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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Am 20ten August wurde der Weitermarsch nach Süden hin angetreten, und
zwar in solchen Kreuz- und Querrichtungen, daß wir Subalternen kaum mehr
wußten, in welcher Himmelsgegend wir uns befanden.

Darauf erreichte das Armeecorps am 21ten August die Gegend des Städt¬
chens Sarmund, woselbst das Hauptquartier sich für diesen Tag einrichtete.

Bemerken muß ich hierbei, daß dies nicht das gesammte Armeecorps war,
indem die Brigade Thumm, mit einem Theil der Neservecavallerie bei Treb-
bin und Wittstock. die Brigade Borstell dagegen in und bei Zossen stationirt
waren.

Die beiden Brigaden von Krafft und von Hessen-Homburg bivouakirten die
Nacht vom 21den zum 22ten August bei diesem Ort. kehrten aber am 22ten
bis nach Heinersdorf zurück, woselbst das Hauptquartier sich jetzt befand.

Am 22ten August fand das erste Gefecht nach abgelaufenem Waffenstill¬
stande, bei Trebbin und Wittstock statt, bei welchem die Brigade von Thumm,
und der größere Theil der Neservecavallerie des Armeecorps, unter dem General
von Oppen, betheiligt war.

Den Ausgang dieses Gefechts muß man, so sehr man auch die Bravour
der diesseitigen Truppen anerkennen mag, als zweifelhaft geblieben bezeichnen;
die verhälinißmcißig geringe diesseitige Truppenzahl stand eben einem ganzen
feindlichen Armeecorps gegenüber, und so geschah es. daß v. Oppen sich am
Abend dieses Tages nach Heinersdorf zurückziehen mußte.

Am 23den August des Morgens rückten die drei bei Heinersdorf versam¬
melten Brigaden des v. Bülowschen Armeecorps aus den von ihnen inne¬
gehabten Bivouaks ab, wobei den Truppen eine kurze, aber viel bedeutende
Ansprache des commandirenden Generals vorgelesen wurde, die dahin lautete,
daß "der General noch am heutigen Tage dem Feinde eine Schlacht zu liefern
beabsichtige, und daß er von den Mannschaften erwarte, daß ein jeder seine
Schuldigkeit thun werde."

Die Bataillone und Schwadronen kehrten daraus nach den von ihnen bis¬
her innegehabten Bivouaksplätzen zurück, um sich daselbst bei den durch das
eingetretene Regenwetter ausgelöschten Lagerfeuern mit leerem Magen schrecklich
zu langweilen.

Das Regenwetter wurde inzwischen immer heftiger, und gegen die Mittags¬
zeit wurden die Truppen des Armeecorps wiederum aus ihren resp. Bivouaks
wegbefohlen und vor denselben zusammengezogen.

Die Brigade Krafft bildete den linken Flügel der nunmehrigen Aufstellung,
und stand hierbei auf und neben dein Wege, welcher von Heinersdorf nach Groß-
beeren führt, oder genauer bezeichnet, dicht an einem sehr spitz geformten kahlen
Hügel, welcher in jener Gegend der Lausebcrg benannt wird.

Der Regen war mittlerweile immer heftiger geworden. Es goß wie


Am 20ten August wurde der Weitermarsch nach Süden hin angetreten, und
zwar in solchen Kreuz- und Querrichtungen, daß wir Subalternen kaum mehr
wußten, in welcher Himmelsgegend wir uns befanden.

Darauf erreichte das Armeecorps am 21ten August die Gegend des Städt¬
chens Sarmund, woselbst das Hauptquartier sich für diesen Tag einrichtete.

Bemerken muß ich hierbei, daß dies nicht das gesammte Armeecorps war,
indem die Brigade Thumm, mit einem Theil der Neservecavallerie bei Treb-
bin und Wittstock. die Brigade Borstell dagegen in und bei Zossen stationirt
waren.

Die beiden Brigaden von Krafft und von Hessen-Homburg bivouakirten die
Nacht vom 21den zum 22ten August bei diesem Ort. kehrten aber am 22ten
bis nach Heinersdorf zurück, woselbst das Hauptquartier sich jetzt befand.

Am 22ten August fand das erste Gefecht nach abgelaufenem Waffenstill¬
stande, bei Trebbin und Wittstock statt, bei welchem die Brigade von Thumm,
und der größere Theil der Neservecavallerie des Armeecorps, unter dem General
von Oppen, betheiligt war.

Den Ausgang dieses Gefechts muß man, so sehr man auch die Bravour
der diesseitigen Truppen anerkennen mag, als zweifelhaft geblieben bezeichnen;
die verhälinißmcißig geringe diesseitige Truppenzahl stand eben einem ganzen
feindlichen Armeecorps gegenüber, und so geschah es. daß v. Oppen sich am
Abend dieses Tages nach Heinersdorf zurückziehen mußte.

Am 23den August des Morgens rückten die drei bei Heinersdorf versam¬
melten Brigaden des v. Bülowschen Armeecorps aus den von ihnen inne¬
gehabten Bivouaks ab, wobei den Truppen eine kurze, aber viel bedeutende
Ansprache des commandirenden Generals vorgelesen wurde, die dahin lautete,
daß „der General noch am heutigen Tage dem Feinde eine Schlacht zu liefern
beabsichtige, und daß er von den Mannschaften erwarte, daß ein jeder seine
Schuldigkeit thun werde."

Die Bataillone und Schwadronen kehrten daraus nach den von ihnen bis¬
her innegehabten Bivouaksplätzen zurück, um sich daselbst bei den durch das
eingetretene Regenwetter ausgelöschten Lagerfeuern mit leerem Magen schrecklich
zu langweilen.

Das Regenwetter wurde inzwischen immer heftiger, und gegen die Mittags¬
zeit wurden die Truppen des Armeecorps wiederum aus ihren resp. Bivouaks
wegbefohlen und vor denselben zusammengezogen.

Die Brigade Krafft bildete den linken Flügel der nunmehrigen Aufstellung,
und stand hierbei auf und neben dein Wege, welcher von Heinersdorf nach Groß-
beeren führt, oder genauer bezeichnet, dicht an einem sehr spitz geformten kahlen
Hügel, welcher in jener Gegend der Lausebcrg benannt wird.

Der Regen war mittlerweile immer heftiger geworden. Es goß wie


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[0316] Am 20ten August wurde der Weitermarsch nach Süden hin angetreten, und zwar in solchen Kreuz- und Querrichtungen, daß wir Subalternen kaum mehr wußten, in welcher Himmelsgegend wir uns befanden. Darauf erreichte das Armeecorps am 21ten August die Gegend des Städt¬ chens Sarmund, woselbst das Hauptquartier sich für diesen Tag einrichtete. Bemerken muß ich hierbei, daß dies nicht das gesammte Armeecorps war, indem die Brigade Thumm, mit einem Theil der Neservecavallerie bei Treb- bin und Wittstock. die Brigade Borstell dagegen in und bei Zossen stationirt waren. Die beiden Brigaden von Krafft und von Hessen-Homburg bivouakirten die Nacht vom 21den zum 22ten August bei diesem Ort. kehrten aber am 22ten bis nach Heinersdorf zurück, woselbst das Hauptquartier sich jetzt befand. Am 22ten August fand das erste Gefecht nach abgelaufenem Waffenstill¬ stande, bei Trebbin und Wittstock statt, bei welchem die Brigade von Thumm, und der größere Theil der Neservecavallerie des Armeecorps, unter dem General von Oppen, betheiligt war. Den Ausgang dieses Gefechts muß man, so sehr man auch die Bravour der diesseitigen Truppen anerkennen mag, als zweifelhaft geblieben bezeichnen; die verhälinißmcißig geringe diesseitige Truppenzahl stand eben einem ganzen feindlichen Armeecorps gegenüber, und so geschah es. daß v. Oppen sich am Abend dieses Tages nach Heinersdorf zurückziehen mußte. Am 23den August des Morgens rückten die drei bei Heinersdorf versam¬ melten Brigaden des v. Bülowschen Armeecorps aus den von ihnen inne¬ gehabten Bivouaks ab, wobei den Truppen eine kurze, aber viel bedeutende Ansprache des commandirenden Generals vorgelesen wurde, die dahin lautete, daß „der General noch am heutigen Tage dem Feinde eine Schlacht zu liefern beabsichtige, und daß er von den Mannschaften erwarte, daß ein jeder seine Schuldigkeit thun werde." Die Bataillone und Schwadronen kehrten daraus nach den von ihnen bis¬ her innegehabten Bivouaksplätzen zurück, um sich daselbst bei den durch das eingetretene Regenwetter ausgelöschten Lagerfeuern mit leerem Magen schrecklich zu langweilen. Das Regenwetter wurde inzwischen immer heftiger, und gegen die Mittags¬ zeit wurden die Truppen des Armeecorps wiederum aus ihren resp. Bivouaks wegbefohlen und vor denselben zusammengezogen. Die Brigade Krafft bildete den linken Flügel der nunmehrigen Aufstellung, und stand hierbei auf und neben dein Wege, welcher von Heinersdorf nach Groß- beeren führt, oder genauer bezeichnet, dicht an einem sehr spitz geformten kahlen Hügel, welcher in jener Gegend der Lausebcrg benannt wird. Der Regen war mittlerweile immer heftiger geworden. Es goß wie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/316>, abgerufen am 28.09.2024.