Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.rischer Disciplinen hat solche Materialien, deren absoluter Werth ziemlich ge¬ Auch die bevorstehende Bereicherung unsres kunstgeschichtlichen Wissens, Durch Vermittlung von befreundeter Seite ist uns der Einblick in einen Unbedenklich darf dies Werk als epochemachend bezeichnet werden. Führten rischer Disciplinen hat solche Materialien, deren absoluter Werth ziemlich ge¬ Auch die bevorstehende Bereicherung unsres kunstgeschichtlichen Wissens, Durch Vermittlung von befreundeter Seite ist uns der Einblick in einen Unbedenklich darf dies Werk als epochemachend bezeichnet werden. Führten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0490" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189585"/> <p xml:id="ID_1819" prev="#ID_1818"> rischer Disciplinen hat solche Materialien, deren absoluter Werth ziemlich ge¬<lb/> ring,, deren relativer dagegen völlig unscheinbar ist; Werte, die jedem, der sich<lb/> forschend mit ihnen befaßt, auf Schritt und Tritt Aergerniß in Fülle geben,<lb/> während er im Stillen ihre Existenz sel>r dankbar zu schauen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1820"> Auch die bevorstehende Bereicherung unsres kunstgeschichtlichen Wissens,<lb/> welche das Werk bringt, auf dessen Erscheinen wir durch das nachfolgende<lb/> Resum6 vorläufig aufmerksam machen möchten, wird die Wahrheit dieses Satzes<lb/> vornehmlich in seiner Beziehung auf Vasari bestätigen. Wie sich aber die rechte<lb/> Würdigung solcher vorhin berührten doppelsinnigen Materialien erst von einer<lb/> Stufe selbständiger Forschung ans gewinnt, die beträchtlich über die Sphäre<lb/> jener Autoritäten hinausragt, so kann auch der Werth von Leistungen, wie die<lb/> vorliegende ist, durch solchen Hinweis nur gesteigert werden. Denn die That<lb/> der Befreiung von einer falschen Autorität wird nur respectabler, je umfassender<lb/> und unentbehrlicher diese letztere gewesen ist und in der angedeuteten Einschrän¬<lb/> kung auch ferner bleibt; und ganz besonders verdienstlich ist es, wenn die Kritik<lb/> nicht blos negativ, sondern in solchem Maße positiv auftritt, wie es hier der<lb/> Fall ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1821"> Durch Vermittlung von befreundeter Seite ist uns der Einblick in einen<lb/> Theil des Manuscriptes der Herren I. A. Ervwc und Cavalcaselle gewährt,<lb/> welches binnen Kurzem unter dem Titel „Ilistoi^ ot'Italien painting" in Eng¬<lb/> land erscheinen wird. Wir können uns nicht versagen, einige Mittheilungen<lb/> aus seinem ersten Theile vorauszuschicken. Sie dienen vielleicht dazu, dem<lb/> Werke, welches leider durch Umweg auf den literarischen Markt Deutschlands<lb/> gelangt, hier, wo es vermuthlich seine beste Schätzung findet, die Stätte zu<lb/> bereiten, und tragen möglicher Weise dazu bei, die Veranstaltung einer<lb/> würdigen deutschen Ausgabe desselben bei Zeiten zu einem Wunsche vieler<lb/> Kunstfreunde und Forscher zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1822" next="#ID_1823"> Unbedenklich darf dies Werk als epochemachend bezeichnet werden. Führten<lb/> wir es unter der Aegide Vasaris ein, so geschieht es einerseits, um ihm die ge¬<lb/> bührende Folie zu geben, andrerseits um anzudeuten, daß es in Beziehung<lb/> auf den Umfang seines Gegenstandes mit den Vils cle' pittori übereinstimmt<lb/> und rücksichtlich der Behandlungsweise eine äußerliche Ähnlichkeit mit diesen<lb/> hat. Denn es soll die Geschichte der italienischen Malerei vom zweiten bis<lb/> ins sechzehnte Jahrhundert umfassen und bedient sich zur Darstellung im Wesent¬<lb/> lichen der biographischen Form. Aber es kündigt sich uns in umfassender Weise<lb/> als Vollendung und Erfüllung dessen an, was Vasari hat leisten wollen.<lb/> Soweit heute die Mittet der Forschung ausreichen, ist alles, was im Bereich<lb/> der Studien und Erinnerungen des italienische» Biographen lag, gesichtet, neu<lb/> durchgearbeitet, festgestellt und mit erstaunlichem litcranscben Apparat bereichert.<lb/> Die gewissenhafteste Autopsie, die unermüdlichste Spürkraft, wie sie nur da er-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0490]
rischer Disciplinen hat solche Materialien, deren absoluter Werth ziemlich ge¬
ring,, deren relativer dagegen völlig unscheinbar ist; Werte, die jedem, der sich
forschend mit ihnen befaßt, auf Schritt und Tritt Aergerniß in Fülle geben,
während er im Stillen ihre Existenz sel>r dankbar zu schauen hat.
Auch die bevorstehende Bereicherung unsres kunstgeschichtlichen Wissens,
welche das Werk bringt, auf dessen Erscheinen wir durch das nachfolgende
Resum6 vorläufig aufmerksam machen möchten, wird die Wahrheit dieses Satzes
vornehmlich in seiner Beziehung auf Vasari bestätigen. Wie sich aber die rechte
Würdigung solcher vorhin berührten doppelsinnigen Materialien erst von einer
Stufe selbständiger Forschung ans gewinnt, die beträchtlich über die Sphäre
jener Autoritäten hinausragt, so kann auch der Werth von Leistungen, wie die
vorliegende ist, durch solchen Hinweis nur gesteigert werden. Denn die That
der Befreiung von einer falschen Autorität wird nur respectabler, je umfassender
und unentbehrlicher diese letztere gewesen ist und in der angedeuteten Einschrän¬
kung auch ferner bleibt; und ganz besonders verdienstlich ist es, wenn die Kritik
nicht blos negativ, sondern in solchem Maße positiv auftritt, wie es hier der
Fall ist.
Durch Vermittlung von befreundeter Seite ist uns der Einblick in einen
Theil des Manuscriptes der Herren I. A. Ervwc und Cavalcaselle gewährt,
welches binnen Kurzem unter dem Titel „Ilistoi^ ot'Italien painting" in Eng¬
land erscheinen wird. Wir können uns nicht versagen, einige Mittheilungen
aus seinem ersten Theile vorauszuschicken. Sie dienen vielleicht dazu, dem
Werke, welches leider durch Umweg auf den literarischen Markt Deutschlands
gelangt, hier, wo es vermuthlich seine beste Schätzung findet, die Stätte zu
bereiten, und tragen möglicher Weise dazu bei, die Veranstaltung einer
würdigen deutschen Ausgabe desselben bei Zeiten zu einem Wunsche vieler
Kunstfreunde und Forscher zu machen.
Unbedenklich darf dies Werk als epochemachend bezeichnet werden. Führten
wir es unter der Aegide Vasaris ein, so geschieht es einerseits, um ihm die ge¬
bührende Folie zu geben, andrerseits um anzudeuten, daß es in Beziehung
auf den Umfang seines Gegenstandes mit den Vils cle' pittori übereinstimmt
und rücksichtlich der Behandlungsweise eine äußerliche Ähnlichkeit mit diesen
hat. Denn es soll die Geschichte der italienischen Malerei vom zweiten bis
ins sechzehnte Jahrhundert umfassen und bedient sich zur Darstellung im Wesent¬
lichen der biographischen Form. Aber es kündigt sich uns in umfassender Weise
als Vollendung und Erfüllung dessen an, was Vasari hat leisten wollen.
Soweit heute die Mittet der Forschung ausreichen, ist alles, was im Bereich
der Studien und Erinnerungen des italienische» Biographen lag, gesichtet, neu
durchgearbeitet, festgestellt und mit erstaunlichem litcranscben Apparat bereichert.
Die gewissenhafteste Autopsie, die unermüdlichste Spürkraft, wie sie nur da er-
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