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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Ferner die "Venus" oder "Venere", wie sie mit ihrem italienischen Na¬
men genannt wird, eine Segelfregatte, die zu 42 Kanonen eingerichtet ist, gegen¬
wärtig deren jedoch nur 38 trägt. Sie ist nach altem System gebaut und galt
früher als ein vortrefflicher Segler, jetzt aber wird sie wegen ihres bedeutenden
Alters (sie wurde lange vor 1848 gebaut) nur selten und zu minder weiten
Fahrten verwendet. Die in einigen Ausweisen noch ausgeführte Fregatte
"Juno" ist schon seit 1850 ein entmastetes Wrak, welches als Kaserne und zur
Uebung für die Rekruten der Marineartillerie benutzt wird und auch schon aus
der officiellen Liste der seetauglichen Schiffe gestrichen wurde.

Die durch das Gefecht bei Helgoland bekannt gewordene Propellersregatte
"Radetzky" ist dagegen eines der besten Kriegsfahrzeuge Oestreichs. Man be¬
gann 1851 für die Vergrößerung der östreichischen Marine und für eine zu
diesem Behufe von der Bevölkerung freiwillig zu entrichtende Beisteuer zu agi-
tiren. Doch war es wohl weniger die Sehnsucht nach einer östreichischen Flotte,
als vielmehr die Anerkennung der Verdienste Radetzkys und der Wunsch, dem
alten Feldherrn durch die Erbauung eines seinen Namen führenden schönen
Schiffes einen Beweis dieser Anerkennung zu geben, was die Verhältnißmäßig
reichlichen Spenden der Bevölkerung veranlaßte. Indessen genügte die durch
Sammlung zusammengebrachte Summe nicht vollständig, und es mußte schließlich
noch ein namhafter Betrag aus der Staatskasse bewilligt werden, da die eng¬
lischen Schiffsbaumeister (bekanntlich wurde dieses Schiff in England gebaut)
der ihnen gegebenen Weisung gemäß das Schiff auf das Zweckmäßigste, ja mit
dem größten Luxus ausstatteten, dafür aber auch einen ganz artigen Gewinn
zogen. Indessen wäre der ,,Radetzky", wenn man ihn in Oestreich gebaut hätte,
nach dem aufrichtigen Geständnisse östreichischer Marineoffiziere nicht nur minder
solid und zierlich, sondern auch um die Hälfte theuerer hergestellt worden. Die
Geschützzahl des "Radetzky", welcher auf 31 Kanonen gebohrt ist, wurde in
letzterer Zeit wiederholt etwas höher angegeben, da man vermuthlich auch die
vorhandenen Drehbassen und Bootsgeschütze mitgerechnet hatte. Unter allen
diesen Geschützen befinden sich indessen nur drei gezogene, ein Beweis der schon
erwähnten ungenügenden Ausrüstung der östreichischen Marineartillerie.

Von gleicher Kanonenzahl, jedoch neueren Ursprunges als der "Radetzky"
und auch minder elegant und solid gebaut sind die beiden Fregatten "Adria"
und "Donau", von welchen die erstere noch keine größere Fahrt gemacht hat>
letztere aber noch nicht vollständig ausgerüstet werden ist. Die Urtheile über
diese beiden Schiffe sind sehr verschieden.

Außer den genannten zählen zu den größeren Propellerschiffen der östreichi¬
schen Marine nur noch die beiden gedeckten Korvetten "Erzherzog Friedrich" und
"Graf Dandolo", zwei starkgebaute Schiffe von 16 und 20 Kanonen. Das
letztgenannte ist noch wenig auf der hohen See gewesen, während sich der


Ferner die „Venus" oder „Venere", wie sie mit ihrem italienischen Na¬
men genannt wird, eine Segelfregatte, die zu 42 Kanonen eingerichtet ist, gegen¬
wärtig deren jedoch nur 38 trägt. Sie ist nach altem System gebaut und galt
früher als ein vortrefflicher Segler, jetzt aber wird sie wegen ihres bedeutenden
Alters (sie wurde lange vor 1848 gebaut) nur selten und zu minder weiten
Fahrten verwendet. Die in einigen Ausweisen noch ausgeführte Fregatte
„Juno" ist schon seit 1850 ein entmastetes Wrak, welches als Kaserne und zur
Uebung für die Rekruten der Marineartillerie benutzt wird und auch schon aus
der officiellen Liste der seetauglichen Schiffe gestrichen wurde.

Die durch das Gefecht bei Helgoland bekannt gewordene Propellersregatte
„Radetzky" ist dagegen eines der besten Kriegsfahrzeuge Oestreichs. Man be¬
gann 1851 für die Vergrößerung der östreichischen Marine und für eine zu
diesem Behufe von der Bevölkerung freiwillig zu entrichtende Beisteuer zu agi-
tiren. Doch war es wohl weniger die Sehnsucht nach einer östreichischen Flotte,
als vielmehr die Anerkennung der Verdienste Radetzkys und der Wunsch, dem
alten Feldherrn durch die Erbauung eines seinen Namen führenden schönen
Schiffes einen Beweis dieser Anerkennung zu geben, was die Verhältnißmäßig
reichlichen Spenden der Bevölkerung veranlaßte. Indessen genügte die durch
Sammlung zusammengebrachte Summe nicht vollständig, und es mußte schließlich
noch ein namhafter Betrag aus der Staatskasse bewilligt werden, da die eng¬
lischen Schiffsbaumeister (bekanntlich wurde dieses Schiff in England gebaut)
der ihnen gegebenen Weisung gemäß das Schiff auf das Zweckmäßigste, ja mit
dem größten Luxus ausstatteten, dafür aber auch einen ganz artigen Gewinn
zogen. Indessen wäre der ,,Radetzky", wenn man ihn in Oestreich gebaut hätte,
nach dem aufrichtigen Geständnisse östreichischer Marineoffiziere nicht nur minder
solid und zierlich, sondern auch um die Hälfte theuerer hergestellt worden. Die
Geschützzahl des „Radetzky", welcher auf 31 Kanonen gebohrt ist, wurde in
letzterer Zeit wiederholt etwas höher angegeben, da man vermuthlich auch die
vorhandenen Drehbassen und Bootsgeschütze mitgerechnet hatte. Unter allen
diesen Geschützen befinden sich indessen nur drei gezogene, ein Beweis der schon
erwähnten ungenügenden Ausrüstung der östreichischen Marineartillerie.

Von gleicher Kanonenzahl, jedoch neueren Ursprunges als der „Radetzky"
und auch minder elegant und solid gebaut sind die beiden Fregatten „Adria"
und „Donau", von welchen die erstere noch keine größere Fahrt gemacht hat>
letztere aber noch nicht vollständig ausgerüstet werden ist. Die Urtheile über
diese beiden Schiffe sind sehr verschieden.

Außer den genannten zählen zu den größeren Propellerschiffen der östreichi¬
schen Marine nur noch die beiden gedeckten Korvetten „Erzherzog Friedrich" und
„Graf Dandolo", zwei starkgebaute Schiffe von 16 und 20 Kanonen. Das
letztgenannte ist noch wenig auf der hohen See gewesen, während sich der


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[0336] Ferner die „Venus" oder „Venere", wie sie mit ihrem italienischen Na¬ men genannt wird, eine Segelfregatte, die zu 42 Kanonen eingerichtet ist, gegen¬ wärtig deren jedoch nur 38 trägt. Sie ist nach altem System gebaut und galt früher als ein vortrefflicher Segler, jetzt aber wird sie wegen ihres bedeutenden Alters (sie wurde lange vor 1848 gebaut) nur selten und zu minder weiten Fahrten verwendet. Die in einigen Ausweisen noch ausgeführte Fregatte „Juno" ist schon seit 1850 ein entmastetes Wrak, welches als Kaserne und zur Uebung für die Rekruten der Marineartillerie benutzt wird und auch schon aus der officiellen Liste der seetauglichen Schiffe gestrichen wurde. Die durch das Gefecht bei Helgoland bekannt gewordene Propellersregatte „Radetzky" ist dagegen eines der besten Kriegsfahrzeuge Oestreichs. Man be¬ gann 1851 für die Vergrößerung der östreichischen Marine und für eine zu diesem Behufe von der Bevölkerung freiwillig zu entrichtende Beisteuer zu agi- tiren. Doch war es wohl weniger die Sehnsucht nach einer östreichischen Flotte, als vielmehr die Anerkennung der Verdienste Radetzkys und der Wunsch, dem alten Feldherrn durch die Erbauung eines seinen Namen führenden schönen Schiffes einen Beweis dieser Anerkennung zu geben, was die Verhältnißmäßig reichlichen Spenden der Bevölkerung veranlaßte. Indessen genügte die durch Sammlung zusammengebrachte Summe nicht vollständig, und es mußte schließlich noch ein namhafter Betrag aus der Staatskasse bewilligt werden, da die eng¬ lischen Schiffsbaumeister (bekanntlich wurde dieses Schiff in England gebaut) der ihnen gegebenen Weisung gemäß das Schiff auf das Zweckmäßigste, ja mit dem größten Luxus ausstatteten, dafür aber auch einen ganz artigen Gewinn zogen. Indessen wäre der ,,Radetzky", wenn man ihn in Oestreich gebaut hätte, nach dem aufrichtigen Geständnisse östreichischer Marineoffiziere nicht nur minder solid und zierlich, sondern auch um die Hälfte theuerer hergestellt worden. Die Geschützzahl des „Radetzky", welcher auf 31 Kanonen gebohrt ist, wurde in letzterer Zeit wiederholt etwas höher angegeben, da man vermuthlich auch die vorhandenen Drehbassen und Bootsgeschütze mitgerechnet hatte. Unter allen diesen Geschützen befinden sich indessen nur drei gezogene, ein Beweis der schon erwähnten ungenügenden Ausrüstung der östreichischen Marineartillerie. Von gleicher Kanonenzahl, jedoch neueren Ursprunges als der „Radetzky" und auch minder elegant und solid gebaut sind die beiden Fregatten „Adria" und „Donau", von welchen die erstere noch keine größere Fahrt gemacht hat> letztere aber noch nicht vollständig ausgerüstet werden ist. Die Urtheile über diese beiden Schiffe sind sehr verschieden. Außer den genannten zählen zu den größeren Propellerschiffen der östreichi¬ schen Marine nur noch die beiden gedeckten Korvetten „Erzherzog Friedrich" und „Graf Dandolo", zwei starkgebaute Schiffe von 16 und 20 Kanonen. Das letztgenannte ist noch wenig auf der hohen See gewesen, während sich der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/336>, abgerufen am 28.09.2024.