Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.war, viel Noth. Eines Tages, als letzterer ihn einen Juden schalt, riß ihm Während einer andern Seereise, die er 1778 von Archangel nach Lissabon Jetzt, im Jahre 1782. wurde ihm als Capitän die Führung eines großen In der Nähe der Scilly-Jnseln wurde am 10. März 1724 ein von der war, viel Noth. Eines Tages, als letzterer ihn einen Juden schalt, riß ihm Während einer andern Seereise, die er 1778 von Archangel nach Lissabon Jetzt, im Jahre 1782. wurde ihm als Capitän die Führung eines großen In der Nähe der Scilly-Jnseln wurde am 10. März 1724 ein von der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0036" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189131"/> <p xml:id="ID_80" prev="#ID_79"> war, viel Noth. Eines Tages, als letzterer ihn einen Juden schalt, riß ihm<lb/> die Geduld; wie ein Rasender schlug er sich mit der ganzen Schiffsmannschaft<lb/> herum und blaute den Capitän so weidlich, daß er sich erst in drei Wochen<lb/> davon erholte.</p><lb/> <p xml:id="ID_81"> Während einer andern Seereise, die er 1778 von Archangel nach Lissabon<lb/> machte, wurde sein Schiff von einem englischen Kaper angegriffen. Jens<lb/> Mannis de Jung aber wehrte sich zwei Stunden tapfern Muthes, brannte selbst<lb/> die Kanonen auf den Feind ab und wußte sich so geschickt zu halten, daß er.<lb/> obwohl ihm gegen die acht Geschütze und die dreißig Mann des Engländers<lb/> nur vier Kanonen und elf Mann zu Gebote standen, seinen Gegner zuletzt in den<lb/> Grund bohrte. Im Jahre 1780 war er als erster Steuermann auf einem<lb/> großen dänischen Schiffe in Ostindien und segelte hier den Hugly nach Kalkutta<lb/> hinauf. Ein Castell am Ufer sandte ihm, als der Capitän ans Land gegangen,<lb/> Kugeln zu, da ließ er sofort wieder feuern und brachte die feindlichen Geschütze<lb/> zum Schweigen. Von der Kapstadt, wo er sich mit seinem Capitän entzweit<lb/> hatte und von diesem entlassen worden war, fuhr er auf dem Schiffe seines<lb/> Freundes Jens Clemens von Sylt nach England, wo er beschloß, die Welt<lb/> einmal von der andern Seite kennen zu lernen. Da er Geld in Ueberfluß<lb/> hatte, so ließ er sich in einer Kutsche umherfahren, logirte in den vornehmsten<lb/> Hotels, besah und notirte sich die Merkwürdigkeiten von London, Bristol und<lb/> Bath, reiste dann über Calais durch ganz Frankreich, Belgien und Holland<lb/> sowie durch das nordwestliche Deutschland, überall als wißbegieriger Gentleman<lb/> Erfahrungen sammelnd und fleißig sein Tagebuch füllend, bis er endlich über<lb/> Hamburg und Flensburg nach Kopenhagen zurückkam, von wo er zwei Jahre<lb/> zuvor nach Ostindien gegangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_82"> Jetzt, im Jahre 1782. wurde ihm als Capitän die Führung eines großen<lb/> dänischen Handelsschiffs mit vierundzwanzig Kanonen und sechzig Mann Be¬<lb/> satzung anvertraut, mit welchem er verschiedene glückliche Reisen, z. B. nach<lb/> Westindien und Südamerika unternahm, bei welcher letztern Fahrt er für seine<lb/> Rheder einen Nettogewinn von 150.000 Bankthalern verdiente. Zuletzt, um<lb/> 1790, trat er als Capitänlieutenant in die Dienste der holländischen Negierung<lb/> und zwar auf einem Kriegsschiffe, welches nach Ostindien bestimmt war. Er<lb/> wurde indeß aus der Fahrt krank und starb 1790 in der Nähe des Kaps der<lb/> guten Hoffnung. Seeleute wie er waren damals aus Sylt und Föhr nichts<lb/> Ungewöhnliches, und daß manche derselben ein noch abenteuerlicheres Leben<lb/> führten, mag die Geschichte Von Hart Olufs zeigen, der ebenfalls eine Selbst¬<lb/> biographie hinterlassen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_83" next="#ID_84"> In der Nähe der Scilly-Jnseln wurde am 10. März 1724 ein von der<lb/> Elbe kommendes Schiff, aus welchem sich auch vier Amrumer, Hart Olufs,<lb/> Richard Flor. Jens Nickelsen und Hart Nickelsen befanden, von einem türkischen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0036]
war, viel Noth. Eines Tages, als letzterer ihn einen Juden schalt, riß ihm
die Geduld; wie ein Rasender schlug er sich mit der ganzen Schiffsmannschaft
herum und blaute den Capitän so weidlich, daß er sich erst in drei Wochen
davon erholte.
Während einer andern Seereise, die er 1778 von Archangel nach Lissabon
machte, wurde sein Schiff von einem englischen Kaper angegriffen. Jens
Mannis de Jung aber wehrte sich zwei Stunden tapfern Muthes, brannte selbst
die Kanonen auf den Feind ab und wußte sich so geschickt zu halten, daß er.
obwohl ihm gegen die acht Geschütze und die dreißig Mann des Engländers
nur vier Kanonen und elf Mann zu Gebote standen, seinen Gegner zuletzt in den
Grund bohrte. Im Jahre 1780 war er als erster Steuermann auf einem
großen dänischen Schiffe in Ostindien und segelte hier den Hugly nach Kalkutta
hinauf. Ein Castell am Ufer sandte ihm, als der Capitän ans Land gegangen,
Kugeln zu, da ließ er sofort wieder feuern und brachte die feindlichen Geschütze
zum Schweigen. Von der Kapstadt, wo er sich mit seinem Capitän entzweit
hatte und von diesem entlassen worden war, fuhr er auf dem Schiffe seines
Freundes Jens Clemens von Sylt nach England, wo er beschloß, die Welt
einmal von der andern Seite kennen zu lernen. Da er Geld in Ueberfluß
hatte, so ließ er sich in einer Kutsche umherfahren, logirte in den vornehmsten
Hotels, besah und notirte sich die Merkwürdigkeiten von London, Bristol und
Bath, reiste dann über Calais durch ganz Frankreich, Belgien und Holland
sowie durch das nordwestliche Deutschland, überall als wißbegieriger Gentleman
Erfahrungen sammelnd und fleißig sein Tagebuch füllend, bis er endlich über
Hamburg und Flensburg nach Kopenhagen zurückkam, von wo er zwei Jahre
zuvor nach Ostindien gegangen.
Jetzt, im Jahre 1782. wurde ihm als Capitän die Führung eines großen
dänischen Handelsschiffs mit vierundzwanzig Kanonen und sechzig Mann Be¬
satzung anvertraut, mit welchem er verschiedene glückliche Reisen, z. B. nach
Westindien und Südamerika unternahm, bei welcher letztern Fahrt er für seine
Rheder einen Nettogewinn von 150.000 Bankthalern verdiente. Zuletzt, um
1790, trat er als Capitänlieutenant in die Dienste der holländischen Negierung
und zwar auf einem Kriegsschiffe, welches nach Ostindien bestimmt war. Er
wurde indeß aus der Fahrt krank und starb 1790 in der Nähe des Kaps der
guten Hoffnung. Seeleute wie er waren damals aus Sylt und Föhr nichts
Ungewöhnliches, und daß manche derselben ein noch abenteuerlicheres Leben
führten, mag die Geschichte Von Hart Olufs zeigen, der ebenfalls eine Selbst¬
biographie hinterlassen hat.
In der Nähe der Scilly-Jnseln wurde am 10. März 1724 ein von der
Elbe kommendes Schiff, aus welchem sich auch vier Amrumer, Hart Olufs,
Richard Flor. Jens Nickelsen und Hart Nickelsen befanden, von einem türkischen
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