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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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Gehölz gelehnt. Neben letzterem war wieder ein kleiner Sumpf und ein Sand¬
hügel mit Strauchwerk bewachsen, der unklugerweise von den Schweden bloß
gelassen war. Hierher wurde vorgerückt und das Geschütz aufgefahren, dem in
Ermanglung der noch sehr weit entfernten Infanterie das Regiment Derfflinger-
Dragoner unter Commando des Kapitäns Cotwitz in einzelnen Trupps beige¬
geben wurde; außerdem mußte zur Deckung noch eine Schwadron Trabanten und
drei vom Regiment Anhalt, beides schwere Reiterei, an dieser ziemlich un¬
günstigen Stelle posiirt werden.

Als nun die Geschütze den Feind stark zu belästigen begannen und er be¬
merkte, daß sie keine Infanterie hinter sich hatten, schritt er zum Angriff vom
rechten Flügel her. Die erste Meldung davon, die ein Offizier in unangemes¬
sener Weise brachte, wies der alte Derfflinger sehr kurz ab, da er den Sach¬
verhalt bezweifelte. Buch aber, dessen Beobachtung es nicht entgangen war,
daß die Schweden schon mit gefällten Pieken dort anrückten, riskirte es, ihn
von neuem darauf aufmerksam zu machen und schlug vor, ein paar Schwadronen
durch das kleine Gehölz zum Soutien der an den Batterien aufgestellten
Reiterei vorzuschicken. Der Feldmarschall war es zufrieden und beauftragte
Buch selbst mit dieser Unternehmung, da er die Situation kenne. Er sollte drei
Schwadronen nehmen, damit die Front ein wenig verlängern, so daß ein Flanken¬
angriff unmöglich werde. Buch macht sich sofort auf. Unterwegs trifft er den
Prinzen von Homburg, der auf die Mittheilung seiner Absicht sich ihm anschließt,
beim weiteren Vorrücken gewahren sie nun, wie die Schweden unter Feuer bereits
auf die Batterien losstürmen. Im nächsten Augenblick wird die Richtung ver¬
ändert, der Prinz mit Buch und seinen Leuten kehrt um. denn es war offen¬
bar, daß die Kavallerie dort bei den Batterien dem Angriff des schwedischen Flügels
weichen müsse. In der That sehen sie bald die Reiterei im Trabe zurückgehn;
der Prinz rafft zusammen was er vorfindet und eilt herüber, um die Geschütze
zu halten. Diese sind in größter Gefahr: die weichende Cavallerie der Deckung
schreit die Dragoner, welche die Kanonen bedienen, in Angst und Ungestüm
um Beistand an; glücklicherweise kehren sich die braven Burschen nicht daran,
sondern harren bei den Geschützen aus, sehen sich eine Weile gänzlich verlassen,
zur Abwehr der starken Sturmcolonne lediglich auf sich selbst angewiesen, be¬
haupten sich aber mit genauer Noth, bis der Prinz herangesaust kommt. Der
Neiteranprall wirft den Feind sofort ein Stück zurück und nun beginnt der
K^mpf. Da die Brandenburger staffelweise am Platze anlangen, schwankt er
lange herüber und hinüber. Die heißeste Arbeit giebts gegen das Infanterie¬
regiment Dalvig -- weiland Graf Königsmark. Erst als der übrige rechte
Flügel der Schweden geworfen ist. gelingt es. diesem Regiment in der Flanke
beizukommen und nun ist die Niederlage desselben um so vollständiger. Alles
was in den Weg kommt wird niedergehauen, nur 20 Soldaten des ganzen Re-


Gehölz gelehnt. Neben letzterem war wieder ein kleiner Sumpf und ein Sand¬
hügel mit Strauchwerk bewachsen, der unklugerweise von den Schweden bloß
gelassen war. Hierher wurde vorgerückt und das Geschütz aufgefahren, dem in
Ermanglung der noch sehr weit entfernten Infanterie das Regiment Derfflinger-
Dragoner unter Commando des Kapitäns Cotwitz in einzelnen Trupps beige¬
geben wurde; außerdem mußte zur Deckung noch eine Schwadron Trabanten und
drei vom Regiment Anhalt, beides schwere Reiterei, an dieser ziemlich un¬
günstigen Stelle posiirt werden.

Als nun die Geschütze den Feind stark zu belästigen begannen und er be¬
merkte, daß sie keine Infanterie hinter sich hatten, schritt er zum Angriff vom
rechten Flügel her. Die erste Meldung davon, die ein Offizier in unangemes¬
sener Weise brachte, wies der alte Derfflinger sehr kurz ab, da er den Sach¬
verhalt bezweifelte. Buch aber, dessen Beobachtung es nicht entgangen war,
daß die Schweden schon mit gefällten Pieken dort anrückten, riskirte es, ihn
von neuem darauf aufmerksam zu machen und schlug vor, ein paar Schwadronen
durch das kleine Gehölz zum Soutien der an den Batterien aufgestellten
Reiterei vorzuschicken. Der Feldmarschall war es zufrieden und beauftragte
Buch selbst mit dieser Unternehmung, da er die Situation kenne. Er sollte drei
Schwadronen nehmen, damit die Front ein wenig verlängern, so daß ein Flanken¬
angriff unmöglich werde. Buch macht sich sofort auf. Unterwegs trifft er den
Prinzen von Homburg, der auf die Mittheilung seiner Absicht sich ihm anschließt,
beim weiteren Vorrücken gewahren sie nun, wie die Schweden unter Feuer bereits
auf die Batterien losstürmen. Im nächsten Augenblick wird die Richtung ver¬
ändert, der Prinz mit Buch und seinen Leuten kehrt um. denn es war offen¬
bar, daß die Kavallerie dort bei den Batterien dem Angriff des schwedischen Flügels
weichen müsse. In der That sehen sie bald die Reiterei im Trabe zurückgehn;
der Prinz rafft zusammen was er vorfindet und eilt herüber, um die Geschütze
zu halten. Diese sind in größter Gefahr: die weichende Cavallerie der Deckung
schreit die Dragoner, welche die Kanonen bedienen, in Angst und Ungestüm
um Beistand an; glücklicherweise kehren sich die braven Burschen nicht daran,
sondern harren bei den Geschützen aus, sehen sich eine Weile gänzlich verlassen,
zur Abwehr der starken Sturmcolonne lediglich auf sich selbst angewiesen, be¬
haupten sich aber mit genauer Noth, bis der Prinz herangesaust kommt. Der
Neiteranprall wirft den Feind sofort ein Stück zurück und nun beginnt der
K^mpf. Da die Brandenburger staffelweise am Platze anlangen, schwankt er
lange herüber und hinüber. Die heißeste Arbeit giebts gegen das Infanterie¬
regiment Dalvig — weiland Graf Königsmark. Erst als der übrige rechte
Flügel der Schweden geworfen ist. gelingt es. diesem Regiment in der Flanke
beizukommen und nun ist die Niederlage desselben um so vollständiger. Alles
was in den Weg kommt wird niedergehauen, nur 20 Soldaten des ganzen Re-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/430>, abgerufen am 22.07.2024.