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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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lieben Geling" dos Wohl und Wehe seiner ganzen Armee abhängt, die von
den nachrückenden überlegenen Franzosen einfach hätte zermalmt werden können.
Nach heutigen militärischen Begriffen wird es schwer verständlich sein, daß er
den Herzog v. Bournonville nicht sofort arretiren und unschädlich machen ließ.

Ueber Schlettstadt, wo noch einmal Pasto gefaßt wurde, gings nach Stra߬
burg und von dort am 1. Januar 1673 ohne erhebliche Störungen über den
Rhein zurück. Der Elsaß war unter diesen Umständen nicht zu behaupten. Es
wurden ausgedehnte Winterquartiere bezogen: die Kaiserlichen erhielten ihr Kan-
tonnement um Offenbach. die Lothringer an der Kinzig, die Lüneburger ganz
östlich, das münsterische Volk wurde nach Hause geschickt, und die Branden¬
burger kartonirten in Franken in drei Linien nicht allzu weit von Schweinfurt,
wo Friedrich Wilhelm sein Hauptquartier nahm. Er blieb von der Wieder¬
aufnahme der Danaidenarbeit verschont, aus dem Sander dieses Neichskriegs-
materials, das er sattsam kennen gelernt hatte, einen Strick flechten zu sollen,
um den übermüthigen Franzosen damit zu bändigen. Demnächst erhielt er die
Genugthuung, sich seiner Brandenburger allein zu freuen. --




Weihnachten und Neujahr in der Schweiz,
E. L. Rochholz. von
1. Se. Nckolausabend.

Der Se. Nikvlausabend gilt uns als das Borfest, mit welchem Weih¬
nachten angekündigt wird, d. h. des zwölf- bis dreizehntägigen Festes der Winter-
sonnenwende, dessen Feier ehemals vom 6. December bis zum si. Dreikönigs¬
tag (6. Januar) gedauert hat. Die häuslichen und öffentlichen Angelegenheiten
sollen von dieser Zeit an geordnet und zum Abschlüsse gebracht werden, um die
darauf folgenden Festtage in ungestörtem Gottesfrieden begehen zu können;
denn das eine der drei großen Jahresfeste des Germanen naht, der Mitt¬
winter. Die Himmlischen selbst werden dabei auf der Erde erscheinen, wer¬
den die Menschen heimsuchen und erkennen, ob alles Boll ihres Erntesegens
froh mit Dankopfern ihrer gedenke. Deswegen schließen sich nun die Genchts-
dguser. der soqmannte Rechtsstillstand beginnt. Deswegen kommt nun eine


lieben Geling« dos Wohl und Wehe seiner ganzen Armee abhängt, die von
den nachrückenden überlegenen Franzosen einfach hätte zermalmt werden können.
Nach heutigen militärischen Begriffen wird es schwer verständlich sein, daß er
den Herzog v. Bournonville nicht sofort arretiren und unschädlich machen ließ.

Ueber Schlettstadt, wo noch einmal Pasto gefaßt wurde, gings nach Stra߬
burg und von dort am 1. Januar 1673 ohne erhebliche Störungen über den
Rhein zurück. Der Elsaß war unter diesen Umständen nicht zu behaupten. Es
wurden ausgedehnte Winterquartiere bezogen: die Kaiserlichen erhielten ihr Kan-
tonnement um Offenbach. die Lothringer an der Kinzig, die Lüneburger ganz
östlich, das münsterische Volk wurde nach Hause geschickt, und die Branden¬
burger kartonirten in Franken in drei Linien nicht allzu weit von Schweinfurt,
wo Friedrich Wilhelm sein Hauptquartier nahm. Er blieb von der Wieder¬
aufnahme der Danaidenarbeit verschont, aus dem Sander dieses Neichskriegs-
materials, das er sattsam kennen gelernt hatte, einen Strick flechten zu sollen,
um den übermüthigen Franzosen damit zu bändigen. Demnächst erhielt er die
Genugthuung, sich seiner Brandenburger allein zu freuen. —




Weihnachten und Neujahr in der Schweiz,
E. L. Rochholz. von
1. Se. Nckolausabend.

Der Se. Nikvlausabend gilt uns als das Borfest, mit welchem Weih¬
nachten angekündigt wird, d. h. des zwölf- bis dreizehntägigen Festes der Winter-
sonnenwende, dessen Feier ehemals vom 6. December bis zum si. Dreikönigs¬
tag (6. Januar) gedauert hat. Die häuslichen und öffentlichen Angelegenheiten
sollen von dieser Zeit an geordnet und zum Abschlüsse gebracht werden, um die
darauf folgenden Festtage in ungestörtem Gottesfrieden begehen zu können;
denn das eine der drei großen Jahresfeste des Germanen naht, der Mitt¬
winter. Die Himmlischen selbst werden dabei auf der Erde erscheinen, wer¬
den die Menschen heimsuchen und erkennen, ob alles Boll ihres Erntesegens
froh mit Dankopfern ihrer gedenke. Deswegen schließen sich nun die Genchts-
dguser. der soqmannte Rechtsstillstand beginnt. Deswegen kommt nun eine


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/379>, abgerufen am 22.07.2024.