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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Landsleuten, dem Kuno Abalzellen und dem Ali von Grub, beide aus Unter"
walten. Er fragt sie um den Grund ihres Hierherkommens. Kuno Abalzellen
berichtet: "Unser Herr Landtvogt" habe sich bei des Erzählers Eheweibe ein
Bad bestellt und sie zu sich in die Wanne sitzen heißen. Der aus dem Walde
mit der Axt heimgekehrte Ehemann habe ihm mit der Axt Warmes also zuge¬
gossen, daß der Vogt darüber auf dem Platz geblieben, -- er selbst sei aus
der Mark vor des Vogtes Anhang hierher entronnen. Ali von Grub, gleich-
falls um sein Erscheinen befragt, hat keinen besondern Fall zu melden, aber
das Bleiben daheim unter vögtischer Bedrückung verleite ihm das Leben. Da¬
rauf erzählt Erni Mclchthal diesen Beiden zum Troste, er sei zu Uri beim
Staufacher und Teil gewesen, habe sich mit ihnen auf einen bestimmten Tag
ins Rutil bestellt und nehme auch sie Beide hier in das Bündniß gegen die
Vögte aus. Hierauf gehen diese Drei von einander und heim.

(Wir haben also nunmehr fünf Eidgenossen, fünf Stifter des Bundes.)

Zweite Scene: Die Musik spielt, Heinz Vögeli setzt den Vogthut auf die
Stange und verkündet der Gemeinde den neuen Erlaß. Drei Bauern der Lands"
gemeinte erklären dieses Gebot zwar als einen Gewaltsmißbrauch, fügen sich
aber, um nicht unter die unruhigen Köpfe gezählt zu werden. Während sie
und viele ihres Gleichen sich verneigend vor dem Gute vorübergehen, tritt Tell
aus ohne Reverenz zu thun. Auf des Knechtes Drohung, ihn deshalb beim
Vogt zu verzeigen, spricht Tell:

Inzwischen ist der Landvogt wieder erschienen, hört den Vorgang und
befiehlt seinen beiden Knechten, den Tell gefangen zu nehmen und gebunden zur
Stelle zu führen. Tell ruft Gott zum Zeugen seiner Unschuld an, jedoch der
zweite Knecht erwidert ihm:

Der Vogt läßt den Gefangenen sehr hart an:


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Landsleuten, dem Kuno Abalzellen und dem Ali von Grub, beide aus Unter«
walten. Er fragt sie um den Grund ihres Hierherkommens. Kuno Abalzellen
berichtet: „Unser Herr Landtvogt" habe sich bei des Erzählers Eheweibe ein
Bad bestellt und sie zu sich in die Wanne sitzen heißen. Der aus dem Walde
mit der Axt heimgekehrte Ehemann habe ihm mit der Axt Warmes also zuge¬
gossen, daß der Vogt darüber auf dem Platz geblieben, — er selbst sei aus
der Mark vor des Vogtes Anhang hierher entronnen. Ali von Grub, gleich-
falls um sein Erscheinen befragt, hat keinen besondern Fall zu melden, aber
das Bleiben daheim unter vögtischer Bedrückung verleite ihm das Leben. Da¬
rauf erzählt Erni Mclchthal diesen Beiden zum Troste, er sei zu Uri beim
Staufacher und Teil gewesen, habe sich mit ihnen auf einen bestimmten Tag
ins Rutil bestellt und nehme auch sie Beide hier in das Bündniß gegen die
Vögte aus. Hierauf gehen diese Drei von einander und heim.

(Wir haben also nunmehr fünf Eidgenossen, fünf Stifter des Bundes.)

Zweite Scene: Die Musik spielt, Heinz Vögeli setzt den Vogthut auf die
Stange und verkündet der Gemeinde den neuen Erlaß. Drei Bauern der Lands«
gemeinte erklären dieses Gebot zwar als einen Gewaltsmißbrauch, fügen sich
aber, um nicht unter die unruhigen Köpfe gezählt zu werden. Während sie
und viele ihres Gleichen sich verneigend vor dem Gute vorübergehen, tritt Tell
aus ohne Reverenz zu thun. Auf des Knechtes Drohung, ihn deshalb beim
Vogt zu verzeigen, spricht Tell:

Inzwischen ist der Landvogt wieder erschienen, hört den Vorgang und
befiehlt seinen beiden Knechten, den Tell gefangen zu nehmen und gebunden zur
Stelle zu führen. Tell ruft Gott zum Zeugen seiner Unschuld an, jedoch der
zweite Knecht erwidert ihm:

Der Vogt läßt den Gefangenen sehr hart an:


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[0195] Landsleuten, dem Kuno Abalzellen und dem Ali von Grub, beide aus Unter« walten. Er fragt sie um den Grund ihres Hierherkommens. Kuno Abalzellen berichtet: „Unser Herr Landtvogt" habe sich bei des Erzählers Eheweibe ein Bad bestellt und sie zu sich in die Wanne sitzen heißen. Der aus dem Walde mit der Axt heimgekehrte Ehemann habe ihm mit der Axt Warmes also zuge¬ gossen, daß der Vogt darüber auf dem Platz geblieben, — er selbst sei aus der Mark vor des Vogtes Anhang hierher entronnen. Ali von Grub, gleich- falls um sein Erscheinen befragt, hat keinen besondern Fall zu melden, aber das Bleiben daheim unter vögtischer Bedrückung verleite ihm das Leben. Da¬ rauf erzählt Erni Mclchthal diesen Beiden zum Troste, er sei zu Uri beim Staufacher und Teil gewesen, habe sich mit ihnen auf einen bestimmten Tag ins Rutil bestellt und nehme auch sie Beide hier in das Bündniß gegen die Vögte aus. Hierauf gehen diese Drei von einander und heim. (Wir haben also nunmehr fünf Eidgenossen, fünf Stifter des Bundes.) Zweite Scene: Die Musik spielt, Heinz Vögeli setzt den Vogthut auf die Stange und verkündet der Gemeinde den neuen Erlaß. Drei Bauern der Lands« gemeinte erklären dieses Gebot zwar als einen Gewaltsmißbrauch, fügen sich aber, um nicht unter die unruhigen Köpfe gezählt zu werden. Während sie und viele ihres Gleichen sich verneigend vor dem Gute vorübergehen, tritt Tell aus ohne Reverenz zu thun. Auf des Knechtes Drohung, ihn deshalb beim Vogt zu verzeigen, spricht Tell: Inzwischen ist der Landvogt wieder erschienen, hört den Vorgang und befiehlt seinen beiden Knechten, den Tell gefangen zu nehmen und gebunden zur Stelle zu führen. Tell ruft Gott zum Zeugen seiner Unschuld an, jedoch der zweite Knecht erwidert ihm: Der Vogt läßt den Gefangenen sehr hart an: 24*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/195>, abgerufen am 28.09.2024.