Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.Rücken und Flanke bedroht, alles schliesslich nur auf die Flucht bedacht. Auch Auf dem rechten Flügel von Ambras bis zur volderfer Brücke, wo sich Rücken und Flanke bedroht, alles schliesslich nur auf die Flucht bedacht. Auch Auf dem rechten Flügel von Ambras bis zur volderfer Brücke, wo sich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0071" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189166"/> <p xml:id="ID_215" prev="#ID_214"> Rücken und Flanke bedroht, alles schliesslich nur auf die Flucht bedacht. Auch<lb/> Firler. der auf dem rechten Jnnufer vorrückte, wurde von einem nachhaltigen<lb/> Feuer der Bayern empfangen, und mußte bis Zirl zurückweichen. In drei<lb/> Stunden befand sich der Feind im Besitze der Wahlstatt und der tirolischen<lb/> Feldschlangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_216" next="#ID_217"> Auf dem rechten Flügel von Ambras bis zur volderfer Brücke, wo sich<lb/> Strand, Speckbacher und sicherer mit ihren Compagnien aufgestellt, hatte man<lb/> selbst Nachmittags von diesem Schlage noch keine Ahnung, die weitesten Vor¬<lb/> posten bemerkten aus der Straße von Waltens einen französischen Courier, be¬<lb/> mächtigten sich seiner und sandten ihn zu Hofer. Als der Bote mit dem Ge¬<lb/> fangenen, dem Bataillonschef Sevclinges, ihn erreichte, war er schon nicht mehr<lb/> in Matrei, sondern eine Stunde weiter zurück in Steinach, Weder Hofer noch<lb/> irgcndjemand seiner Umgebung verstand die französischen Depeschen, die man<lb/> dem Courier abnahm, er schickte sogleich nach Donei, der jener fremden Sprache<lb/> kundig war und sich in der Nähe hielt, um im gelegenen Augenblicke hervorzutreten.<lb/> Nun war auch seine Zeit gekommen, er allein konnte den Gefangenen aus¬<lb/> forschen, und entnahm seinen Aeußerungen, die ganz mit dem Inhalt der<lb/> Briefschaften übereinstimmten, daß die Franzosen im Süden über Lienz, Gröden<lb/> und Bozen anrücken und die Tiroler auf solche Weise von allen Seiten um¬<lb/> ringen wollten. Sevclinges rieth zur völligen Unterwerfung, sie sollte nach<lb/> seiner Meinung durch einen schriftlichen Act von allen Anwesenden erklärt und<lb/> dem in Billach weilenden Vicekönig von Italien gesandt werden. Dies gefiel<lb/> auch Donei, der sich immer mehr in den Gedanken einlebte, der Retter seines<lb/> schlimm berathenen Vaterlandes zu werden. Der Kapuziner versuchte zwar<lb/> wieder seine alten Künste, allein die Volksvertreter, darunter auch ein Land¬<lb/> richter und mehre Bauern aus der Gegend von Meran und Vintschgau, standen<lb/> zum Freunde des Friedens, der dem Krieger in der Kutte die Thüre wies.<lb/> Selbst Hofer schien die traurige Lage.einzusehen, in welche Kaiser Franz. das<lb/> Land durch den unseligen Krieg gesetzt, und hatte einige Stunden früher bei<lb/> ihm angefragt, wie die ungeheuren Schulden zu bezahlen seien. Mit allgemeiner<lb/> Zustimmung und Hilfe des französischen Offiziers verfaßte nun Donei am<lb/> 3. November eine Zuschrift an Eugen Napoleon, worin das tirolische Volk<lb/> Sr. kaiserlichen Hoheit gelobte, die Waffen niederzulegen, um sich seines Wohl¬<lb/> wollens und Schutzes würdig zu machen. Nur östreichische Eingebungen hätten<lb/> es in letzter Zeit zum Aufstande vermocht, doch wären seine Anführer stets be¬<lb/> müht gewesen, die öffentliche Ordnung, die Religion und selbst das Leben der<lb/> Kriegsgefangenen zu schützen. Vor allem liege ihm an der Erhaltung des<lb/> katholischen Glaubens. Am Ende erklärten die Unterfertiger der Zuschrift, daß<lb/> sie es, zumal sie das Glück hätten, Zeitgenossen des größten Mannes zu sein,<lb/> der je gelebt, für Unrecht hielten, sich noch länger dem Willen des Himmels</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0071]
Rücken und Flanke bedroht, alles schliesslich nur auf die Flucht bedacht. Auch
Firler. der auf dem rechten Jnnufer vorrückte, wurde von einem nachhaltigen
Feuer der Bayern empfangen, und mußte bis Zirl zurückweichen. In drei
Stunden befand sich der Feind im Besitze der Wahlstatt und der tirolischen
Feldschlangen.
Auf dem rechten Flügel von Ambras bis zur volderfer Brücke, wo sich
Strand, Speckbacher und sicherer mit ihren Compagnien aufgestellt, hatte man
selbst Nachmittags von diesem Schlage noch keine Ahnung, die weitesten Vor¬
posten bemerkten aus der Straße von Waltens einen französischen Courier, be¬
mächtigten sich seiner und sandten ihn zu Hofer. Als der Bote mit dem Ge¬
fangenen, dem Bataillonschef Sevclinges, ihn erreichte, war er schon nicht mehr
in Matrei, sondern eine Stunde weiter zurück in Steinach, Weder Hofer noch
irgcndjemand seiner Umgebung verstand die französischen Depeschen, die man
dem Courier abnahm, er schickte sogleich nach Donei, der jener fremden Sprache
kundig war und sich in der Nähe hielt, um im gelegenen Augenblicke hervorzutreten.
Nun war auch seine Zeit gekommen, er allein konnte den Gefangenen aus¬
forschen, und entnahm seinen Aeußerungen, die ganz mit dem Inhalt der
Briefschaften übereinstimmten, daß die Franzosen im Süden über Lienz, Gröden
und Bozen anrücken und die Tiroler auf solche Weise von allen Seiten um¬
ringen wollten. Sevclinges rieth zur völligen Unterwerfung, sie sollte nach
seiner Meinung durch einen schriftlichen Act von allen Anwesenden erklärt und
dem in Billach weilenden Vicekönig von Italien gesandt werden. Dies gefiel
auch Donei, der sich immer mehr in den Gedanken einlebte, der Retter seines
schlimm berathenen Vaterlandes zu werden. Der Kapuziner versuchte zwar
wieder seine alten Künste, allein die Volksvertreter, darunter auch ein Land¬
richter und mehre Bauern aus der Gegend von Meran und Vintschgau, standen
zum Freunde des Friedens, der dem Krieger in der Kutte die Thüre wies.
Selbst Hofer schien die traurige Lage.einzusehen, in welche Kaiser Franz. das
Land durch den unseligen Krieg gesetzt, und hatte einige Stunden früher bei
ihm angefragt, wie die ungeheuren Schulden zu bezahlen seien. Mit allgemeiner
Zustimmung und Hilfe des französischen Offiziers verfaßte nun Donei am
3. November eine Zuschrift an Eugen Napoleon, worin das tirolische Volk
Sr. kaiserlichen Hoheit gelobte, die Waffen niederzulegen, um sich seines Wohl¬
wollens und Schutzes würdig zu machen. Nur östreichische Eingebungen hätten
es in letzter Zeit zum Aufstande vermocht, doch wären seine Anführer stets be¬
müht gewesen, die öffentliche Ordnung, die Religion und selbst das Leben der
Kriegsgefangenen zu schützen. Vor allem liege ihm an der Erhaltung des
katholischen Glaubens. Am Ende erklärten die Unterfertiger der Zuschrift, daß
sie es, zumal sie das Glück hätten, Zeitgenossen des größten Mannes zu sein,
der je gelebt, für Unrecht hielten, sich noch länger dem Willen des Himmels
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