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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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lebt selbst noch in unserem Jahrhundert fort, insofern nämlich die Tugend
adelt." Fußfällig bittet sie für den Pater und für ihren Adolph. Grisler
schwankt zwischen Liebe und Grausamkeit, befiehlt bald das Mädchen in den
Kerker zu werfen, bald sie hiev zu lassen, und muß erst durch Leinhard zu einer
dem Herscher mehr gebührenden Haltung gemahnt werden. Da aber nun Adolf
mit unberufenen Fürbitten sich einmengt, läßt Grisler den vorwitzigen Sohn
einthürmen. Dann aufs neue von des Mädchens Schönheit hingerissen, giebt
er ihr die Wahl, ihr Vater solle frei sein, wenn sie die Liebe des Landvogts
gegen die seines Sohnes eintauschen wolle. Mit einem gezückten Dolch weist
sie die Umarmungen des alten Sünders zurück:

Dies genügt; er läßt sie in den Kerker werfen und erfüllt sich mit Racheplanen.

Schlußscene des 4. Actes. Adolf kommt (er ist eben vorhin eingethürmt
worden!) zum Freund Werner und fordert ihn zur schleunigen Befreiung des
Vaterlandes auf, von welcher dieser schon so oft gesprochen habe. Werner ver¬
traut ihm an, daß hiefür bereits ein Geheimbündniß in den drei Ländern be¬
stehe, und daß man nun den einen Mitverbündeten, den in seinen Ketten schweig¬
sam bleibenden Tell, befreien werde.

Act V, hat sieben Scenen.

Hedwig erhält im Kerker Rosinens Besuch. Durch das Gitter hindeutend
auf den Lindenbaum am Schlosse, schildert sie', wie ihr dort der Vater den
Apfel vom Haupte geschossen habe, wie er sogleich darauf, wegen des zweiten
Pfeiles im Koller, nach Küßnach, sie aber wieder in diesen Kerker abgeführt
worden sei. Leinhard überbringt dem Mädchen einen Labetrunk. Arglos will
sie diesen Giftbecher ansetzen, da entsteht draußen Tumult, und da Leinhard
hinauseilt, stürzt er todt unter Adolfs Dolch nieder. Die Mädchen verneh¬
men vom Geliebten, Grisler fahre entfernt auf dem See, die drei Länder stän¬
den verbündet, das Volk sei im Losbruch, der Sieg gewiß.

Nun folgt Bote auf Bote. Der eine meldet den Seesturm und Teils Ent¬
springen, der andere Grislers Landung bei Küßnach und wie ihn dort Teils
Geschoß vom Rosse geworfen hat. Der letzte meldet, der Vogt sei noch nicht
todt, er werde als Gefangener Hieher nach Altorf gebracht. Da erscheint vor¬
auseilend Tell, jubelnd begrüßt von den Freunden, und hält eine Anrede ans
Volk. Hedwig und Rosine stehen ihm zunächst -- aber auch Grislers Sohn, Adolf.

Schlußscene.

Der todtwunde Grisler wird herbeigetragen. bekennt die Irrthümer des
Despotismus, segnet ohne Nacheempfindung Adolfs und Hedwigs Bund-


lebt selbst noch in unserem Jahrhundert fort, insofern nämlich die Tugend
adelt." Fußfällig bittet sie für den Pater und für ihren Adolph. Grisler
schwankt zwischen Liebe und Grausamkeit, befiehlt bald das Mädchen in den
Kerker zu werfen, bald sie hiev zu lassen, und muß erst durch Leinhard zu einer
dem Herscher mehr gebührenden Haltung gemahnt werden. Da aber nun Adolf
mit unberufenen Fürbitten sich einmengt, läßt Grisler den vorwitzigen Sohn
einthürmen. Dann aufs neue von des Mädchens Schönheit hingerissen, giebt
er ihr die Wahl, ihr Vater solle frei sein, wenn sie die Liebe des Landvogts
gegen die seines Sohnes eintauschen wolle. Mit einem gezückten Dolch weist
sie die Umarmungen des alten Sünders zurück:

Dies genügt; er läßt sie in den Kerker werfen und erfüllt sich mit Racheplanen.

Schlußscene des 4. Actes. Adolf kommt (er ist eben vorhin eingethürmt
worden!) zum Freund Werner und fordert ihn zur schleunigen Befreiung des
Vaterlandes auf, von welcher dieser schon so oft gesprochen habe. Werner ver¬
traut ihm an, daß hiefür bereits ein Geheimbündniß in den drei Ländern be¬
stehe, und daß man nun den einen Mitverbündeten, den in seinen Ketten schweig¬
sam bleibenden Tell, befreien werde.

Act V, hat sieben Scenen.

Hedwig erhält im Kerker Rosinens Besuch. Durch das Gitter hindeutend
auf den Lindenbaum am Schlosse, schildert sie', wie ihr dort der Vater den
Apfel vom Haupte geschossen habe, wie er sogleich darauf, wegen des zweiten
Pfeiles im Koller, nach Küßnach, sie aber wieder in diesen Kerker abgeführt
worden sei. Leinhard überbringt dem Mädchen einen Labetrunk. Arglos will
sie diesen Giftbecher ansetzen, da entsteht draußen Tumult, und da Leinhard
hinauseilt, stürzt er todt unter Adolfs Dolch nieder. Die Mädchen verneh¬
men vom Geliebten, Grisler fahre entfernt auf dem See, die drei Länder stän¬
den verbündet, das Volk sei im Losbruch, der Sieg gewiß.

Nun folgt Bote auf Bote. Der eine meldet den Seesturm und Teils Ent¬
springen, der andere Grislers Landung bei Küßnach und wie ihn dort Teils
Geschoß vom Rosse geworfen hat. Der letzte meldet, der Vogt sei noch nicht
todt, er werde als Gefangener Hieher nach Altorf gebracht. Da erscheint vor¬
auseilend Tell, jubelnd begrüßt von den Freunden, und hält eine Anrede ans
Volk. Hedwig und Rosine stehen ihm zunächst — aber auch Grislers Sohn, Adolf.

Schlußscene.

Der todtwunde Grisler wird herbeigetragen. bekennt die Irrthümer des
Despotismus, segnet ohne Nacheempfindung Adolfs und Hedwigs Bund-


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[0236] lebt selbst noch in unserem Jahrhundert fort, insofern nämlich die Tugend adelt." Fußfällig bittet sie für den Pater und für ihren Adolph. Grisler schwankt zwischen Liebe und Grausamkeit, befiehlt bald das Mädchen in den Kerker zu werfen, bald sie hiev zu lassen, und muß erst durch Leinhard zu einer dem Herscher mehr gebührenden Haltung gemahnt werden. Da aber nun Adolf mit unberufenen Fürbitten sich einmengt, läßt Grisler den vorwitzigen Sohn einthürmen. Dann aufs neue von des Mädchens Schönheit hingerissen, giebt er ihr die Wahl, ihr Vater solle frei sein, wenn sie die Liebe des Landvogts gegen die seines Sohnes eintauschen wolle. Mit einem gezückten Dolch weist sie die Umarmungen des alten Sünders zurück: Dies genügt; er läßt sie in den Kerker werfen und erfüllt sich mit Racheplanen. Schlußscene des 4. Actes. Adolf kommt (er ist eben vorhin eingethürmt worden!) zum Freund Werner und fordert ihn zur schleunigen Befreiung des Vaterlandes auf, von welcher dieser schon so oft gesprochen habe. Werner ver¬ traut ihm an, daß hiefür bereits ein Geheimbündniß in den drei Ländern be¬ stehe, und daß man nun den einen Mitverbündeten, den in seinen Ketten schweig¬ sam bleibenden Tell, befreien werde. Act V, hat sieben Scenen. Hedwig erhält im Kerker Rosinens Besuch. Durch das Gitter hindeutend auf den Lindenbaum am Schlosse, schildert sie', wie ihr dort der Vater den Apfel vom Haupte geschossen habe, wie er sogleich darauf, wegen des zweiten Pfeiles im Koller, nach Küßnach, sie aber wieder in diesen Kerker abgeführt worden sei. Leinhard überbringt dem Mädchen einen Labetrunk. Arglos will sie diesen Giftbecher ansetzen, da entsteht draußen Tumult, und da Leinhard hinauseilt, stürzt er todt unter Adolfs Dolch nieder. Die Mädchen verneh¬ men vom Geliebten, Grisler fahre entfernt auf dem See, die drei Länder stän¬ den verbündet, das Volk sei im Losbruch, der Sieg gewiß. Nun folgt Bote auf Bote. Der eine meldet den Seesturm und Teils Ent¬ springen, der andere Grislers Landung bei Küßnach und wie ihn dort Teils Geschoß vom Rosse geworfen hat. Der letzte meldet, der Vogt sei noch nicht todt, er werde als Gefangener Hieher nach Altorf gebracht. Da erscheint vor¬ auseilend Tell, jubelnd begrüßt von den Freunden, und hält eine Anrede ans Volk. Hedwig und Rosine stehen ihm zunächst — aber auch Grislers Sohn, Adolf. Schlußscene. Der todtwunde Grisler wird herbeigetragen. bekennt die Irrthümer des Despotismus, segnet ohne Nacheempfindung Adolfs und Hedwigs Bund-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/236>, abgerufen am 28.09.2024.