraben, aus das Feld zur rechten
Seite der Straße überzugehen.

Auf unserem Vormarsch passirten wir eine Anhöhe zur linken Seite der Land¬
straße und sahen hier mehre diesseitige- Batterien im heftigsten Feuer begriffen.
Es war dies die Ncscrveartillerie des 3. -Armeecorps, bestehend aus den preu¬
ßischen Zwölfpfünderbattcricn Ur. 4 und S, nebst der russischen Zwölfpfünder-
batterie des Oberst Dietrichs, zusammen 28 Geschütze.

Der Verlust dieser Batterien an Mannschaften und Pferden war erheblich;
im Straßengraben, unterhalb deö erhabenen Straßenrandes, hatten sich bereits
viele verwundete Artilleristen in möglichste Sicherheit begeben.

Nachdem unsere Batterie an dieser Aufstellung einige hundert Schritt vor¬
über war, gestattete es die Beschaffenheit des Straßengrabens, denselben zu
überschreiten. Es wurde rechts aufmarschirt und das Feuer sofort begonnen. Wir
hatten in dieser Stellung das Dorf Schönheit zur rechten, Scllechausen zur
linken Seite.

Mit den Truppen unseres Armeecorps waren wir in dieser Aufstellung aus
aller Verbindung; ja selbst uns zur linken Seite standen kein e Truppen, son¬
dern nur hinter der Batterie sehr zahlreiche russische Cavallerie, meistentheils
Dragoner. Eine Jnfanteriebedeckung fehlte der Batterie gänzlich.

Trotz des sehr lebhaften feindlichen Artillericfeucrs, welches uns aus der
Nähe von Volkmarsdvrf entgegenkam, litt die Batterie nur wenig. Ein für
uns sehr glücklicher Zufall wollte es, daß dicht vor der Front der Batterie ein
mit Dünger hoch aufgeschüttetes Gemüsebeet lag, in welches die meisten feind¬
lichen Kugeln einschlugen und sodann in hohem Bogen über die Batterie hin¬
weg die russische Cavallerie erreichten, welche hierdurch nicht unbedeutenden Scha¬
den erfuhr.

Rechts neben der Batterie d. h. in der Richtung nach Schönefeld, stand
die englische Naketenbattcrie des Kapitäns Bogue, der hier durch eine feindliche
Kanonenkugel das Leben verlor. Verschiedene Berichterstatter verlegen dieses
Ereigniß östlich von Paunsdvrf. und zwar in unmittelbare Nähe des Kronprin¬
zen von Schweden. Wenn es indeß auch immerhin möglich ist, daß das erste
Auftreten der Natetenbatterie vor Paunsdorf erfolgte, so ist es doch ebenso wahr,
daß Bogue in der Nähe von Schöncfeld siel. Zur Bestätigung dieser Angabe
kann ich noch ergänzen, daß, als ich theils aus Langerweile, theils um Lebens
Mittel aufzuspüren, am 20. October mit mehren Kameraden einen Theil des
Schlachtfeldes durchwanderte, wir hierbei nicht allein den Ort der Aufstellung
unsrer Batterie vom 18. October berührten, sondern auch die Stelle auffanden, wo
die Naketenbattcrie gestanden hatte. Sie war nämlich durch die CadaVer mehrer


Mannschaften auf die Handpferde und Geschützprotzen aufsitzen zu lassen, worauf
es im gestreckten Trabe vorwärts ging. Eine gute Strecke weit verhinderte es
der tiefe mit Regenwasser angefüllte Straßengraben, aus das Feld zur rechten
Seite der Straße überzugehen.

Auf unserem Vormarsch passirten wir eine Anhöhe zur linken Seite der Land¬
straße und sahen hier mehre diesseitige- Batterien im heftigsten Feuer begriffen.
Es war dies die Ncscrveartillerie des 3. -Armeecorps, bestehend aus den preu¬
ßischen Zwölfpfünderbattcricn Ur. 4 und S, nebst der russischen Zwölfpfünder-
batterie des Oberst Dietrichs, zusammen 28 Geschütze.

Der Verlust dieser Batterien an Mannschaften und Pferden war erheblich;
im Straßengraben, unterhalb deö erhabenen Straßenrandes, hatten sich bereits
viele verwundete Artilleristen in möglichste Sicherheit begeben.

Nachdem unsere Batterie an dieser Aufstellung einige hundert Schritt vor¬
über war, gestattete es die Beschaffenheit des Straßengrabens, denselben zu
überschreiten. Es wurde rechts aufmarschirt und das Feuer sofort begonnen. Wir
hatten in dieser Stellung das Dorf Schönheit zur rechten, Scllechausen zur
linken Seite.

Mit den Truppen unseres Armeecorps waren wir in dieser Aufstellung aus
aller Verbindung; ja selbst uns zur linken Seite standen kein e Truppen, son¬
dern nur hinter der Batterie sehr zahlreiche russische Cavallerie, meistentheils
Dragoner. Eine Jnfanteriebedeckung fehlte der Batterie gänzlich.

Trotz des sehr lebhaften feindlichen Artillericfeucrs, welches uns aus der
Nähe von Volkmarsdvrf entgegenkam, litt die Batterie nur wenig. Ein für
uns sehr glücklicher Zufall wollte es, daß dicht vor der Front der Batterie ein
mit Dünger hoch aufgeschüttetes Gemüsebeet lag, in welches die meisten feind¬
lichen Kugeln einschlugen und sodann in hohem Bogen über die Batterie hin¬
weg die russische Cavallerie erreichten, welche hierdurch nicht unbedeutenden Scha¬
den erfuhr.

Rechts neben der Batterie d. h. in der Richtung nach Schönefeld, stand
die englische Naketenbattcrie des Kapitäns Bogue, der hier durch eine feindliche
Kanonenkugel das Leben verlor. Verschiedene Berichterstatter verlegen dieses
Ereigniß östlich von Paunsdvrf. und zwar in unmittelbare Nähe des Kronprin¬
zen von Schweden. Wenn es indeß auch immerhin möglich ist, daß das erste
Auftreten der Natetenbatterie vor Paunsdorf erfolgte, so ist es doch ebenso wahr,
daß Bogue in der Nähe von Schöncfeld siel. Zur Bestätigung dieser Angabe
kann ich noch ergänzen, daß, als ich theils aus Langerweile, theils um Lebens
Mittel aufzuspüren, am 20. October mit mehren Kameraden einen Theil des
Schlachtfeldes durchwanderte, wir hierbei nicht allein den Ort der Aufstellung
unsrer Batterie vom 18. October berührten, sondern auch die Stelle auffanden, wo
die Naketenbattcrie gestanden hatte. Sie war nämlich durch die CadaVer mehrer


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/65>, abgerufen am 01.10.2024.