Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

Nur aus dem Umstände, daß diese Journale, welche theilweise selbst in Oestreich
wegen ihrer ultrareactionären Haltung in gleichem Rufe wie etwa der berüch¬
tigte Sebastian Brunner wegen seines Judenhasses stehen, in Deutschland
fast gänzlich unbekannt sind, ist es zu erklären, daß aus die maßlosen Aus¬
lassungen, welche sich dieselben, -- so z. B. die Militärzcitung gegen den Her¬
zog von Augustenburg, -- erlaubten, von Seiten deutscher Journale noch
keine Zurechtweisung erfolgt ist. Der Hochmuth, mit welchem die genannten
Blätter, zumal die Militärzeitung und der Kamerad, alles Außcröstreichische
und besonders alles Deutsche behandeln, ist ein anmuthiges Pathengeschenk für
das "Siebzigmillionenreich" der Zukunft!

Daß nun diese Ritter von der Unfehlbarkeit alle diejenigen, welche nicht
ihrer Meinung sind, sondern vielmehr darauf ausgehen, den schlichten Sach¬
verhalt der Dinge darzustellen und aus dem Wust von Uebertreibungen den
Kern der Wahrheit herauszuschälen, mit aller Erbitterung anfallen, ist leicht
begreiflich und es können daher die in den letzten Nummern der Militärzeitung
enthaltenen wüthenden Ausfälle gegen die Grenzboten und die von denselben
gebrachte Darstellung der östreichischen Kriegsoperationen in Schleswig und Jüt-
lang niemand befremden. Indessen giebt der eine Mitarbeiter der Militärzeitung
so ziemlich alles zu, was er zu widerlegen sucht, während ein anderer durch seine
maßlose Erbitterung und seine weit hergeholten Spitzfindigkeiten am besten zu
erkennen giebt, daß er mit zerbrochenen Schwerte kämpft.

Ein Bekenntniß begangener Fehler und eine Einsicht der Ursachen, aus
denen dieselben folgen mußten, läßt sich indeß von Leuten, welche durch die
Unfälle des Jahres 1839 nicht einmal soweit gewitzigt worden sind, um we¬
nigstens in der Discussion vorsichtig zu verfahren, füglich nicht erwarten. Möch¬
ten sie nicht zu spät das allen Andern deutlich sichtbare Meile-kekek wahrnehmen,
dessen Erfüllung schwerlich lange auf sich warten lassen dürfte, da solches Ge¬
bühren die uralte üble Gewohnheit, gern vor dem Falle zu kommen, auch in
unsrer vorgeschrittenen Zeit nicht abgelegt hat.






Verantwortlicher Redacteur i Dr. Mo ritz Busch.
Verlag von F. L. Hering, -- Druck von C, E. Elbert in Leipzig.

Mit Ur. 4O beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist. Leipzig, im September I8Ki. Die Verlagshandlung.

Nur aus dem Umstände, daß diese Journale, welche theilweise selbst in Oestreich
wegen ihrer ultrareactionären Haltung in gleichem Rufe wie etwa der berüch¬
tigte Sebastian Brunner wegen seines Judenhasses stehen, in Deutschland
fast gänzlich unbekannt sind, ist es zu erklären, daß aus die maßlosen Aus¬
lassungen, welche sich dieselben, — so z. B. die Militärzcitung gegen den Her¬
zog von Augustenburg, — erlaubten, von Seiten deutscher Journale noch
keine Zurechtweisung erfolgt ist. Der Hochmuth, mit welchem die genannten
Blätter, zumal die Militärzeitung und der Kamerad, alles Außcröstreichische
und besonders alles Deutsche behandeln, ist ein anmuthiges Pathengeschenk für
das „Siebzigmillionenreich" der Zukunft!

Daß nun diese Ritter von der Unfehlbarkeit alle diejenigen, welche nicht
ihrer Meinung sind, sondern vielmehr darauf ausgehen, den schlichten Sach¬
verhalt der Dinge darzustellen und aus dem Wust von Uebertreibungen den
Kern der Wahrheit herauszuschälen, mit aller Erbitterung anfallen, ist leicht
begreiflich und es können daher die in den letzten Nummern der Militärzeitung
enthaltenen wüthenden Ausfälle gegen die Grenzboten und die von denselben
gebrachte Darstellung der östreichischen Kriegsoperationen in Schleswig und Jüt-
lang niemand befremden. Indessen giebt der eine Mitarbeiter der Militärzeitung
so ziemlich alles zu, was er zu widerlegen sucht, während ein anderer durch seine
maßlose Erbitterung und seine weit hergeholten Spitzfindigkeiten am besten zu
erkennen giebt, daß er mit zerbrochenen Schwerte kämpft.

Ein Bekenntniß begangener Fehler und eine Einsicht der Ursachen, aus
denen dieselben folgen mußten, läßt sich indeß von Leuten, welche durch die
Unfälle des Jahres 1839 nicht einmal soweit gewitzigt worden sind, um we¬
nigstens in der Discussion vorsichtig zu verfahren, füglich nicht erwarten. Möch¬
ten sie nicht zu spät das allen Andern deutlich sichtbare Meile-kekek wahrnehmen,
dessen Erfüllung schwerlich lange auf sich warten lassen dürfte, da solches Ge¬
bühren die uralte üble Gewohnheit, gern vor dem Falle zu kommen, auch in
unsrer vorgeschrittenen Zeit nicht abgelegt hat.






Verantwortlicher Redacteur i Dr. Mo ritz Busch.
Verlag von F. L. Hering, — Druck von C, E. Elbert in Leipzig.

Mit Ur. 4O beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist. Leipzig, im September I8Ki. Die Verlagshandlung.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0528" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189623"/>
          <p xml:id="ID_1928" prev="#ID_1927"> Nur aus dem Umstände, daß diese Journale, welche theilweise selbst in Oestreich<lb/>
wegen ihrer ultrareactionären Haltung in gleichem Rufe wie etwa der berüch¬<lb/>
tigte Sebastian Brunner wegen seines Judenhasses stehen, in Deutschland<lb/>
fast gänzlich unbekannt sind, ist es zu erklären, daß aus die maßlosen Aus¬<lb/>
lassungen, welche sich dieselben, &#x2014; so z. B. die Militärzcitung gegen den Her¬<lb/>
zog von Augustenburg, &#x2014; erlaubten, von Seiten deutscher Journale noch<lb/>
keine Zurechtweisung erfolgt ist. Der Hochmuth, mit welchem die genannten<lb/>
Blätter, zumal die Militärzeitung und der Kamerad, alles Außcröstreichische<lb/>
und besonders alles Deutsche behandeln, ist ein anmuthiges Pathengeschenk für<lb/>
das &#x201E;Siebzigmillionenreich" der Zukunft!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1929"> Daß nun diese Ritter von der Unfehlbarkeit alle diejenigen, welche nicht<lb/>
ihrer Meinung sind, sondern vielmehr darauf ausgehen, den schlichten Sach¬<lb/>
verhalt der Dinge darzustellen und aus dem Wust von Uebertreibungen den<lb/>
Kern der Wahrheit herauszuschälen, mit aller Erbitterung anfallen, ist leicht<lb/>
begreiflich und es können daher die in den letzten Nummern der Militärzeitung<lb/>
enthaltenen wüthenden Ausfälle gegen die Grenzboten und die von denselben<lb/>
gebrachte Darstellung der östreichischen Kriegsoperationen in Schleswig und Jüt-<lb/>
lang niemand befremden. Indessen giebt der eine Mitarbeiter der Militärzeitung<lb/>
so ziemlich alles zu, was er zu widerlegen sucht, während ein anderer durch seine<lb/>
maßlose Erbitterung und seine weit hergeholten Spitzfindigkeiten am besten zu<lb/>
erkennen giebt, daß er mit zerbrochenen Schwerte kämpft.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1930"> Ein Bekenntniß begangener Fehler und eine Einsicht der Ursachen, aus<lb/>
denen dieselben folgen mußten, läßt sich indeß von Leuten, welche durch die<lb/>
Unfälle des Jahres 1839 nicht einmal soweit gewitzigt worden sind, um we¬<lb/>
nigstens in der Discussion vorsichtig zu verfahren, füglich nicht erwarten. Möch¬<lb/>
ten sie nicht zu spät das allen Andern deutlich sichtbare Meile-kekek wahrnehmen,<lb/>
dessen Erfüllung schwerlich lange auf sich warten lassen dürfte, da solches Ge¬<lb/>
bühren die uralte üble Gewohnheit, gern vor dem Falle zu kommen, auch in<lb/>
unsrer vorgeschrittenen Zeit nicht abgelegt hat.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="byline"> Verantwortlicher Redacteur i Dr. Mo ritz Busch.<lb/>
Verlag von F. L. Hering, &#x2014; Druck von C, E. Elbert in Leipzig.</note><lb/>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p> Mit Ur. 4O beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,<lb/>
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬<lb/>
ziehen ist. Leipzig, im September I8Ki. Die Verlagshandlung. </p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
    <back>
      <div/>
    </back>
  </text>
</TEI>
[0528] Nur aus dem Umstände, daß diese Journale, welche theilweise selbst in Oestreich wegen ihrer ultrareactionären Haltung in gleichem Rufe wie etwa der berüch¬ tigte Sebastian Brunner wegen seines Judenhasses stehen, in Deutschland fast gänzlich unbekannt sind, ist es zu erklären, daß aus die maßlosen Aus¬ lassungen, welche sich dieselben, — so z. B. die Militärzcitung gegen den Her¬ zog von Augustenburg, — erlaubten, von Seiten deutscher Journale noch keine Zurechtweisung erfolgt ist. Der Hochmuth, mit welchem die genannten Blätter, zumal die Militärzeitung und der Kamerad, alles Außcröstreichische und besonders alles Deutsche behandeln, ist ein anmuthiges Pathengeschenk für das „Siebzigmillionenreich" der Zukunft! Daß nun diese Ritter von der Unfehlbarkeit alle diejenigen, welche nicht ihrer Meinung sind, sondern vielmehr darauf ausgehen, den schlichten Sach¬ verhalt der Dinge darzustellen und aus dem Wust von Uebertreibungen den Kern der Wahrheit herauszuschälen, mit aller Erbitterung anfallen, ist leicht begreiflich und es können daher die in den letzten Nummern der Militärzeitung enthaltenen wüthenden Ausfälle gegen die Grenzboten und die von denselben gebrachte Darstellung der östreichischen Kriegsoperationen in Schleswig und Jüt- lang niemand befremden. Indessen giebt der eine Mitarbeiter der Militärzeitung so ziemlich alles zu, was er zu widerlegen sucht, während ein anderer durch seine maßlose Erbitterung und seine weit hergeholten Spitzfindigkeiten am besten zu erkennen giebt, daß er mit zerbrochenen Schwerte kämpft. Ein Bekenntniß begangener Fehler und eine Einsicht der Ursachen, aus denen dieselben folgen mußten, läßt sich indeß von Leuten, welche durch die Unfälle des Jahres 1839 nicht einmal soweit gewitzigt worden sind, um we¬ nigstens in der Discussion vorsichtig zu verfahren, füglich nicht erwarten. Möch¬ ten sie nicht zu spät das allen Andern deutlich sichtbare Meile-kekek wahrnehmen, dessen Erfüllung schwerlich lange auf sich warten lassen dürfte, da solches Ge¬ bühren die uralte üble Gewohnheit, gern vor dem Falle zu kommen, auch in unsrer vorgeschrittenen Zeit nicht abgelegt hat. Verantwortlicher Redacteur i Dr. Mo ritz Busch. Verlag von F. L. Hering, — Druck von C, E. Elbert in Leipzig. Mit Ur. 4O beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal, welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬ ziehen ist. Leipzig, im September I8Ki. Die Verlagshandlung.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/528
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/528>, abgerufen am 28.09.2024.