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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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1000 Stück. Man weiß aber, wie schwankend und unzuverlässig derartige An¬
gaben sind. Zählt man das Linienschiff, die Propeller-, Panzer- und Segel-Fre¬
gatten und die gedeckten Korvetten sowie die größeren Dampfer zusammen, so
erhält man nur eine Zahl von dreißig Schiffen, unter denen überdies mehre
kaum als seetüchtig betrachtet werden können, mit höchstens sechshundert Ka-
nonen. Aber auch dann, wenn man die kleinsten Fahrzeuge und alle sogenann¬
ten Pvsitionsschiffc mitrechnet, stimmt die officiell angegebene Kanonenzahl nicht
mit der Wirklichkeit überein. und es scheint daher, daß man. um nur ja -recht
große Ziffern herauszubringen, auch alle Fahrzeuge der Binnengewässerflotille
mitgerechnet habe.

Letztere bildete, wie schon bemerkt, einen selbständigen, für sich abgesonder¬
ten Körper, nunmehr aber ist sie zu einem integrirenden Bestandtheile der Ma¬
rine gemacht worden. Es ist nur gut. daß sich die Schiffe nicht gleich den
Menschen auf der See wie auf der Donau verwenden lassen, die Wiener hät¬
ten im entgegengesetzten Falle schon gewiß einige manövrirende Fregatten und
Korvetten auf der Donau gesehen. Es ist Thatsache, daß man sich in ma߬
gebenden Kreisen einige Zeit mit der Idee beschäftigte. Schiffe mit halbflachen
Kielen zu erbauen, die man dann überall benutzen zu können meinte.

Diese Flotille, die allerdings ziemlich zahlreich ist, und von welcher der
in den Lagunen stationirte Theil im Nothfalle mit gewisser Beschränkung zum
Seedienste, d. h. zur Bewachung der Küste verwendet werden kann, besteht zunächst
aus den Schraubentanonenbooten "Pelikan", "Deutschmeister" und "Auslugger",
den größeren Raddampfern "Thurn-Taxis", "Messagerie". "Gvrzkowski" und
"Allnoch" nebst sechs Nadkcmoncnbooten, welche dreizehn Fahrzeuge zusammen
die Lagunenflotille bilden.

Die Gardaseeflotille ist aus den sechs Schraubenkanonenbooten "Rauf¬
bold". "Uskoke". "Speiteufel". "Wespe", "Wildfang" und "Scharfschütze" und
den zwei größeren Raddampfern "Franz Josef" und "Heß", die Donauflotille
aus zwei Kanonenbooten und drei'größeren, zum Theil schon sehr schadhaften
Raddampfern zusammengesetzt.

Fehlt also zu der Zahl von sechs Linienschiffen und zwanzig Fregatten
nebst der entsprechenden Anzahl von Korvetten und großen Dampfern, auf
welche Höhe nach einem vor etwa zehn Jahren erlassenen kaiserlichen De-
crete der Stand der östreichischen Marine gebracht werden sollte, noch minde¬
stens ebensoviel, als bis jetzt vorhanden ist. so mögen sich die sanguinischen
Gemüther der Schöpfer der östreichischen Marine doch an dem Gedanken er¬
freuen, daß gegenwärtig schon 120 Fahrzeuge mit etwa 12,000 Pferdekraft auf
dem Wasser schwimmen und daß diese Flotte auch bereits einen Sieg über
einige versprengte dänische Kanonenschaluppen erfochten hat. Was hat es
beim Hinblick hierauf zu bedeuten, daß diese Marine, deren bewegliches und


1000 Stück. Man weiß aber, wie schwankend und unzuverlässig derartige An¬
gaben sind. Zählt man das Linienschiff, die Propeller-, Panzer- und Segel-Fre¬
gatten und die gedeckten Korvetten sowie die größeren Dampfer zusammen, so
erhält man nur eine Zahl von dreißig Schiffen, unter denen überdies mehre
kaum als seetüchtig betrachtet werden können, mit höchstens sechshundert Ka-
nonen. Aber auch dann, wenn man die kleinsten Fahrzeuge und alle sogenann¬
ten Pvsitionsschiffc mitrechnet, stimmt die officiell angegebene Kanonenzahl nicht
mit der Wirklichkeit überein. und es scheint daher, daß man. um nur ja -recht
große Ziffern herauszubringen, auch alle Fahrzeuge der Binnengewässerflotille
mitgerechnet habe.

Letztere bildete, wie schon bemerkt, einen selbständigen, für sich abgesonder¬
ten Körper, nunmehr aber ist sie zu einem integrirenden Bestandtheile der Ma¬
rine gemacht worden. Es ist nur gut. daß sich die Schiffe nicht gleich den
Menschen auf der See wie auf der Donau verwenden lassen, die Wiener hät¬
ten im entgegengesetzten Falle schon gewiß einige manövrirende Fregatten und
Korvetten auf der Donau gesehen. Es ist Thatsache, daß man sich in ma߬
gebenden Kreisen einige Zeit mit der Idee beschäftigte. Schiffe mit halbflachen
Kielen zu erbauen, die man dann überall benutzen zu können meinte.

Diese Flotille, die allerdings ziemlich zahlreich ist, und von welcher der
in den Lagunen stationirte Theil im Nothfalle mit gewisser Beschränkung zum
Seedienste, d. h. zur Bewachung der Küste verwendet werden kann, besteht zunächst
aus den Schraubentanonenbooten „Pelikan", „Deutschmeister" und „Auslugger",
den größeren Raddampfern „Thurn-Taxis", „Messagerie". „Gvrzkowski" und
„Allnoch" nebst sechs Nadkcmoncnbooten, welche dreizehn Fahrzeuge zusammen
die Lagunenflotille bilden.

Die Gardaseeflotille ist aus den sechs Schraubenkanonenbooten „Rauf¬
bold". „Uskoke". „Speiteufel". „Wespe", „Wildfang" und „Scharfschütze" und
den zwei größeren Raddampfern „Franz Josef" und „Heß", die Donauflotille
aus zwei Kanonenbooten und drei'größeren, zum Theil schon sehr schadhaften
Raddampfern zusammengesetzt.

Fehlt also zu der Zahl von sechs Linienschiffen und zwanzig Fregatten
nebst der entsprechenden Anzahl von Korvetten und großen Dampfern, auf
welche Höhe nach einem vor etwa zehn Jahren erlassenen kaiserlichen De-
crete der Stand der östreichischen Marine gebracht werden sollte, noch minde¬
stens ebensoviel, als bis jetzt vorhanden ist. so mögen sich die sanguinischen
Gemüther der Schöpfer der östreichischen Marine doch an dem Gedanken er¬
freuen, daß gegenwärtig schon 120 Fahrzeuge mit etwa 12,000 Pferdekraft auf
dem Wasser schwimmen und daß diese Flotte auch bereits einen Sieg über
einige versprengte dänische Kanonenschaluppen erfochten hat. Was hat es
beim Hinblick hierauf zu bedeuten, daß diese Marine, deren bewegliches und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/340>, abgerufen am 28.09.2024.