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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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noch nicht Völlig untergebracht war. Am 13. fuhr man, wie Buch sagt, unter
öffentlichen Gebeten für glücklichen Ausgang an der Stralsunder Küste entlang.
Bei Grabow ging der Graf Tromp^auf das Admiralschiff "Kurprinz" (30 Ka¬
nonen) und ließ hier von zwei Prasum, welche grobes Geschütz führten,
hart über den Meeresspiegel hin feuern. Die Ordnung der Fahrt war so,
daß dieser Töte die Schiffe in drei Gruppen folgten: 1) der rechte Flügel oder die
Avantgarde, commandirt vom Generalmajor Schöning unter rother Flagge,
2) das Corps de bataille mit weißer Flagge, Commandant Generalleutnant
Götz, und 3) der linke Flügel oder die Arrie-regarde, geführt vom Generalmajor
Hallard mit weißer Flagge.

Durch eine Scheinlandung bei Palmer Ort sollte die Aufmerksamkeit des
Feindes abgezogen und indeß auf Putbus oder Mönchgut zurückgesegelt werden.
Bei Palmer Ort aber, wo sich der Feind wirklich zusammenzog und das Ge¬
schwader eine Zeit lang Kanonenkugeln mit ihm wechselte, trat Windstille ein
und man mußte die großen Schiffe durch Hilfe von Schaluppen aus dem Be¬
reich des feindlichen Feuers bringen lassen. Dieses war sehr heftig gewesen;
Buch zählte binnen zweier Stunden über 340 Kugeln; sie hatten aber trotz der
Nähe der Batterien einen ganz unerheblichen Erfolg. Eine Kugel schlug dicht
neben dem Kurfürsten aufs Deck, sprang aber unschädlich ins Wasser. Wäh¬
rend dieser Zeit war es der brandenburgischen Cavaliere unter Oberst Prinz
gelungen, auf der Insel Posto zu fassen. Vom Hauptgeschwader aus hatte
man lebhafte Kanonade gehört, ohne die Ursache recht zu erkenne". Am Mor¬
gen des 14. brachte der Bruder des Admirals Incl von der dänischen Flotte,
welche dabei thätig gewesen war. den Aufschluß. Schon ehe er kam war be¬
schlossen worden, die Landung in der Richtung aus Mönchgut so schnell als
möglich zu bewerkstelligen.

Gegen die Meinung, bei Mönchgut anzufahren, weil dort ein Gehölz den
Truppen gute Deckung versprach, mußte Tromp sich erklären, da ihm das
Fahrwasser an jener Stelle nicht genügend bekannt war und er der Zeit nach
die Wiederkehr der gestrigen Windstille befürchtete. Er hatte recht; man sah
sich sehr bald genöthigt, das lästige Manöver vom vorigen Tage zu wiederholen.
Diesmal geschah es aber, um die Schiffe an die Insel zu bugsiren. Von den
Flügeln her nahmen die Kriegsschiffe das Ufer in Kreuzfeuer und so begann
die Ausschiffung. Buch, der vom Kurfürsten abgesandt war. die Runde zu
machen und alle Generäle zur höchsten Eile anzufeuern, fand überall lebhafteste
Thätigkeit; die Jnfanteristen sprangen vor Ungeduld bis an den Leib ins Wasser.
Während Tromp die Schweden aus ihrer dortigen Uferschanze herausl'ano-
nirte, hatte Generalleutnant Götz die Garden postirt und alles dergestalt an¬
geordnet, daß er Buch versicherte, es sei keine Bertreibung mehr möglich. Spitz-
Wagen und Schweinsfedern fehlten nicht zur Umzäunung. Artillerie und Ca-


noch nicht Völlig untergebracht war. Am 13. fuhr man, wie Buch sagt, unter
öffentlichen Gebeten für glücklichen Ausgang an der Stralsunder Küste entlang.
Bei Grabow ging der Graf Tromp^auf das Admiralschiff „Kurprinz" (30 Ka¬
nonen) und ließ hier von zwei Prasum, welche grobes Geschütz führten,
hart über den Meeresspiegel hin feuern. Die Ordnung der Fahrt war so,
daß dieser Töte die Schiffe in drei Gruppen folgten: 1) der rechte Flügel oder die
Avantgarde, commandirt vom Generalmajor Schöning unter rother Flagge,
2) das Corps de bataille mit weißer Flagge, Commandant Generalleutnant
Götz, und 3) der linke Flügel oder die Arrie-regarde, geführt vom Generalmajor
Hallard mit weißer Flagge.

Durch eine Scheinlandung bei Palmer Ort sollte die Aufmerksamkeit des
Feindes abgezogen und indeß auf Putbus oder Mönchgut zurückgesegelt werden.
Bei Palmer Ort aber, wo sich der Feind wirklich zusammenzog und das Ge¬
schwader eine Zeit lang Kanonenkugeln mit ihm wechselte, trat Windstille ein
und man mußte die großen Schiffe durch Hilfe von Schaluppen aus dem Be¬
reich des feindlichen Feuers bringen lassen. Dieses war sehr heftig gewesen;
Buch zählte binnen zweier Stunden über 340 Kugeln; sie hatten aber trotz der
Nähe der Batterien einen ganz unerheblichen Erfolg. Eine Kugel schlug dicht
neben dem Kurfürsten aufs Deck, sprang aber unschädlich ins Wasser. Wäh¬
rend dieser Zeit war es der brandenburgischen Cavaliere unter Oberst Prinz
gelungen, auf der Insel Posto zu fassen. Vom Hauptgeschwader aus hatte
man lebhafte Kanonade gehört, ohne die Ursache recht zu erkenne». Am Mor¬
gen des 14. brachte der Bruder des Admirals Incl von der dänischen Flotte,
welche dabei thätig gewesen war. den Aufschluß. Schon ehe er kam war be¬
schlossen worden, die Landung in der Richtung aus Mönchgut so schnell als
möglich zu bewerkstelligen.

Gegen die Meinung, bei Mönchgut anzufahren, weil dort ein Gehölz den
Truppen gute Deckung versprach, mußte Tromp sich erklären, da ihm das
Fahrwasser an jener Stelle nicht genügend bekannt war und er der Zeit nach
die Wiederkehr der gestrigen Windstille befürchtete. Er hatte recht; man sah
sich sehr bald genöthigt, das lästige Manöver vom vorigen Tage zu wiederholen.
Diesmal geschah es aber, um die Schiffe an die Insel zu bugsiren. Von den
Flügeln her nahmen die Kriegsschiffe das Ufer in Kreuzfeuer und so begann
die Ausschiffung. Buch, der vom Kurfürsten abgesandt war. die Runde zu
machen und alle Generäle zur höchsten Eile anzufeuern, fand überall lebhafteste
Thätigkeit; die Jnfanteristen sprangen vor Ungeduld bis an den Leib ins Wasser.
Während Tromp die Schweden aus ihrer dortigen Uferschanze herausl'ano-
nirte, hatte Generalleutnant Götz die Garden postirt und alles dergestalt an¬
geordnet, daß er Buch versicherte, es sei keine Bertreibung mehr möglich. Spitz-
Wagen und Schweinsfedern fehlten nicht zur Umzäunung. Artillerie und Ca-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/470>, abgerufen am 22.07.2024.