Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.hat unten einen hellgrünen oder lichtblauen Saum von Handbreite. Die Die Häuser der Fcstlandsfriesen sind niedrige lange Gebäude, die wie das Wie es sonst in der Marsch zugeht, brauchen wir hier nicht zu schildern, Mit diesen Capitalien und Matrosen der friesischen Atlanta. wie man die Im Ganzen lebte man damals auf den Inseln in Dürftigkeit, und Dinge Grenzboten III. 1864. 4
hat unten einen hellgrünen oder lichtblauen Saum von Handbreite. Die Die Häuser der Fcstlandsfriesen sind niedrige lange Gebäude, die wie das Wie es sonst in der Marsch zugeht, brauchen wir hier nicht zu schildern, Mit diesen Capitalien und Matrosen der friesischen Atlanta. wie man die Im Ganzen lebte man damals auf den Inseln in Dürftigkeit, und Dinge Grenzboten III. 1864. 4
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hat unten einen hellgrünen oder lichtblauen Saum von Handbreite. Die
Schürze hält bei den Wohlhabenden ein silbernes Gürtelschloß zusammen, die
Jacke ist an der Brust und den Aennelschlitzen mit dicken durchbrochenen Silber¬
knöpfen besetzt, und bei besonders feierlichen Gelegenheiten, Hochzeiten, Kind¬
taufen u. s. w. schmücken die Brust außer jenen Knöpfen schwere silberne
Ketten, an welchen Münzen und Medaillen hängen. Aehnlich ist die Tracht
der Frauen auf den Halligen. Dagegen ist Sylt jetzt fast vollständig modernisirt.
Die Häuser der Fcstlandsfriesen sind niedrige lange Gebäude, die wie das
alte Anglerhaus auf der einen Seite des Eingangs die Räume für das Vieh,
auf der andern Stuben für die Menschen haben. Sie sind durchgehends von
Ziegeln erbaut, haben Strohdächer, Schornsteine und über der Thür gewöhn¬
lich eine Art Erkergiebel. Nur auf der Geest giebt es zusammenhängende
Dörfer. In der Marsch wohnen die Stavenbesitzer auf einsam liegenden Ge¬
höften, die mitten in den Ferner auf hohen Wurden oder Warften liegen und
bisweilen wie kleine Burgen von Gräben mit Brücken umgeben sind.
Wie es sonst in der Marsch zugeht, brauchen wir hier nicht zu schildern,
da' das Nöthige darüber früher gesagt ist. Es genüge, zu wiederholen, daß
die Marschfriesen vorwiegend Viehzüchter sind, und daß sie sich vorzüglich mit
der Mast jüdischer Ochsen beschäftigen, die, wenn sie fett geworden, über Husum
und Tönningen nach Hamburg und England verschifft werden. Die Geestfrie¬
sen dagegen sind mehr Ackerbauer, die Bewohner der Inseln endlich betreiben
außer der Landwirthschaft auch Seeschifffahrt, doch gilt dies vorwiegend von Sylt
und Föhr, und auch hier scheint die Neigung zum Seeleben in den letzten
Jahrzehnten abgenommen zu haben.
Mit diesen Capitalien und Matrosen der friesischen Atlanta. wie man die
Insel- und Wattcnwclt Westschleswigs nennt, wollen wir uns im Folgenden
hauptsächlich beschäftigen. Im 15. und 16. Jahrhundert waren die seefahren¬
den Jnselfriesen vorzüglich Fischer und Wattenschiffer, mitunter auch Seeräuber,
die namentlich den holländischen Kauffahrern nachstellten und unter dem lan¬
gen Peter von Hörnum die ganze Nordsee unsicher machten. Dieser, der letzte
der friesischen Piraten, war mit seiner Bande, die sich einmal bis zu fünfhun¬
dert Köpfen vermehrte, der Schrecken aller Schiffer vom Texel bis Skagen
hinauf, oder, wie er sich selbst nannte, „der Dänen Verhärer, der Bremer Ver-
tärer. der Hollander Krüz und Beleger, der Hamborger Bedreger". In seiner
Flagge führte er Galgen und Rad. Um 1315 half er den Ost- und Westfrie¬
sen ihre damaligen sächsischen Herren bekämpfen, indem er eine holländische
Flotte, welche den Truppen Herzog Georgs von Sachsen Munition und Pro¬
viant zuführen sollte, überwand. Er eroberte dabei 18 Schisse und nahm
600 Mann gefangen, von denen er 111 über Bord warf.
Im Ganzen lebte man damals auf den Inseln in Dürftigkeit, und Dinge
Grenzboten III. 1864. 4
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