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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Der Vogt wiederholt seine Bedrohungen und zieht unter dem Spiel der Musik
ab, die Gemeinde zerstreut sich.

"Uetz gabt Wilhelm Theil mit der Landtsgmeind hinweg vnd gsalt jme
die sach und vnd redt allein mit jm selb:

Von unserm Vogt und kan ich sagen!
Dann Gott allein, dem wil ichs klagen.
Sol's darzu kom in unserm Land,
Das wir z'recht bracht vnd buwcn Hand
mit großer sorg vnd übelzyt:
daß mutwill, bracht vnd s'Landtvogts gyt (Geiz)
Vils gwaltigklich vnd wider rächt
Bezwingen wil grad eben Schlacht?
So heiss Gott vns vnd allen armen,
der woll sich vnser thun erbarmen!
dann dieser Vogt hochprächtig man,
gwüß kein erbarmt Wirt er nit han
mit vns den armen schlechten indem,
Er Wirt vns of dem land verbäten (verweisen).
Ich hör wol, g'walt Wirt syn das rächt,
Und gilt by jm (als) das sine genandt,
Auch was er täglich sinnt vnd'macht
vß mutwil vnd hin öden bracht,
das muß mit gewalt den fürgang han.
Er ficht nit Gott noch Billichs an,
Noch das wir Hand ein hartes läben
mit wenig spyß, trennt, vnd darnäben
Hand wir sunst gnug der angst vnd not,
In vnsern hüsern wenig brot,
Und mund darby groß arbeit lyden.
Noch will er's vns vorm nul abschnvden!
Drumb ruff ich Gott von herzen an!

Von wytnuß g'sen ich dort ein man.
Wär er doch syge, das wundert mich,
Von wannen lands, vß welchem rych,
Das ich vast gern dann müssen wett;
Gom wil ich, jn fragen vff der statt.

Der Staufacher von Schwyz tritt aus und klagt seine Lage. Er komme eben
von Brunnen über den See nach Uri, um sich hier Rath zu holen. ,d^um der
Schwyzer Vogt habe ihm sein neugebautes hübsches Haus genommen und
drohe ihn sammt der Familie auszutreiben.

Auf diese Geschichte hin bricht Teils Unmuth neuerdings los:


Grenzboten III. 18K4. 24

Der Vogt wiederholt seine Bedrohungen und zieht unter dem Spiel der Musik
ab, die Gemeinde zerstreut sich.

„Uetz gabt Wilhelm Theil mit der Landtsgmeind hinweg vnd gsalt jme
die sach und vnd redt allein mit jm selb:

Von unserm Vogt und kan ich sagen!
Dann Gott allein, dem wil ichs klagen.
Sol's darzu kom in unserm Land,
Das wir z'recht bracht vnd buwcn Hand
mit großer sorg vnd übelzyt:
daß mutwill, bracht vnd s'Landtvogts gyt (Geiz)
Vils gwaltigklich vnd wider rächt
Bezwingen wil grad eben Schlacht?
So heiss Gott vns vnd allen armen,
der woll sich vnser thun erbarmen!
dann dieser Vogt hochprächtig man,
gwüß kein erbarmt Wirt er nit han
mit vns den armen schlechten indem,
Er Wirt vns of dem land verbäten (verweisen).
Ich hör wol, g'walt Wirt syn das rächt,
Und gilt by jm (als) das sine genandt,
Auch was er täglich sinnt vnd'macht
vß mutwil vnd hin öden bracht,
das muß mit gewalt den fürgang han.
Er ficht nit Gott noch Billichs an,
Noch das wir Hand ein hartes läben
mit wenig spyß, trennt, vnd darnäben
Hand wir sunst gnug der angst vnd not,
In vnsern hüsern wenig brot,
Und mund darby groß arbeit lyden.
Noch will er's vns vorm nul abschnvden!
Drumb ruff ich Gott von herzen an!

Von wytnuß g'sen ich dort ein man.
Wär er doch syge, das wundert mich,
Von wannen lands, vß welchem rych,
Das ich vast gern dann müssen wett;
Gom wil ich, jn fragen vff der statt.

Der Staufacher von Schwyz tritt aus und klagt seine Lage. Er komme eben
von Brunnen über den See nach Uri, um sich hier Rath zu holen. ,d^um der
Schwyzer Vogt habe ihm sein neugebautes hübsches Haus genommen und
drohe ihn sammt der Familie auszutreiben.

Auf diese Geschichte hin bricht Teils Unmuth neuerdings los:


Grenzboten III. 18K4. 24
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[0193] Der Vogt wiederholt seine Bedrohungen und zieht unter dem Spiel der Musik ab, die Gemeinde zerstreut sich. „Uetz gabt Wilhelm Theil mit der Landtsgmeind hinweg vnd gsalt jme die sach und vnd redt allein mit jm selb: Von unserm Vogt und kan ich sagen! Dann Gott allein, dem wil ichs klagen. Sol's darzu kom in unserm Land, Das wir z'recht bracht vnd buwcn Hand mit großer sorg vnd übelzyt: daß mutwill, bracht vnd s'Landtvogts gyt (Geiz) Vils gwaltigklich vnd wider rächt Bezwingen wil grad eben Schlacht? So heiss Gott vns vnd allen armen, der woll sich vnser thun erbarmen! dann dieser Vogt hochprächtig man, gwüß kein erbarmt Wirt er nit han mit vns den armen schlechten indem, Er Wirt vns of dem land verbäten (verweisen). Ich hör wol, g'walt Wirt syn das rächt, Und gilt by jm (als) das sine genandt, Auch was er täglich sinnt vnd'macht vß mutwil vnd hin öden bracht, das muß mit gewalt den fürgang han. Er ficht nit Gott noch Billichs an, Noch das wir Hand ein hartes läben mit wenig spyß, trennt, vnd darnäben Hand wir sunst gnug der angst vnd not, In vnsern hüsern wenig brot, Und mund darby groß arbeit lyden. Noch will er's vns vorm nul abschnvden! Drumb ruff ich Gott von herzen an! Von wytnuß g'sen ich dort ein man. Wär er doch syge, das wundert mich, Von wannen lands, vß welchem rych, Das ich vast gern dann müssen wett; Gom wil ich, jn fragen vff der statt. Der Staufacher von Schwyz tritt aus und klagt seine Lage. Er komme eben von Brunnen über den See nach Uri, um sich hier Rath zu holen. ,d^um der Schwyzer Vogt habe ihm sein neugebautes hübsches Haus genommen und drohe ihn sammt der Familie auszutreiben. Auf diese Geschichte hin bricht Teils Unmuth neuerdings los: Grenzboten III. 18K4. 24

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/193>, abgerufen am 28.09.2024.