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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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nur den Mangel, daß es mehre Schleusen zu erfordern scheint. Doch meint
unsre Schrift, wenn diese letztern an die Endpunkte zu verlegen wären und die
Zwischcnschlcus^ sich durch tieferes Einschneiden des Kanals vermeiden ließe,
so würde jener Mangel des Kanals durch die sonstigen Vorzüge desselben selbst
einem Durchstich ohne diese Vorzüge gegenüber aufgewogen werden.

Ueber die Mehrzahl der übrigen Kanalprojecte müssen wir, uns kürzer
fassen. Dieselben sind:

9) Die Linie Störmündung-Kiel, die zu Anfang dieses Jahrhunderts
von kieler Magistrat ins Auge gefaßt, später nochmals in Anregung gebracht
und von Major Christcnsen vermessen worden ist. Man dachte sich einen Durch¬
stich von einem Ende des kieler Hafens nach dem Gute Hammer am Schulen-
sec; von dort sollte das Thal der Schuleneider und der Eider bis zum bordes-
holmcr See verfolgt, dann durch Erweiterung der vorhandenen Verbindung der
einfelder See erreicht und schließlich, indem man der Aalbcck folgte, die Stör
gewonnen werden. Man ging hier, wie ein Blick auf die Karte zeigt, dem
natürlichen Lauf der Gewässer nach, und es schien nur geringer Nachhülfe zu
bedürfen, um einen für die kleine Schifffahrt geeigneten Wasserweg zu schaffen.
Da indeß Major Christcnsen bei dem von ihm für den Flottenausschuß 1848
zu 1849 ausgearbeiteten Projecte Kiel-Brunsbüttel nicht wieder auf jenen Plan
zurückgegriffen hat, so ist zu vermuthen, daß er sich überzeugt hatte, der letztere
sei für die große Schifffahrt schwer durchzuführen, und dies ist um so eher zu
glauben, als der Spiegel des einfelder Sees bei noch nicht drei Meilen directer
Entfernung vom kieler Hafen 64 Fuß über dem mittleren Wasserstande in
diesem liegt.

10) Die Linie Älster-Trave, im Jahre 1820 projectirt, jetzt aber nicht
mehr in Betracht zu ziehen, weil bei ihr nur an merkantile Zwecke gedacht
wurde und die Elbe oberhalb Glückstadt für große Schiffe nicht zu Passiren ist.

11) Ein Kanal von Brunsbüttel nach Hafskrug an der neu¬
städter Bucht, 1860 von dem Ingenieur Hansen vorgeschlagen, jetzt ebenfalls
nicht mehr der Concurrenz mit andern Plänen fähig, da die von der dänischen
Regierung vorgeschriebenen Bedingungen für das Unternehmen eine Länge
von 14 Meilen, 7 Schleußen und die ungeheure Summe von 46 bis 47
Millionen Thalern erforderten, wobei immer nur an einen Weg für Handels¬
schiffe gedacht wurde. >

12) Die Linie Se örort-Hemmelsd orfer See, die wir mit unsrer
Schrift wieder ausführlicher prüfen, da sie in der That Manches für sich hat
und deshalb auch von Sturtz in seiner Broschüre adoptirt worden ist. Nach
diesem Plan würde der Kanal in möglichst gerader Richtung von Störort nach
Bramstedt führen, dann nach Süden biegend der schmalfelder An folgen und
über Schmalfeld, Bentsurt, Brcdenbekshorst und Sievershütten in das Trave-


nur den Mangel, daß es mehre Schleusen zu erfordern scheint. Doch meint
unsre Schrift, wenn diese letztern an die Endpunkte zu verlegen wären und die
Zwischcnschlcus^ sich durch tieferes Einschneiden des Kanals vermeiden ließe,
so würde jener Mangel des Kanals durch die sonstigen Vorzüge desselben selbst
einem Durchstich ohne diese Vorzüge gegenüber aufgewogen werden.

Ueber die Mehrzahl der übrigen Kanalprojecte müssen wir, uns kürzer
fassen. Dieselben sind:

9) Die Linie Störmündung-Kiel, die zu Anfang dieses Jahrhunderts
von kieler Magistrat ins Auge gefaßt, später nochmals in Anregung gebracht
und von Major Christcnsen vermessen worden ist. Man dachte sich einen Durch¬
stich von einem Ende des kieler Hafens nach dem Gute Hammer am Schulen-
sec; von dort sollte das Thal der Schuleneider und der Eider bis zum bordes-
holmcr See verfolgt, dann durch Erweiterung der vorhandenen Verbindung der
einfelder See erreicht und schließlich, indem man der Aalbcck folgte, die Stör
gewonnen werden. Man ging hier, wie ein Blick auf die Karte zeigt, dem
natürlichen Lauf der Gewässer nach, und es schien nur geringer Nachhülfe zu
bedürfen, um einen für die kleine Schifffahrt geeigneten Wasserweg zu schaffen.
Da indeß Major Christcnsen bei dem von ihm für den Flottenausschuß 1848
zu 1849 ausgearbeiteten Projecte Kiel-Brunsbüttel nicht wieder auf jenen Plan
zurückgegriffen hat, so ist zu vermuthen, daß er sich überzeugt hatte, der letztere
sei für die große Schifffahrt schwer durchzuführen, und dies ist um so eher zu
glauben, als der Spiegel des einfelder Sees bei noch nicht drei Meilen directer
Entfernung vom kieler Hafen 64 Fuß über dem mittleren Wasserstande in
diesem liegt.

10) Die Linie Älster-Trave, im Jahre 1820 projectirt, jetzt aber nicht
mehr in Betracht zu ziehen, weil bei ihr nur an merkantile Zwecke gedacht
wurde und die Elbe oberhalb Glückstadt für große Schiffe nicht zu Passiren ist.

11) Ein Kanal von Brunsbüttel nach Hafskrug an der neu¬
städter Bucht, 1860 von dem Ingenieur Hansen vorgeschlagen, jetzt ebenfalls
nicht mehr der Concurrenz mit andern Plänen fähig, da die von der dänischen
Regierung vorgeschriebenen Bedingungen für das Unternehmen eine Länge
von 14 Meilen, 7 Schleußen und die ungeheure Summe von 46 bis 47
Millionen Thalern erforderten, wobei immer nur an einen Weg für Handels¬
schiffe gedacht wurde. >

12) Die Linie Se örort-Hemmelsd orfer See, die wir mit unsrer
Schrift wieder ausführlicher prüfen, da sie in der That Manches für sich hat
und deshalb auch von Sturtz in seiner Broschüre adoptirt worden ist. Nach
diesem Plan würde der Kanal in möglichst gerader Richtung von Störort nach
Bramstedt führen, dann nach Süden biegend der schmalfelder An folgen und
über Schmalfeld, Bentsurt, Brcdenbekshorst und Sievershütten in das Trave-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/64>, abgerufen am 28.09.2024.