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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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Ans Brandenburgs großer Zeit.
3. Der große Kurfürst in Pommern, Preußen und Samogiticu.

Von Mecklenburg aus wo wir den Kurfürsten verlassen haben, ward nun siegen
Pommern operirt, um den Schweden ihren Anhaltepunkt in Deutschland vollends
zu rauben. Anfang September erfolgte die Vereinigung mit den dänischen
Hilfstruppen. König Christian der Fünfte war selbst mit ihnen gekommen und
verständigte sich in Gadebusch mit dem Kurfürsten. In einiger Zeit trafen auch
etliche kaiserkicke Völker ein.

Die weiterenUnternehmungenbrachtenreicheGelegenheit,diebrandenburgischen
Truppen im methodischen Kriege zu prüfen und zu üben, denn es gab zunächst
langwierige und ausgedehnte Belagerungen und Einengungen des Feindes aus
einem äußerst ungünstigen Terrain auszuführen, wobei den Schweden die Nähe
der See und die Zerklüftungen des Ostseeufcrs zu Statten kamen. Daher war
die Mitwirkung der holländischen und dänischen Flotte von größter Wichtigkeit,
es wollte sich aber lange kein energisches Eingreifen derselben fühlbar machen
und in gewissem Grade gelang es auch zur See den Brandenburgern, durch
glückliche Erfolge im'Kleinen vorerst ihren Alliirten den Rang abzulaufen.

Gute Auspicien leiteten den Krieg ein. Noch im October 1675 glückte
es dem Kurfürsten, die Peenedefilvcn zu forcircn und auf diese Weise den Kreis
enger zu ziehen; auch die Dänen machten, wenn gleich etwas langsam Fort¬
schritt zu Land auf Stralsund zu. Am Ende dieses Monats ergab sick Wolgast
auf Accord dem General Coop. der die kaiscrlicken Hilfsvölker führte. Die
sächsische Brigade von Eisenach. welche, ebenfalls in kaiserlichem Sold, diesen
folgte, erhielt schlechtes Lob wegen der Unordnungen', die sie in den branden¬
burgischen Landen beim Durchzug angerichtet. Nachdem beim Beginn des
strengeren Winters, der die Verpflegung der Truppen sehr erschwerte. Winter¬
quartierein Mecklenburg und Pommern angeordnet waren, versuchten die Schwe¬
den einen Stoß auf Mecklenburg und die Mark; der Prinz von Homburg jedoch,
vereinigt mit dänischen Truppen, brachte ihnen eine derbe Schlappe bei und
trieb sie vollständig zurück. Auch die Belagerung von Wolgast mißlang
ihnen. Mitte December ward Wismar nach hartem vierstündigen Sturm auf
das Fort von den Dänen genommen. Eine Meuterei der in der Swine-
schcmze stehenden Dragoner nöthigte zwar zur Uebergabe dieses Postens an
den Feind, die Scharte wurde indeß bald wieder ausgewetzt. Vorm Jahres¬
schlusse noch glückte ein Ausfall von Wolgast, der' sehr gute Beute ein¬
trug. Als Ribnitz kurz zuvor in die Hände des Prinzen von Homburg ge-


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Ans Brandenburgs großer Zeit.
3. Der große Kurfürst in Pommern, Preußen und Samogiticu.

Von Mecklenburg aus wo wir den Kurfürsten verlassen haben, ward nun siegen
Pommern operirt, um den Schweden ihren Anhaltepunkt in Deutschland vollends
zu rauben. Anfang September erfolgte die Vereinigung mit den dänischen
Hilfstruppen. König Christian der Fünfte war selbst mit ihnen gekommen und
verständigte sich in Gadebusch mit dem Kurfürsten. In einiger Zeit trafen auch
etliche kaiserkicke Völker ein.

Die weiterenUnternehmungenbrachtenreicheGelegenheit,diebrandenburgischen
Truppen im methodischen Kriege zu prüfen und zu üben, denn es gab zunächst
langwierige und ausgedehnte Belagerungen und Einengungen des Feindes aus
einem äußerst ungünstigen Terrain auszuführen, wobei den Schweden die Nähe
der See und die Zerklüftungen des Ostseeufcrs zu Statten kamen. Daher war
die Mitwirkung der holländischen und dänischen Flotte von größter Wichtigkeit,
es wollte sich aber lange kein energisches Eingreifen derselben fühlbar machen
und in gewissem Grade gelang es auch zur See den Brandenburgern, durch
glückliche Erfolge im'Kleinen vorerst ihren Alliirten den Rang abzulaufen.

Gute Auspicien leiteten den Krieg ein. Noch im October 1675 glückte
es dem Kurfürsten, die Peenedefilvcn zu forcircn und auf diese Weise den Kreis
enger zu ziehen; auch die Dänen machten, wenn gleich etwas langsam Fort¬
schritt zu Land auf Stralsund zu. Am Ende dieses Monats ergab sick Wolgast
auf Accord dem General Coop. der die kaiscrlicken Hilfsvölker führte. Die
sächsische Brigade von Eisenach. welche, ebenfalls in kaiserlichem Sold, diesen
folgte, erhielt schlechtes Lob wegen der Unordnungen', die sie in den branden¬
burgischen Landen beim Durchzug angerichtet. Nachdem beim Beginn des
strengeren Winters, der die Verpflegung der Truppen sehr erschwerte. Winter¬
quartierein Mecklenburg und Pommern angeordnet waren, versuchten die Schwe¬
den einen Stoß auf Mecklenburg und die Mark; der Prinz von Homburg jedoch,
vereinigt mit dänischen Truppen, brachte ihnen eine derbe Schlappe bei und
trieb sie vollständig zurück. Auch die Belagerung von Wolgast mißlang
ihnen. Mitte December ward Wismar nach hartem vierstündigen Sturm auf
das Fort von den Dänen genommen. Eine Meuterei der in der Swine-
schcmze stehenden Dragoner nöthigte zwar zur Uebergabe dieses Postens an
den Feind, die Scharte wurde indeß bald wieder ausgewetzt. Vorm Jahres¬
schlusse noch glückte ein Ausfall von Wolgast, der' sehr gute Beute ein¬
trug. Als Ribnitz kurz zuvor in die Hände des Prinzen von Homburg ge-


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[0463] Ans Brandenburgs großer Zeit. 3. Der große Kurfürst in Pommern, Preußen und Samogiticu. Von Mecklenburg aus wo wir den Kurfürsten verlassen haben, ward nun siegen Pommern operirt, um den Schweden ihren Anhaltepunkt in Deutschland vollends zu rauben. Anfang September erfolgte die Vereinigung mit den dänischen Hilfstruppen. König Christian der Fünfte war selbst mit ihnen gekommen und verständigte sich in Gadebusch mit dem Kurfürsten. In einiger Zeit trafen auch etliche kaiserkicke Völker ein. Die weiterenUnternehmungenbrachtenreicheGelegenheit,diebrandenburgischen Truppen im methodischen Kriege zu prüfen und zu üben, denn es gab zunächst langwierige und ausgedehnte Belagerungen und Einengungen des Feindes aus einem äußerst ungünstigen Terrain auszuführen, wobei den Schweden die Nähe der See und die Zerklüftungen des Ostseeufcrs zu Statten kamen. Daher war die Mitwirkung der holländischen und dänischen Flotte von größter Wichtigkeit, es wollte sich aber lange kein energisches Eingreifen derselben fühlbar machen und in gewissem Grade gelang es auch zur See den Brandenburgern, durch glückliche Erfolge im'Kleinen vorerst ihren Alliirten den Rang abzulaufen. Gute Auspicien leiteten den Krieg ein. Noch im October 1675 glückte es dem Kurfürsten, die Peenedefilvcn zu forcircn und auf diese Weise den Kreis enger zu ziehen; auch die Dänen machten, wenn gleich etwas langsam Fort¬ schritt zu Land auf Stralsund zu. Am Ende dieses Monats ergab sick Wolgast auf Accord dem General Coop. der die kaiscrlicken Hilfsvölker führte. Die sächsische Brigade von Eisenach. welche, ebenfalls in kaiserlichem Sold, diesen folgte, erhielt schlechtes Lob wegen der Unordnungen', die sie in den branden¬ burgischen Landen beim Durchzug angerichtet. Nachdem beim Beginn des strengeren Winters, der die Verpflegung der Truppen sehr erschwerte. Winter¬ quartierein Mecklenburg und Pommern angeordnet waren, versuchten die Schwe¬ den einen Stoß auf Mecklenburg und die Mark; der Prinz von Homburg jedoch, vereinigt mit dänischen Truppen, brachte ihnen eine derbe Schlappe bei und trieb sie vollständig zurück. Auch die Belagerung von Wolgast mißlang ihnen. Mitte December ward Wismar nach hartem vierstündigen Sturm auf das Fort von den Dänen genommen. Eine Meuterei der in der Swine- schcmze stehenden Dragoner nöthigte zwar zur Uebergabe dieses Postens an den Feind, die Scharte wurde indeß bald wieder ausgewetzt. Vorm Jahres¬ schlusse noch glückte ein Ausfall von Wolgast, der' sehr gute Beute ein¬ trug. Als Ribnitz kurz zuvor in die Hände des Prinzen von Homburg ge- 58*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/463>, abgerufen am 22.07.2024.