Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.und polischen Gebiet nicht verschmäht worden. Man hat geglaubt, die Festig¬ Bisweilen bekämpft man Gleiches am besten mit Gleichem. Wir wollen Die originellen Ansichten Comtes gewinnen erst Farbe, wenn man sie und polischen Gebiet nicht verschmäht worden. Man hat geglaubt, die Festig¬ Bisweilen bekämpft man Gleiches am besten mit Gleichem. Wir wollen Die originellen Ansichten Comtes gewinnen erst Farbe, wenn man sie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0265" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189889"/> <p xml:id="ID_963" prev="#ID_962"> und polischen Gebiet nicht verschmäht worden. Man hat geglaubt, die Festig¬<lb/> keit der volkswirtschaftlichen Propaganda mit den Abfällen des Socialismus,<lb/> und die konstitutionellen Grundsätze mit denjenigen Lehren zu bekämpfen, welche<lb/> von catilinarischen Existenzen unter Subvention von gattungsverwandten Ele¬<lb/> menten ausgesponnen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_964"> Bisweilen bekämpft man Gleiches am besten mit Gleichem. Wir wollen<lb/> daher eine aufrichtige und von dem Spiele der persönlichen Interessen unab¬<lb/> hängige Kritik des Constitutionalismus, wie sie sich aus dem Widerwillen<lb/> sowohl gegen das Nestaurations- als gegen das Juliregimcnt entwickelt hat,<lb/> einer nähern Erörterung unterwerfen. Die gewöhnlichen von der jeweiligen<lb/> Machthaberschaft eingegebnen Angriffe auf die constitutionellen Lehren sind denn<lb/> doch gar zu oberflächlich, um überhaupt einer ernstlichen Widerlegung werth zu<lb/> sein. Will man wirkliche Ueberzeugungen, so muß man sie bei dem edleren<lb/> Pessimismus suchen, der eine Gestalt des politischen Lebens nur darum ver¬<lb/> wirft, weil er in ihr keine Bürgschaft der Freiheit und des Wohlstandes zu er¬<lb/> blicken vermag. In diesem besseren Sinne, der jedenfalls auf die Be¬<lb/> achtung der unparteiischen und von den augenblicklichen Strömungen unabhängigen<lb/> Philosophie ein Recht übt. ist die comtesche Kritik der constitutionellen Grund¬<lb/> anschauungen gehalten. Sie bat außerdem den Vortheil, von dem neuen Im¬<lb/> perialismus noch nichts zu wissen, übrigens aber in einem bei den Franzosen<lb/> seltenen Geiste, nämlich in dem Geist einer gewissen Gleichgiltigkeit, um nicht<lb/> zu sagen gelinden Antipathie gegen den Glanz des ersten Kaiserreichs geschrieben<lb/> zu sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_965" next="#ID_966"> Die originellen Ansichten Comtes gewinnen erst Farbe, wenn man sie<lb/> auf dem Grunde seiner allgemeinen philosophischen Anschauungen und seines<lb/> persönlichen Strebens betrachtet. Wir können daher nicht umhin, uns hier<lb/> um der Erläuterung seiner politischen Hauptansicht willen auf die Andeutung<lb/> einiger das Ganze betreffenden Züge einzulassen. Comtes philosophisches<lb/> System hat fast gar keine Ähnlichkeit mit dem, was man in Deutschland und<lb/> besonders nach Kant unter Philosophie im engern Sinne zu verstehen pflegt.<lb/> Es ist allerdings eine Art objectiver Erkenntnißtheorie; aber nicht einmal dieser<lb/> Umstand berechtigt uns, das comtesche System etwa an die Bestrebungen Lockes,<lb/> Humes und Kants anzureihen. Es bekümmert sich weniger um die subjective<lb/> Entstehung als um die allgemeine objective Beschaffenheit der Erkenntniß. Es<lb/> sucht mehr nachzuweisen, wie die Wissenschaften möglich geworden sind, als<lb/> wie das Wissen und Erkennen überhaupt möglich werde. Es hat einen Positi¬<lb/> vistischen Charakter, wie es sich denn auch selbst den Namen der positiven Philo¬<lb/> sophie (freilich in einem andern als dem schcllingschen Sinne) beilegt. Es<lb/> bemüht sich um eine Zusammenfassung und Durcharbeitung des positiven Ge¬<lb/> halts der strengeren Wissenschaften und sucht da, wo bis jetzt die exacte Be-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0265]
und polischen Gebiet nicht verschmäht worden. Man hat geglaubt, die Festig¬
keit der volkswirtschaftlichen Propaganda mit den Abfällen des Socialismus,
und die konstitutionellen Grundsätze mit denjenigen Lehren zu bekämpfen, welche
von catilinarischen Existenzen unter Subvention von gattungsverwandten Ele¬
menten ausgesponnen werden.
Bisweilen bekämpft man Gleiches am besten mit Gleichem. Wir wollen
daher eine aufrichtige und von dem Spiele der persönlichen Interessen unab¬
hängige Kritik des Constitutionalismus, wie sie sich aus dem Widerwillen
sowohl gegen das Nestaurations- als gegen das Juliregimcnt entwickelt hat,
einer nähern Erörterung unterwerfen. Die gewöhnlichen von der jeweiligen
Machthaberschaft eingegebnen Angriffe auf die constitutionellen Lehren sind denn
doch gar zu oberflächlich, um überhaupt einer ernstlichen Widerlegung werth zu
sein. Will man wirkliche Ueberzeugungen, so muß man sie bei dem edleren
Pessimismus suchen, der eine Gestalt des politischen Lebens nur darum ver¬
wirft, weil er in ihr keine Bürgschaft der Freiheit und des Wohlstandes zu er¬
blicken vermag. In diesem besseren Sinne, der jedenfalls auf die Be¬
achtung der unparteiischen und von den augenblicklichen Strömungen unabhängigen
Philosophie ein Recht übt. ist die comtesche Kritik der constitutionellen Grund¬
anschauungen gehalten. Sie bat außerdem den Vortheil, von dem neuen Im¬
perialismus noch nichts zu wissen, übrigens aber in einem bei den Franzosen
seltenen Geiste, nämlich in dem Geist einer gewissen Gleichgiltigkeit, um nicht
zu sagen gelinden Antipathie gegen den Glanz des ersten Kaiserreichs geschrieben
zu sein.
Die originellen Ansichten Comtes gewinnen erst Farbe, wenn man sie
auf dem Grunde seiner allgemeinen philosophischen Anschauungen und seines
persönlichen Strebens betrachtet. Wir können daher nicht umhin, uns hier
um der Erläuterung seiner politischen Hauptansicht willen auf die Andeutung
einiger das Ganze betreffenden Züge einzulassen. Comtes philosophisches
System hat fast gar keine Ähnlichkeit mit dem, was man in Deutschland und
besonders nach Kant unter Philosophie im engern Sinne zu verstehen pflegt.
Es ist allerdings eine Art objectiver Erkenntnißtheorie; aber nicht einmal dieser
Umstand berechtigt uns, das comtesche System etwa an die Bestrebungen Lockes,
Humes und Kants anzureihen. Es bekümmert sich weniger um die subjective
Entstehung als um die allgemeine objective Beschaffenheit der Erkenntniß. Es
sucht mehr nachzuweisen, wie die Wissenschaften möglich geworden sind, als
wie das Wissen und Erkennen überhaupt möglich werde. Es hat einen Positi¬
vistischen Charakter, wie es sich denn auch selbst den Namen der positiven Philo¬
sophie (freilich in einem andern als dem schcllingschen Sinne) beilegt. Es
bemüht sich um eine Zusammenfassung und Durcharbeitung des positiven Ge¬
halts der strengeren Wissenschaften und sucht da, wo bis jetzt die exacte Be-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |