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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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schwiegen, werden morgen so wenig wie heute mit vollem Herzen für das ur¬
sprüngliche Vereinsprogramm eintreten. Die Kraft einer Partei zählt nicht
nach der Zahl ihrer Mitglieder; ein Verein ist um so stärker, je einmüthiger
er seine Ziele verfolgt. So aber hat sich allerlei Volk im bequemen Schatten
eines nichtssagenden Comprvmisscs gelagert, und während der Verein durch die
letzten Beschlüsse seine Existenz im bisherigen Umfang allerdings gefristet hat,
hat er auf eine politische Wirksamkeit, für die nächstkommende Zeit mindestens,
verzichtet. Wir wollen abwarten, ob der Gewinn das Opfer werth war.

Man muß den Muth haben, den Dingen ins Auge zu sehen, hat Herr
v. Bennigsen gesagt. Wir wünschten, die Beschlüsse des Nationalvereins gäben
künftig bessere Kunde von diesem Muth!




Vermischte Literatur.
Das Leben der Griechen und Römer, nach antiken Bildwerken dargestellt
von Ernst GUHl und Wilhelm Koner, Zweite verbesserte und vermehrte Auflage.
Berlin, Weidmannschc Buchhandlung.

Wir begrüßen die zweite Auflage dieses trefflichen Compcndiums der griechisch-
römischen Alterthümer als den besten Beweis dafür, daß das Werk seine Stätte ge¬
sunden und in weitem Umkreis in Gebrauch gekommen ist. Der gute Takt in der
Auswahl, die faßliche Darstellungsform und die mit feinem Geschick wiedergegebenen
erläuternden Bilder vereinigen sich, um der Handlichkeit und Brauchbarkeit des
Buches allenthalben zur Anerkennung zu verhelfen. Leider wird die zweite Auflage
unter dem Datum 'des Jahrestages vom Tode eines der Autoren ausgegeben. Der
tüchtige, cdcibcgabte Guhl hat sich durch seine Mitarbeit in dem mit Koner gemein¬
schaftlich verfaßten Werke auch nach dieser Seite literarischer Thätigkeit, die Kenntniß,
Sicherheit des Wissens und Geschmack in hohem Grade erfordert, ein schönes Denk-
mal gesetzt. Der Nachruf, den der Freund ihm am Anfang der neuen Auflage wid¬
met, ehrt beide. Bei der Durchsicht und neuen Redaction des Buches hat denn auch
der Herausgeber die Pietät treu gewahrt, die er gegen den verstorbenen Freund em¬
pfindet. Die Arbeit war unter die Genossen dergestalt vertheilt, daß Guhl vorwie¬
gend die architektonischen Alterthümer und was damit zusammenhängt, Koner dage¬
gen alles das behandelte, was zur Kvstüml'unde im weitesten Wortverstande gehört.
Die Erweiterungen, welche indeß nicht gerade erheblich zu nennen sind, fallen daher
fast nur diesem Theile des Buches zu. Namentlich sind es die Capitel über das


schwiegen, werden morgen so wenig wie heute mit vollem Herzen für das ur¬
sprüngliche Vereinsprogramm eintreten. Die Kraft einer Partei zählt nicht
nach der Zahl ihrer Mitglieder; ein Verein ist um so stärker, je einmüthiger
er seine Ziele verfolgt. So aber hat sich allerlei Volk im bequemen Schatten
eines nichtssagenden Comprvmisscs gelagert, und während der Verein durch die
letzten Beschlüsse seine Existenz im bisherigen Umfang allerdings gefristet hat,
hat er auf eine politische Wirksamkeit, für die nächstkommende Zeit mindestens,
verzichtet. Wir wollen abwarten, ob der Gewinn das Opfer werth war.

Man muß den Muth haben, den Dingen ins Auge zu sehen, hat Herr
v. Bennigsen gesagt. Wir wünschten, die Beschlüsse des Nationalvereins gäben
künftig bessere Kunde von diesem Muth!




Vermischte Literatur.
Das Leben der Griechen und Römer, nach antiken Bildwerken dargestellt
von Ernst GUHl und Wilhelm Koner, Zweite verbesserte und vermehrte Auflage.
Berlin, Weidmannschc Buchhandlung.

Wir begrüßen die zweite Auflage dieses trefflichen Compcndiums der griechisch-
römischen Alterthümer als den besten Beweis dafür, daß das Werk seine Stätte ge¬
sunden und in weitem Umkreis in Gebrauch gekommen ist. Der gute Takt in der
Auswahl, die faßliche Darstellungsform und die mit feinem Geschick wiedergegebenen
erläuternden Bilder vereinigen sich, um der Handlichkeit und Brauchbarkeit des
Buches allenthalben zur Anerkennung zu verhelfen. Leider wird die zweite Auflage
unter dem Datum 'des Jahrestages vom Tode eines der Autoren ausgegeben. Der
tüchtige, cdcibcgabte Guhl hat sich durch seine Mitarbeit in dem mit Koner gemein¬
schaftlich verfaßten Werke auch nach dieser Seite literarischer Thätigkeit, die Kenntniß,
Sicherheit des Wissens und Geschmack in hohem Grade erfordert, ein schönes Denk-
mal gesetzt. Der Nachruf, den der Freund ihm am Anfang der neuen Auflage wid¬
met, ehrt beide. Bei der Durchsicht und neuen Redaction des Buches hat denn auch
der Herausgeber die Pietät treu gewahrt, die er gegen den verstorbenen Freund em¬
pfindet. Die Arbeit war unter die Genossen dergestalt vertheilt, daß Guhl vorwie¬
gend die architektonischen Alterthümer und was damit zusammenhängt, Koner dage¬
gen alles das behandelte, was zur Kvstüml'unde im weitesten Wortverstande gehört.
Die Erweiterungen, welche indeß nicht gerade erheblich zu nennen sind, fallen daher
fast nur diesem Theile des Buches zu. Namentlich sind es die Capitel über das


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/322>, abgerufen am 03.07.2024.