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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Petermann Etterlin von Luzern, um 1507, schreibt Grißler, obschon sein lu¬
zerner Vorläufer Melch. Ruß (1482) auf dessen Chronik sich Etterlin stützte,
Geßler schrieb. Schaft. Frank, Chronica der Teutschen (Augsb. 1538) Fol. LOVIII^
schreibt "Grißler in Uri und Wilhelm Tell". Stettier Von Bern, dessen Chronik
1627 zu Bern gedruckt ist, schreibt Gryßler. Joh. Leop. Cysat, Stadtschreiber
von Luzern, in seiner Beschreibung des luzerner Sees 1659, bespricht S. 207
"die hole Gaß, wo Will). Tell ermelter Vogt Grißler mit einem Pfeyl über
das Pferdt hinabgeschossen." Caspar Dicbolt. züricher Pfarrer in seiner 1715
erschienenen Historischen Welt, schreibt S. 1173: der Gryßler oder Geßler zu
Ury. Gotth. Heidegger, Prof. zu Zürich, in der zweiten Auflage der ^eerrg,
Mlolvgiea. 1753, i^g. 1016 erzählt die Geschichte von Grißiers Hut und von
des Teilen Armbrust. -- I. C. Steiner in seinem zu Zug 1684 gedruckten "Spar¬
tier, d. i. Schwcitzerland" nennt S. 60 den "Ritter Grißler im Urnerland
und den von Landenberg in Undenvalde." Jos. Simler, Regiment der Eyd-
gnossenschaft, Zürich 1722, S. 47 sagt ausführlicher: der erste der Vogt, so
König Albrecht den drey Lauteren gegeben hat, war Heinrich Grißler. Ritter.
Landvogt zu Schweiz und Urj. -- Gryslcr, oder wie ihn verschiedene andere
Autores nennen, Geßler, soll das Schloß Küßnach zuständig gewesen seyn. Von
dem Geschlecht der Grisler findet sich weiteres nicht, wol aber von dem der
Geßler, weiche das Schloß Brunegk bei Mettingen eingehabt und die Herr¬
schaft Grüningen 1409 an Zürich verkauft haben. -- Fäsi in der Helvet. Erd¬
beschreibung (Zürich 1765) Bd. 1. 120. Bd. 2, 149: der bekannte Grißler.
Vogt im Land Schweiz; Grißler, der Tyrann von Uri und Schwyz. -- Die
Kapelle in der Hohiengasse zu Küßnach wurde 1644 erneuert, im Jahre 1768
erhielt sie ein von Wolf (aus Zürich) gemaltes Bild, unter dem eine Inschrift
mit folgendem Vers begann:


Hier M du'iMlöi's Iloodmutli vom 1?IMl vrselivWLll ete.

Das jetzt dort vorhandene Gemälde ist von Beutler und obige Inschrift
von ihm falsch daruntergesetzt. --- Uriel FreAdenberger. berner Pfarrer zu Ligerz
am Bielersee, verfaßt die berühmte Schrift Kuillli-nuk ?".b1e I)adoi"v
1760 und sagt irrthümlich daselbst S. 16: Petermann Etterlin, der Chronist,
sei der erste, welcher den von Tell erschossenen Landvogt Geßler nenne, er. non
LirisslLi', comme on I" moment eommunvm<zue.

Aus vorstehenden Citaten erhellt, daß die Chronisten und Schriftsteller ka-
tholischerseits und in den drei Ländern ebensowohl, wie ihre gegnerischen Lands¬
leute reformirtcrseits Jahrhunderte lang den tyrannische" Landvogt nur unter
dem Namen Grisler gekannt haben und ihn erst dann fallen ließen, als die
historische Kritik erwachte und einen urkundlich nachweisbaren Namen verlangte.
Einmüthig acceptirte man hierauf den schon durch Tschudis Ansehen empfoh¬
lenen und durch zahlreiche Urkunden beglaubigten Namen Geßler, bis nun auch


Petermann Etterlin von Luzern, um 1507, schreibt Grißler, obschon sein lu¬
zerner Vorläufer Melch. Ruß (1482) auf dessen Chronik sich Etterlin stützte,
Geßler schrieb. Schaft. Frank, Chronica der Teutschen (Augsb. 1538) Fol. LOVIII^
schreibt „Grißler in Uri und Wilhelm Tell". Stettier Von Bern, dessen Chronik
1627 zu Bern gedruckt ist, schreibt Gryßler. Joh. Leop. Cysat, Stadtschreiber
von Luzern, in seiner Beschreibung des luzerner Sees 1659, bespricht S. 207
„die hole Gaß, wo Will). Tell ermelter Vogt Grißler mit einem Pfeyl über
das Pferdt hinabgeschossen." Caspar Dicbolt. züricher Pfarrer in seiner 1715
erschienenen Historischen Welt, schreibt S. 1173: der Gryßler oder Geßler zu
Ury. Gotth. Heidegger, Prof. zu Zürich, in der zweiten Auflage der ^eerrg,
Mlolvgiea. 1753, i^g. 1016 erzählt die Geschichte von Grißiers Hut und von
des Teilen Armbrust. — I. C. Steiner in seinem zu Zug 1684 gedruckten „Spar¬
tier, d. i. Schwcitzerland" nennt S. 60 den „Ritter Grißler im Urnerland
und den von Landenberg in Undenvalde." Jos. Simler, Regiment der Eyd-
gnossenschaft, Zürich 1722, S. 47 sagt ausführlicher: der erste der Vogt, so
König Albrecht den drey Lauteren gegeben hat, war Heinrich Grißler. Ritter.
Landvogt zu Schweiz und Urj. — Gryslcr, oder wie ihn verschiedene andere
Autores nennen, Geßler, soll das Schloß Küßnach zuständig gewesen seyn. Von
dem Geschlecht der Grisler findet sich weiteres nicht, wol aber von dem der
Geßler, weiche das Schloß Brunegk bei Mettingen eingehabt und die Herr¬
schaft Grüningen 1409 an Zürich verkauft haben. — Fäsi in der Helvet. Erd¬
beschreibung (Zürich 1765) Bd. 1. 120. Bd. 2, 149: der bekannte Grißler.
Vogt im Land Schweiz; Grißler, der Tyrann von Uri und Schwyz. — Die
Kapelle in der Hohiengasse zu Küßnach wurde 1644 erneuert, im Jahre 1768
erhielt sie ein von Wolf (aus Zürich) gemaltes Bild, unter dem eine Inschrift
mit folgendem Vers begann:


Hier M du'iMlöi's Iloodmutli vom 1?IMl vrselivWLll ete.

Das jetzt dort vorhandene Gemälde ist von Beutler und obige Inschrift
von ihm falsch daruntergesetzt. —- Uriel FreAdenberger. berner Pfarrer zu Ligerz
am Bielersee, verfaßt die berühmte Schrift Kuillli-nuk ?«.b1e I)adoi»v
1760 und sagt irrthümlich daselbst S. 16: Petermann Etterlin, der Chronist,
sei der erste, welcher den von Tell erschossenen Landvogt Geßler nenne, er. non
LirisslLi', comme on I« moment eommunvm<zue.

Aus vorstehenden Citaten erhellt, daß die Chronisten und Schriftsteller ka-
tholischerseits und in den drei Ländern ebensowohl, wie ihre gegnerischen Lands¬
leute reformirtcrseits Jahrhunderte lang den tyrannische» Landvogt nur unter
dem Namen Grisler gekannt haben und ihn erst dann fallen ließen, als die
historische Kritik erwachte und einen urkundlich nachweisbaren Namen verlangte.
Einmüthig acceptirte man hierauf den schon durch Tschudis Ansehen empfoh¬
lenen und durch zahlreiche Urkunden beglaubigten Namen Geßler, bis nun auch


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[0238] Petermann Etterlin von Luzern, um 1507, schreibt Grißler, obschon sein lu¬ zerner Vorläufer Melch. Ruß (1482) auf dessen Chronik sich Etterlin stützte, Geßler schrieb. Schaft. Frank, Chronica der Teutschen (Augsb. 1538) Fol. LOVIII^ schreibt „Grißler in Uri und Wilhelm Tell". Stettier Von Bern, dessen Chronik 1627 zu Bern gedruckt ist, schreibt Gryßler. Joh. Leop. Cysat, Stadtschreiber von Luzern, in seiner Beschreibung des luzerner Sees 1659, bespricht S. 207 „die hole Gaß, wo Will). Tell ermelter Vogt Grißler mit einem Pfeyl über das Pferdt hinabgeschossen." Caspar Dicbolt. züricher Pfarrer in seiner 1715 erschienenen Historischen Welt, schreibt S. 1173: der Gryßler oder Geßler zu Ury. Gotth. Heidegger, Prof. zu Zürich, in der zweiten Auflage der ^eerrg, Mlolvgiea. 1753, i^g. 1016 erzählt die Geschichte von Grißiers Hut und von des Teilen Armbrust. — I. C. Steiner in seinem zu Zug 1684 gedruckten „Spar¬ tier, d. i. Schwcitzerland" nennt S. 60 den „Ritter Grißler im Urnerland und den von Landenberg in Undenvalde." Jos. Simler, Regiment der Eyd- gnossenschaft, Zürich 1722, S. 47 sagt ausführlicher: der erste der Vogt, so König Albrecht den drey Lauteren gegeben hat, war Heinrich Grißler. Ritter. Landvogt zu Schweiz und Urj. — Gryslcr, oder wie ihn verschiedene andere Autores nennen, Geßler, soll das Schloß Küßnach zuständig gewesen seyn. Von dem Geschlecht der Grisler findet sich weiteres nicht, wol aber von dem der Geßler, weiche das Schloß Brunegk bei Mettingen eingehabt und die Herr¬ schaft Grüningen 1409 an Zürich verkauft haben. — Fäsi in der Helvet. Erd¬ beschreibung (Zürich 1765) Bd. 1. 120. Bd. 2, 149: der bekannte Grißler. Vogt im Land Schweiz; Grißler, der Tyrann von Uri und Schwyz. — Die Kapelle in der Hohiengasse zu Küßnach wurde 1644 erneuert, im Jahre 1768 erhielt sie ein von Wolf (aus Zürich) gemaltes Bild, unter dem eine Inschrift mit folgendem Vers begann: Hier M du'iMlöi's Iloodmutli vom 1?IMl vrselivWLll ete. Das jetzt dort vorhandene Gemälde ist von Beutler und obige Inschrift von ihm falsch daruntergesetzt. —- Uriel FreAdenberger. berner Pfarrer zu Ligerz am Bielersee, verfaßt die berühmte Schrift Kuillli-nuk ?«.b1e I)adoi»v 1760 und sagt irrthümlich daselbst S. 16: Petermann Etterlin, der Chronist, sei der erste, welcher den von Tell erschossenen Landvogt Geßler nenne, er. non LirisslLi', comme on I« moment eommunvm<zue. Aus vorstehenden Citaten erhellt, daß die Chronisten und Schriftsteller ka- tholischerseits und in den drei Ländern ebensowohl, wie ihre gegnerischen Lands¬ leute reformirtcrseits Jahrhunderte lang den tyrannische» Landvogt nur unter dem Namen Grisler gekannt haben und ihn erst dann fallen ließen, als die historische Kritik erwachte und einen urkundlich nachweisbaren Namen verlangte. Einmüthig acceptirte man hierauf den schon durch Tschudis Ansehen empfoh¬ lenen und durch zahlreiche Urkunden beglaubigten Namen Geßler, bis nun auch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/238>, abgerufen am 28.09.2024.