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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Werftanlagen, Magazinen u. s. w. vorzüglich geeignet ist. Dies ist entschieden
am kieler Hafen weniger günstig, obwohl auch hier genügender Raum vorhanden
ist. Dagegen ist die Deckung einer Kanalmündung bei Eckernförde von Kiel
ans, die gesicherte Communication der in Kiel zu stationirenden Flotte mit der
Nordsee nicht möglich, es müßte denn geradezu ein Kanalarm von dem eckern-
sörder K^mal zur kieler Bucht hin gebaut werden.

Hierdurch werden sich die Kosten, die ohnehin schon größer sein dürften
als bei der sühnen-eckernförder Richtung, erheblich steigern, so daß dem letztern Pro¬
jekt mit dem Zweigkanal Eckernförde-Kiel der Vorzug eingeräumt werden müßte,
sobald der husumer Hafen genügend herzustellen, die vor ihm liegende Barre
in erforderlichem Maße zu beseitigen wäre. Wäre hierauf nicht zu rechnen (der
Verfasser glaubt, daß dazu sehr wenig Aussicht ist), so würde unsrer Meinung
nach wohl die Linie Büttel-Eckernförde mit dem Handelshafen
Eckernförde, mit dem Durchstich Eckernförde-Kiel als Marinekanal
und mit dem Kriegshafen Kiel Beachtung verdienen, sobald die genauen
technischen Untersuchungen beweisen sollten, daß diese Combination ebenso wohl¬
feil oder wohlfeiler als die directe Linie Brunsbüttel-Kiel wäre."

Die Vorzüglichkeit des kieler Hafens in nautischer und militärischer Rück¬
sicht ist hinreichend anerkannt. Derselbe hat durchgehend" eine sehr bedeutende
Tiefe, überall vortrefflichen Untergrund, an seinen Ufern reichlich Raum für
Marineetablisfements und eine für Befestigungen vorzügliche Form. Die Er¬
fahrungen über die Dauer des Wintereises sind sehr befriedigend und bestätigen
das in Ur. 26 d. Bl. Gesagte nur theilweise. Endlich ist auch die Bucht jen¬
seits Friedrichsort und Möllenort eine sehr gute Außenrhede. Es sind nur
zwei Einwände bekannt, von denen der eine, 1848 erhoben und dahin gehend,
daß die kieler Föhrde nicht den genügenden freien Meeresraum vor sich habe,
um die Flotte in guter Segelordnung entwickeln zu können, jetzt durch Ein¬
führung der Dampfkraft in die Marine ganz beseitigt ist, da Dampfer zur
Gewinnung eines bestimmten Courses nicht erst das offne Meer aufzusuchen
brauchen. Der andre Einwand, daß von der kieler Bucht aus die Gefahren
der nach Osten gehenden Schiffe beim Durchgang zwischen Fehmarn und der
dänischen Inselgruppe nicht vermieden würden, ist den geschilderten Vorzügen
der Bucht gegenüber offenbar geringfügig. Das Meer zwischen der holsteinischen
Küste und den Inseln ist verhältnißmäßig still, namentlich bei den West- und
Südweststürmen, welche die gefährlichsten sind. Dann aber beträgt die geringste,
auch für die größten Kriegsschiffe noch fahrbare Breite zwischen Fehmarn und
Laaland wenigstens zwei deutsche Meilen, was bei guten Leuchtfeueranlagen
gewiß genügen wird, die Schifffahrt vollständig zu sichern.

"Von den nördlichen Kanalprojecten," sagt der Verfasser, "halten wir daher
das von Kiel nach Brunsbüttel unbedingt für Las vorzüglichste." Dasselbe hat


Werftanlagen, Magazinen u. s. w. vorzüglich geeignet ist. Dies ist entschieden
am kieler Hafen weniger günstig, obwohl auch hier genügender Raum vorhanden
ist. Dagegen ist die Deckung einer Kanalmündung bei Eckernförde von Kiel
ans, die gesicherte Communication der in Kiel zu stationirenden Flotte mit der
Nordsee nicht möglich, es müßte denn geradezu ein Kanalarm von dem eckern-
sörder K^mal zur kieler Bucht hin gebaut werden.

Hierdurch werden sich die Kosten, die ohnehin schon größer sein dürften
als bei der sühnen-eckernförder Richtung, erheblich steigern, so daß dem letztern Pro¬
jekt mit dem Zweigkanal Eckernförde-Kiel der Vorzug eingeräumt werden müßte,
sobald der husumer Hafen genügend herzustellen, die vor ihm liegende Barre
in erforderlichem Maße zu beseitigen wäre. Wäre hierauf nicht zu rechnen (der
Verfasser glaubt, daß dazu sehr wenig Aussicht ist), so würde unsrer Meinung
nach wohl die Linie Büttel-Eckernförde mit dem Handelshafen
Eckernförde, mit dem Durchstich Eckernförde-Kiel als Marinekanal
und mit dem Kriegshafen Kiel Beachtung verdienen, sobald die genauen
technischen Untersuchungen beweisen sollten, daß diese Combination ebenso wohl¬
feil oder wohlfeiler als die directe Linie Brunsbüttel-Kiel wäre."

Die Vorzüglichkeit des kieler Hafens in nautischer und militärischer Rück¬
sicht ist hinreichend anerkannt. Derselbe hat durchgehend« eine sehr bedeutende
Tiefe, überall vortrefflichen Untergrund, an seinen Ufern reichlich Raum für
Marineetablisfements und eine für Befestigungen vorzügliche Form. Die Er¬
fahrungen über die Dauer des Wintereises sind sehr befriedigend und bestätigen
das in Ur. 26 d. Bl. Gesagte nur theilweise. Endlich ist auch die Bucht jen¬
seits Friedrichsort und Möllenort eine sehr gute Außenrhede. Es sind nur
zwei Einwände bekannt, von denen der eine, 1848 erhoben und dahin gehend,
daß die kieler Föhrde nicht den genügenden freien Meeresraum vor sich habe,
um die Flotte in guter Segelordnung entwickeln zu können, jetzt durch Ein¬
führung der Dampfkraft in die Marine ganz beseitigt ist, da Dampfer zur
Gewinnung eines bestimmten Courses nicht erst das offne Meer aufzusuchen
brauchen. Der andre Einwand, daß von der kieler Bucht aus die Gefahren
der nach Osten gehenden Schiffe beim Durchgang zwischen Fehmarn und der
dänischen Inselgruppe nicht vermieden würden, ist den geschilderten Vorzügen
der Bucht gegenüber offenbar geringfügig. Das Meer zwischen der holsteinischen
Küste und den Inseln ist verhältnißmäßig still, namentlich bei den West- und
Südweststürmen, welche die gefährlichsten sind. Dann aber beträgt die geringste,
auch für die größten Kriegsschiffe noch fahrbare Breite zwischen Fehmarn und
Laaland wenigstens zwei deutsche Meilen, was bei guten Leuchtfeueranlagen
gewiß genügen wird, die Schifffahrt vollständig zu sichern.

„Von den nördlichen Kanalprojecten," sagt der Verfasser, „halten wir daher
das von Kiel nach Brunsbüttel unbedingt für Las vorzüglichste." Dasselbe hat


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[0063] Werftanlagen, Magazinen u. s. w. vorzüglich geeignet ist. Dies ist entschieden am kieler Hafen weniger günstig, obwohl auch hier genügender Raum vorhanden ist. Dagegen ist die Deckung einer Kanalmündung bei Eckernförde von Kiel ans, die gesicherte Communication der in Kiel zu stationirenden Flotte mit der Nordsee nicht möglich, es müßte denn geradezu ein Kanalarm von dem eckern- sörder K^mal zur kieler Bucht hin gebaut werden. Hierdurch werden sich die Kosten, die ohnehin schon größer sein dürften als bei der sühnen-eckernförder Richtung, erheblich steigern, so daß dem letztern Pro¬ jekt mit dem Zweigkanal Eckernförde-Kiel der Vorzug eingeräumt werden müßte, sobald der husumer Hafen genügend herzustellen, die vor ihm liegende Barre in erforderlichem Maße zu beseitigen wäre. Wäre hierauf nicht zu rechnen (der Verfasser glaubt, daß dazu sehr wenig Aussicht ist), so würde unsrer Meinung nach wohl die Linie Büttel-Eckernförde mit dem Handelshafen Eckernförde, mit dem Durchstich Eckernförde-Kiel als Marinekanal und mit dem Kriegshafen Kiel Beachtung verdienen, sobald die genauen technischen Untersuchungen beweisen sollten, daß diese Combination ebenso wohl¬ feil oder wohlfeiler als die directe Linie Brunsbüttel-Kiel wäre." Die Vorzüglichkeit des kieler Hafens in nautischer und militärischer Rück¬ sicht ist hinreichend anerkannt. Derselbe hat durchgehend« eine sehr bedeutende Tiefe, überall vortrefflichen Untergrund, an seinen Ufern reichlich Raum für Marineetablisfements und eine für Befestigungen vorzügliche Form. Die Er¬ fahrungen über die Dauer des Wintereises sind sehr befriedigend und bestätigen das in Ur. 26 d. Bl. Gesagte nur theilweise. Endlich ist auch die Bucht jen¬ seits Friedrichsort und Möllenort eine sehr gute Außenrhede. Es sind nur zwei Einwände bekannt, von denen der eine, 1848 erhoben und dahin gehend, daß die kieler Föhrde nicht den genügenden freien Meeresraum vor sich habe, um die Flotte in guter Segelordnung entwickeln zu können, jetzt durch Ein¬ führung der Dampfkraft in die Marine ganz beseitigt ist, da Dampfer zur Gewinnung eines bestimmten Courses nicht erst das offne Meer aufzusuchen brauchen. Der andre Einwand, daß von der kieler Bucht aus die Gefahren der nach Osten gehenden Schiffe beim Durchgang zwischen Fehmarn und der dänischen Inselgruppe nicht vermieden würden, ist den geschilderten Vorzügen der Bucht gegenüber offenbar geringfügig. Das Meer zwischen der holsteinischen Küste und den Inseln ist verhältnißmäßig still, namentlich bei den West- und Südweststürmen, welche die gefährlichsten sind. Dann aber beträgt die geringste, auch für die größten Kriegsschiffe noch fahrbare Breite zwischen Fehmarn und Laaland wenigstens zwei deutsche Meilen, was bei guten Leuchtfeueranlagen gewiß genügen wird, die Schifffahrt vollständig zu sichern. „Von den nördlichen Kanalprojecten," sagt der Verfasser, „halten wir daher das von Kiel nach Brunsbüttel unbedingt für Las vorzüglichste." Dasselbe hat

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/63>, abgerufen am 28.09.2024.