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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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ebenso entschieden sein wird wie es die Niederlage der Gegner des Handels¬
vertrages ist.

Zum Schluß können wir nicht umhin, noch mit einigen Worten auf eine
Stelle einzugehn, in der Fröbel offenbar unter dem Eindruck der schlcswig-
holsteinischen Frage im ersten Stadium ihrer Entwickelung seine Anstellten über
den Gang und die verschiedenen Phasen, welche die deutsche Bewegung durch¬
gemacht hat, kurz und bündig zusammenfaßt. S. 286 heißt es, das deutsche
Volk sei von der Hoffnung auf Preußen zur Hoffnung aus Oestreich, von der
Hoffnung auf Oestreich zu der Hoffnung auf die Mittelstaaten getrieben worden.
Die allgemeine deutsche Republik der Reichsverfassung von 1849 mit dem gro߬
deutschen Kaiserthum unter Preußen habe dem kleindeutschen Programm mit
der preußischen Hegemonie, letzteres der großdeutschen Bundesreform mit der
östreichischen Hegemonie, diese Bundesreform wieder der vereinten Mainlinienpolitik,
endlich alles dies der Richtung auf die Trias weichen müssen. Die verschiedenen
Tendenzen, die in der nationalen Bewegung sich geltend zu machen gesucht
haben, sind in dieser Aufzählung allerdings ganz richtig bezeichnet. Unrichtig
ist aber die Auffassung, daß jede dieser Richtungen von der nachfolgenden ab¬
gelöst und gewissermaßen zu einem überwundenen Standpunkte herabgesetzt sei.
Man muß hier wohl unterscheiden: die Triaspolitik hat sich allerdings aus
der großdeutschen Politik entwickelt; das bloße Dasein der triadischen Partei
ist ein unanfechtbarer Beweis für die völlige Zersetzung der grvßdeutschen Partei.
Beide Richtungen gehören eng zusammen, sie sind verschiedene Manifestationen
desselben Grundgedankens; und gerade in dieser Zusammengehörigkeit liegt die
Ursache der großen Wirkung, welche ohne Zweifel die gegenwärtige Niederlage
der Triaspolitik auf die fernere Gestaltung der deutschen Verhältnisse ausüben
wird: der Schlag, der die Trias getroffen hat. hat zugleich die Grundlagen
des großdcutschen Systems aufs tiefste erschüttert. -- Das klcindeutsche System
ist dagegen niemals von einem anderen abgelöst worden. Es hat je nach der
Gunst und Ungunst der politischen Temperatur gute und böse Tage erlebt; es
hat sich den nachtheiligen Einwirkungen des preußischen Verfassungsconflictes
nicht zu entziehen vermocht, aber es ist nicht einen Augenblick vom Platze ge>
wichen; es hat sich als einziges System bewährt, welches ein reales Ziel, nicht
ein bloßes Phantasiebild verfolgt. -- Was aber die Mainlinienpolitik betrifft,
so nimmt sie unter den verschiedenen Richtungen der deutschen Bestrebungen
insofern eine gesonderte Stellung ein, als sie in der Nation eigentlich keinen
Boden hat. Uebrigens ist es, wie wir bei dieser Gelegenheit bemerken wollen,
auffallend, daß man in den Mittelstaaten nicht schon längst zu der Erkenntniß
gekommen ist, daß nur der kleindeutsche Gedanke im Stande ist, der trotz aller
Unpvpularität doch durchaus nicht unbedeutenden Macht der Mainlinienpolitit
Z- wirksam entgegenzuarbeiten.




ebenso entschieden sein wird wie es die Niederlage der Gegner des Handels¬
vertrages ist.

Zum Schluß können wir nicht umhin, noch mit einigen Worten auf eine
Stelle einzugehn, in der Fröbel offenbar unter dem Eindruck der schlcswig-
holsteinischen Frage im ersten Stadium ihrer Entwickelung seine Anstellten über
den Gang und die verschiedenen Phasen, welche die deutsche Bewegung durch¬
gemacht hat, kurz und bündig zusammenfaßt. S. 286 heißt es, das deutsche
Volk sei von der Hoffnung auf Preußen zur Hoffnung aus Oestreich, von der
Hoffnung auf Oestreich zu der Hoffnung auf die Mittelstaaten getrieben worden.
Die allgemeine deutsche Republik der Reichsverfassung von 1849 mit dem gro߬
deutschen Kaiserthum unter Preußen habe dem kleindeutschen Programm mit
der preußischen Hegemonie, letzteres der großdeutschen Bundesreform mit der
östreichischen Hegemonie, diese Bundesreform wieder der vereinten Mainlinienpolitik,
endlich alles dies der Richtung auf die Trias weichen müssen. Die verschiedenen
Tendenzen, die in der nationalen Bewegung sich geltend zu machen gesucht
haben, sind in dieser Aufzählung allerdings ganz richtig bezeichnet. Unrichtig
ist aber die Auffassung, daß jede dieser Richtungen von der nachfolgenden ab¬
gelöst und gewissermaßen zu einem überwundenen Standpunkte herabgesetzt sei.
Man muß hier wohl unterscheiden: die Triaspolitik hat sich allerdings aus
der großdeutschen Politik entwickelt; das bloße Dasein der triadischen Partei
ist ein unanfechtbarer Beweis für die völlige Zersetzung der grvßdeutschen Partei.
Beide Richtungen gehören eng zusammen, sie sind verschiedene Manifestationen
desselben Grundgedankens; und gerade in dieser Zusammengehörigkeit liegt die
Ursache der großen Wirkung, welche ohne Zweifel die gegenwärtige Niederlage
der Triaspolitik auf die fernere Gestaltung der deutschen Verhältnisse ausüben
wird: der Schlag, der die Trias getroffen hat. hat zugleich die Grundlagen
des großdcutschen Systems aufs tiefste erschüttert. — Das klcindeutsche System
ist dagegen niemals von einem anderen abgelöst worden. Es hat je nach der
Gunst und Ungunst der politischen Temperatur gute und böse Tage erlebt; es
hat sich den nachtheiligen Einwirkungen des preußischen Verfassungsconflictes
nicht zu entziehen vermocht, aber es ist nicht einen Augenblick vom Platze ge>
wichen; es hat sich als einziges System bewährt, welches ein reales Ziel, nicht
ein bloßes Phantasiebild verfolgt. — Was aber die Mainlinienpolitik betrifft,
so nimmt sie unter den verschiedenen Richtungen der deutschen Bestrebungen
insofern eine gesonderte Stellung ein, als sie in der Nation eigentlich keinen
Boden hat. Uebrigens ist es, wie wir bei dieser Gelegenheit bemerken wollen,
auffallend, daß man in den Mittelstaaten nicht schon längst zu der Erkenntniß
gekommen ist, daß nur der kleindeutsche Gedanke im Stande ist, der trotz aller
Unpvpularität doch durchaus nicht unbedeutenden Macht der Mainlinienpolitit
Z- wirksam entgegenzuarbeiten.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/305>, abgerufen am 22.07.2024.