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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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herrlichen Druckes ausübte. Das wird es nicht gegen die Regierung, die das
Wohl Aller gleich beherzigt und befördert.")

Ueber die vcrheißne Repräsentation sagen sie, daß "eine gegebene keine sei.
(Glosse: "Also wohl eine Repräsentation, wie sie die ritterschaftlichen Guts¬
besitzer wollen und vorschreiben.") Sie nennen sie ein Experiment und glauben,
daß in Zukunft jeder neue Regent oder Minister eine Verfassung nach seiner-
Art geben werde. (Glosse: "Diese Aeußerungen sind höchst unschicklich und straf¬
bar in einer Vorstellung an den König.")

"Da ihnen nichts anderes übrig bleibt, so unterwerfen sie sich dem Zwang,
den der König durch seine Zustimmung sanctionirt hat. (Glosse: "Wie ist diese
Erklärung an den Souverän zu betrachten?") Aber sie legen gegen diesen
Zwang Verwahrung ein. Sie wollen sich ihrer wohlerworbenen und festbegrün¬
deten Gerechtsame nicht begeben und erachten sie als zu Recht bestehend, bis der
König einen Vertrag über die Veränderung mit ihnen abgeschlossen hat. Von
den Folgen, welche die Einführung der fremden Grundsätze für Land und
Herrscherstamm haben müsse, sagen sie sich völlig los, da ihre Warnungen
nicht gehört worden sind. Sie beklagen, daß nicht Einheimische das Land re¬
gieren, vielmehr junge Fremdlinge, welche nur auf Gelderwerb und die Empvr-
bringung ihrer Person hinarbeiten, die Minister influiren und an dem preußischen
Staat die Probe mit ihren neumodischen Theorien machen." (Glosse: "Diese
Stellen sind höchst anmaßend und unverschämt. Sie beleidigen in dem Minister
die höchste Person des Königs und greifen diese an, da nur von dieser jener
seine Autorität hat, die durchaus aufrecht erhalten werden muß, wenn er wirken
soll. Dergleichen Behauptungen von Influenz sind mir übrigens nicht neu.
Ich habe sie oft in Beziehung auf mich und Andere erlebt. Sie sind ebenso
unwahr als ungerecht.")

Die Herren Ritter verwerfen sodann die Gewerbefreiheit und sprechen ihr
jeden Erfolg ab. da Absatz und Sicherheit nach außen fehle. Die ..Gleichbar-
machung" der Stände erscheint ihnen weiter sehr bedenklich; denn "eine Monarchie
könne ohne einen Mittelstand nicht bestehen, weil der Mittelstand die Masse
theile und so ihre Beherrschung erleichtere." (Glosse: "Allerdings ist die Gleich¬
machung aller Stände vor dem Gesetz und in Rücksicht auf Abgaben die ge¬
rechte Tendenz. Wer nimmt sonst dem Edelmann seinen Adel ? Er bewähre ihn
durch vorzügliche Bildung, durch Patriotismus, durch edle Thaten, dann wer-
den ihm immer Vorzüge genug bleiben. Der hier als nothwendig geschilderte
Mittelstand wird sich von selbst bilden. Es bedarf dazu keiner Exemptionen.
Bin ich weniger Edelmann, wenn ich mit meinen Mitbürgern gleiche Lasten
trage, wenn ich über diese keinen schädlichen Druck ausüben darf?")

Ueber die Tendenz der Mobilisirung alles Grundeigenthums, die sie dem
Minister schuld geben, sprechen sie sich folgendermaßen aus: "Alles sott gekauft


herrlichen Druckes ausübte. Das wird es nicht gegen die Regierung, die das
Wohl Aller gleich beherzigt und befördert.")

Ueber die vcrheißne Repräsentation sagen sie, daß „eine gegebene keine sei.
(Glosse: „Also wohl eine Repräsentation, wie sie die ritterschaftlichen Guts¬
besitzer wollen und vorschreiben.") Sie nennen sie ein Experiment und glauben,
daß in Zukunft jeder neue Regent oder Minister eine Verfassung nach seiner-
Art geben werde. (Glosse: „Diese Aeußerungen sind höchst unschicklich und straf¬
bar in einer Vorstellung an den König.")

„Da ihnen nichts anderes übrig bleibt, so unterwerfen sie sich dem Zwang,
den der König durch seine Zustimmung sanctionirt hat. (Glosse: „Wie ist diese
Erklärung an den Souverän zu betrachten?") Aber sie legen gegen diesen
Zwang Verwahrung ein. Sie wollen sich ihrer wohlerworbenen und festbegrün¬
deten Gerechtsame nicht begeben und erachten sie als zu Recht bestehend, bis der
König einen Vertrag über die Veränderung mit ihnen abgeschlossen hat. Von
den Folgen, welche die Einführung der fremden Grundsätze für Land und
Herrscherstamm haben müsse, sagen sie sich völlig los, da ihre Warnungen
nicht gehört worden sind. Sie beklagen, daß nicht Einheimische das Land re¬
gieren, vielmehr junge Fremdlinge, welche nur auf Gelderwerb und die Empvr-
bringung ihrer Person hinarbeiten, die Minister influiren und an dem preußischen
Staat die Probe mit ihren neumodischen Theorien machen." (Glosse: „Diese
Stellen sind höchst anmaßend und unverschämt. Sie beleidigen in dem Minister
die höchste Person des Königs und greifen diese an, da nur von dieser jener
seine Autorität hat, die durchaus aufrecht erhalten werden muß, wenn er wirken
soll. Dergleichen Behauptungen von Influenz sind mir übrigens nicht neu.
Ich habe sie oft in Beziehung auf mich und Andere erlebt. Sie sind ebenso
unwahr als ungerecht.")

Die Herren Ritter verwerfen sodann die Gewerbefreiheit und sprechen ihr
jeden Erfolg ab. da Absatz und Sicherheit nach außen fehle. Die ..Gleichbar-
machung" der Stände erscheint ihnen weiter sehr bedenklich; denn „eine Monarchie
könne ohne einen Mittelstand nicht bestehen, weil der Mittelstand die Masse
theile und so ihre Beherrschung erleichtere." (Glosse: „Allerdings ist die Gleich¬
machung aller Stände vor dem Gesetz und in Rücksicht auf Abgaben die ge¬
rechte Tendenz. Wer nimmt sonst dem Edelmann seinen Adel ? Er bewähre ihn
durch vorzügliche Bildung, durch Patriotismus, durch edle Thaten, dann wer-
den ihm immer Vorzüge genug bleiben. Der hier als nothwendig geschilderte
Mittelstand wird sich von selbst bilden. Es bedarf dazu keiner Exemptionen.
Bin ich weniger Edelmann, wenn ich mit meinen Mitbürgern gleiche Lasten
trage, wenn ich über diese keinen schädlichen Druck ausüben darf?")

Ueber die Tendenz der Mobilisirung alles Grundeigenthums, die sie dem
Minister schuld geben, sprechen sie sich folgendermaßen aus: „Alles sott gekauft


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[0418] herrlichen Druckes ausübte. Das wird es nicht gegen die Regierung, die das Wohl Aller gleich beherzigt und befördert.") Ueber die vcrheißne Repräsentation sagen sie, daß „eine gegebene keine sei. (Glosse: „Also wohl eine Repräsentation, wie sie die ritterschaftlichen Guts¬ besitzer wollen und vorschreiben.") Sie nennen sie ein Experiment und glauben, daß in Zukunft jeder neue Regent oder Minister eine Verfassung nach seiner- Art geben werde. (Glosse: „Diese Aeußerungen sind höchst unschicklich und straf¬ bar in einer Vorstellung an den König.") „Da ihnen nichts anderes übrig bleibt, so unterwerfen sie sich dem Zwang, den der König durch seine Zustimmung sanctionirt hat. (Glosse: „Wie ist diese Erklärung an den Souverän zu betrachten?") Aber sie legen gegen diesen Zwang Verwahrung ein. Sie wollen sich ihrer wohlerworbenen und festbegrün¬ deten Gerechtsame nicht begeben und erachten sie als zu Recht bestehend, bis der König einen Vertrag über die Veränderung mit ihnen abgeschlossen hat. Von den Folgen, welche die Einführung der fremden Grundsätze für Land und Herrscherstamm haben müsse, sagen sie sich völlig los, da ihre Warnungen nicht gehört worden sind. Sie beklagen, daß nicht Einheimische das Land re¬ gieren, vielmehr junge Fremdlinge, welche nur auf Gelderwerb und die Empvr- bringung ihrer Person hinarbeiten, die Minister influiren und an dem preußischen Staat die Probe mit ihren neumodischen Theorien machen." (Glosse: „Diese Stellen sind höchst anmaßend und unverschämt. Sie beleidigen in dem Minister die höchste Person des Königs und greifen diese an, da nur von dieser jener seine Autorität hat, die durchaus aufrecht erhalten werden muß, wenn er wirken soll. Dergleichen Behauptungen von Influenz sind mir übrigens nicht neu. Ich habe sie oft in Beziehung auf mich und Andere erlebt. Sie sind ebenso unwahr als ungerecht.") Die Herren Ritter verwerfen sodann die Gewerbefreiheit und sprechen ihr jeden Erfolg ab. da Absatz und Sicherheit nach außen fehle. Die ..Gleichbar- machung" der Stände erscheint ihnen weiter sehr bedenklich; denn „eine Monarchie könne ohne einen Mittelstand nicht bestehen, weil der Mittelstand die Masse theile und so ihre Beherrschung erleichtere." (Glosse: „Allerdings ist die Gleich¬ machung aller Stände vor dem Gesetz und in Rücksicht auf Abgaben die ge¬ rechte Tendenz. Wer nimmt sonst dem Edelmann seinen Adel ? Er bewähre ihn durch vorzügliche Bildung, durch Patriotismus, durch edle Thaten, dann wer- den ihm immer Vorzüge genug bleiben. Der hier als nothwendig geschilderte Mittelstand wird sich von selbst bilden. Es bedarf dazu keiner Exemptionen. Bin ich weniger Edelmann, wenn ich mit meinen Mitbürgern gleiche Lasten trage, wenn ich über diese keinen schädlichen Druck ausüben darf?") Ueber die Tendenz der Mobilisirung alles Grundeigenthums, die sie dem Minister schuld geben, sprechen sie sich folgendermaßen aus: „Alles sott gekauft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/418>, abgerufen am 28.09.2024.