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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Zum Behuf der Schauspieler und Zuschauer wird von dem tauglich be¬
fundenen Stück eine kleine Auflage gedruckt, aber nur innerhalb der Stadt
abgesetzt. Dem Verfasser bleibt es also überlassen, sein Werk zu seinem Vor-
theil zu publiciren.

Auf diese Ankündigung hin wurden fünf Stücke eingesandt, darunter
entsprach nur dasjenige Ambühls der Preisaufgabe, wurde von den Zürichern
gedruckt, mit dem Preise gekrönt und am zweiten Januar 1792 als an dem all¬
gemeinen Freudenfeste des züricher Berchtvldstages vor dem Publicum aufgeführt.

Die damaligen Herausgeber beurtheilen das Stück in einem kurzen Vor¬
wort folgendermaßen:

Dasselbe bedarf nichts von scenischem Glanz und Bühnenzuthat, es schmiegt
sich an die Geschichte an und charakterisirt das bedichtete Zeitalter, es über-
stürzt sich nicht in gigantischen Freiheitsphrasen, sondern geht anmaßungslos
in bescheidener Sprache auf dem kürzesten Wege seinem Ziele zu.. Jeder neue
Moment der Handlung entwickelt sich natürlich aus dem vorhergehenden, der
Hauptgegenstand wird nie aus dem Gesichte verloren, die Aufmerksamkeit bleibt
gespannt. Nur die Charakterzeichnung wird matt befunden. Teil zwar ist
lobenswerth, weil er als das Bild einer mannhaften Einfalt aufgefaßt ist, der
lakonisch spricht, ohne Verbissenheit, und entschieden, ohne sententiös zu wer¬
den; aber auch ihm wird mehr Feuer und Raschheit gewünscht. Geßler ist
energielos. Attinghausens Rolle bleibt eine ganz allgemeine, die Führung des
Dialogs ist gedehnt, die Ausdrucksweise nicht immer würdevoll.

Nachfolgende Skizze des Stückes hebt drei kurze Scenen wörtlich aus, um
damit eine Probe von der Dialogenführung und der dramatischen Sprache des
Verfassers zu geben.

Wilhelm Tell. ein schweizerisches Nationalschauspiel.

Eine Preisschrift von Herrn am Buhl. -- Lruws er^t nobis. --
Zur Aufführung durch die zürchersche Jugead am Berchtoldstag bestimmt.
Zürich bei Orell, Geßner, Füßli u. Comp. 1792.

Personen:
Hermann Geßler "von Brauneck", Neichsvogt.
von Ospental, östreichischer Vogt im Urserenthal.
Wolf, Geßlers Landsknecht.
Wilhelm Tell und sein Knabe. Bundesgenosse.
Landammann zu Attinghausen in Uri, steht nicht im Bunde.
Walther Fürst in Uri
Stauffacher von Schwyz
Arnold von Melchthal
Bundesgenossen.
Peter Spiringer von Altdorf
Johannes im Hof von Altdorf'

Zum Behuf der Schauspieler und Zuschauer wird von dem tauglich be¬
fundenen Stück eine kleine Auflage gedruckt, aber nur innerhalb der Stadt
abgesetzt. Dem Verfasser bleibt es also überlassen, sein Werk zu seinem Vor-
theil zu publiciren.

Auf diese Ankündigung hin wurden fünf Stücke eingesandt, darunter
entsprach nur dasjenige Ambühls der Preisaufgabe, wurde von den Zürichern
gedruckt, mit dem Preise gekrönt und am zweiten Januar 1792 als an dem all¬
gemeinen Freudenfeste des züricher Berchtvldstages vor dem Publicum aufgeführt.

Die damaligen Herausgeber beurtheilen das Stück in einem kurzen Vor¬
wort folgendermaßen:

Dasselbe bedarf nichts von scenischem Glanz und Bühnenzuthat, es schmiegt
sich an die Geschichte an und charakterisirt das bedichtete Zeitalter, es über-
stürzt sich nicht in gigantischen Freiheitsphrasen, sondern geht anmaßungslos
in bescheidener Sprache auf dem kürzesten Wege seinem Ziele zu.. Jeder neue
Moment der Handlung entwickelt sich natürlich aus dem vorhergehenden, der
Hauptgegenstand wird nie aus dem Gesichte verloren, die Aufmerksamkeit bleibt
gespannt. Nur die Charakterzeichnung wird matt befunden. Teil zwar ist
lobenswerth, weil er als das Bild einer mannhaften Einfalt aufgefaßt ist, der
lakonisch spricht, ohne Verbissenheit, und entschieden, ohne sententiös zu wer¬
den; aber auch ihm wird mehr Feuer und Raschheit gewünscht. Geßler ist
energielos. Attinghausens Rolle bleibt eine ganz allgemeine, die Führung des
Dialogs ist gedehnt, die Ausdrucksweise nicht immer würdevoll.

Nachfolgende Skizze des Stückes hebt drei kurze Scenen wörtlich aus, um
damit eine Probe von der Dialogenführung und der dramatischen Sprache des
Verfassers zu geben.

Wilhelm Tell. ein schweizerisches Nationalschauspiel.

Eine Preisschrift von Herrn am Buhl. — Lruws er^t nobis. —
Zur Aufführung durch die zürchersche Jugead am Berchtoldstag bestimmt.
Zürich bei Orell, Geßner, Füßli u. Comp. 1792.

Personen:
Hermann Geßler „von Brauneck", Neichsvogt.
von Ospental, östreichischer Vogt im Urserenthal.
Wolf, Geßlers Landsknecht.
Wilhelm Tell und sein Knabe. Bundesgenosse.
Landammann zu Attinghausen in Uri, steht nicht im Bunde.
Walther Fürst in Uri
Stauffacher von Schwyz
Arnold von Melchthal
Bundesgenossen.
Peter Spiringer von Altdorf
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[0269] Zum Behuf der Schauspieler und Zuschauer wird von dem tauglich be¬ fundenen Stück eine kleine Auflage gedruckt, aber nur innerhalb der Stadt abgesetzt. Dem Verfasser bleibt es also überlassen, sein Werk zu seinem Vor- theil zu publiciren. Auf diese Ankündigung hin wurden fünf Stücke eingesandt, darunter entsprach nur dasjenige Ambühls der Preisaufgabe, wurde von den Zürichern gedruckt, mit dem Preise gekrönt und am zweiten Januar 1792 als an dem all¬ gemeinen Freudenfeste des züricher Berchtvldstages vor dem Publicum aufgeführt. Die damaligen Herausgeber beurtheilen das Stück in einem kurzen Vor¬ wort folgendermaßen: Dasselbe bedarf nichts von scenischem Glanz und Bühnenzuthat, es schmiegt sich an die Geschichte an und charakterisirt das bedichtete Zeitalter, es über- stürzt sich nicht in gigantischen Freiheitsphrasen, sondern geht anmaßungslos in bescheidener Sprache auf dem kürzesten Wege seinem Ziele zu.. Jeder neue Moment der Handlung entwickelt sich natürlich aus dem vorhergehenden, der Hauptgegenstand wird nie aus dem Gesichte verloren, die Aufmerksamkeit bleibt gespannt. Nur die Charakterzeichnung wird matt befunden. Teil zwar ist lobenswerth, weil er als das Bild einer mannhaften Einfalt aufgefaßt ist, der lakonisch spricht, ohne Verbissenheit, und entschieden, ohne sententiös zu wer¬ den; aber auch ihm wird mehr Feuer und Raschheit gewünscht. Geßler ist energielos. Attinghausens Rolle bleibt eine ganz allgemeine, die Führung des Dialogs ist gedehnt, die Ausdrucksweise nicht immer würdevoll. Nachfolgende Skizze des Stückes hebt drei kurze Scenen wörtlich aus, um damit eine Probe von der Dialogenführung und der dramatischen Sprache des Verfassers zu geben. Wilhelm Tell. ein schweizerisches Nationalschauspiel. Eine Preisschrift von Herrn am Buhl. — Lruws er^t nobis. — Zur Aufführung durch die zürchersche Jugead am Berchtoldstag bestimmt. Zürich bei Orell, Geßner, Füßli u. Comp. 1792. Personen: Hermann Geßler „von Brauneck", Neichsvogt. von Ospental, östreichischer Vogt im Urserenthal. Wolf, Geßlers Landsknecht. Wilhelm Tell und sein Knabe. Bundesgenosse. Landammann zu Attinghausen in Uri, steht nicht im Bunde. Walther Fürst in Uri Stauffacher von Schwyz Arnold von Melchthal Bundesgenossen. Peter Spiringer von Altdorf Johannes im Hof von Altdorf'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/269>, abgerufen am 28.09.2024.