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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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meldet, kann, wenn er der Mitgliedschaft würdig ist. auf Gewährung (unser
Ritter schreibt Gewähr) seiner Bitte rechnen." Alljährlich finden zweimal Er¬
nennungen zu Ehrenrittern statt. Der Rechtsritterschlag aber erfolgt in der
Regel nur ein Jahr um das andere am Tage Se. Johannis des Täufers.

Natürlich sind außer den ordnungsmäßigen und obligatorischen anderweite
Spenden als freiwillige Beiträge namentlich aber Stiftungen von Krankenbetten
und Legate für die Ordenskasse in hohem Grade wünschenswert!) und willkommen
und auch mehrfach erfolgt, indeß könnte man nach dem uns vorliegenden Be¬
richte annehmen, daß das Beste hier von bürgerlichen Wohlthätern, außerhalb
des Ordens stehenden und nur zur Oeffnung ihrer Börse für dessen Zwecke
befugten Leuten geleistet worden ist. Zwar hat unser Berichterstatter das
Privatspital des Rechtsritters Freiherrn Ewald v. Ungern-Sternberg auf Großen-
hof, Insel Dagö, wo im Jahre 88 Kranke verpflegt und behandelt wurden,
als ein Beispiel werkthätigen Johanniterthums anzuführen. Mit besondrer
Freude aber erwähnt er, daß am 17. October 1862 ein Kranken- und Siechen¬
haus zu Neusalz an der Oder seine Weihe erhalten hat, welches der Commerzien-
rath Krause (nicht von Krause) erbaut, vollständig eingerichtet und der schlesischen
Johannitergenossenschaft mit der Bedingung der Erhaltung geschenkt hatte, und
daß der am 16. Juli zu Berlin verstorbene Geheimrath und Director Wetzel
(nicht von Wetzel) der Valley 4,600 Thaler zur Stiftung von Krankenbetten in
Sonnenburg vermacht hat.

Nachdem unser Berichterstatter die organische Gliederung des Ordens und
das allen Theilen und Individuen desselben gemeinsame Element zu zeigen ver¬
sucht hat, wendet er sich zu der territorialen Sonderung der Corporation, die
sehr geschickt eingerichtet ist und eine Decentralisation darstellt, welche die beiden
großen Vortheile bietet, daß sie den Wetteifer der einzelnen Genossenschaften
anregt und daß sie das genaue Bekanntwerden mit den localen Bedürfnissen
ermöglicht."

Unter der Leitung von Commentatoren bestehen in jeder preußischen Provinz
Genossenschaften, die sich jedes Jahr einmal zu Berathungen und Beschlu߬
fassungen über das Erforderliche versammeln. In Würtemberg, Mecklenburg,
Hessen-Darmstadt und im Königreich Sachsen haben sich ebenfalls solche Vereine
gebildet, und gegenwärtig bereiten sich noch weitere Abzweigungen vor. "Das
Werk ist groß und weit, und wir sind zerstreut auf der Mauer, ferne von ein¬
ander, Nehemia 4, V. 19" seufzt der Verfasser unsrer Schrift in einer An¬
merkung hierzu. Jene Sonderassociationen, bei deren Niederlagen die Ehrenritter
als stimmfähige Mitglieder erscheinen, operiren der Hauptsache nach aus eignen
Mitteln, d. h. aus den jährlichen Beiträgen der Mitglieder. Wo es nöthig
ist, besonders bei Begründung von Krankenhäusern, leistet die Kasse der Valley
Hilfe. Nur diejenigen Mitglieder des Ordens, welche sich keiner solchen be-


meldet, kann, wenn er der Mitgliedschaft würdig ist. auf Gewährung (unser
Ritter schreibt Gewähr) seiner Bitte rechnen." Alljährlich finden zweimal Er¬
nennungen zu Ehrenrittern statt. Der Rechtsritterschlag aber erfolgt in der
Regel nur ein Jahr um das andere am Tage Se. Johannis des Täufers.

Natürlich sind außer den ordnungsmäßigen und obligatorischen anderweite
Spenden als freiwillige Beiträge namentlich aber Stiftungen von Krankenbetten
und Legate für die Ordenskasse in hohem Grade wünschenswert!) und willkommen
und auch mehrfach erfolgt, indeß könnte man nach dem uns vorliegenden Be¬
richte annehmen, daß das Beste hier von bürgerlichen Wohlthätern, außerhalb
des Ordens stehenden und nur zur Oeffnung ihrer Börse für dessen Zwecke
befugten Leuten geleistet worden ist. Zwar hat unser Berichterstatter das
Privatspital des Rechtsritters Freiherrn Ewald v. Ungern-Sternberg auf Großen-
hof, Insel Dagö, wo im Jahre 88 Kranke verpflegt und behandelt wurden,
als ein Beispiel werkthätigen Johanniterthums anzuführen. Mit besondrer
Freude aber erwähnt er, daß am 17. October 1862 ein Kranken- und Siechen¬
haus zu Neusalz an der Oder seine Weihe erhalten hat, welches der Commerzien-
rath Krause (nicht von Krause) erbaut, vollständig eingerichtet und der schlesischen
Johannitergenossenschaft mit der Bedingung der Erhaltung geschenkt hatte, und
daß der am 16. Juli zu Berlin verstorbene Geheimrath und Director Wetzel
(nicht von Wetzel) der Valley 4,600 Thaler zur Stiftung von Krankenbetten in
Sonnenburg vermacht hat.

Nachdem unser Berichterstatter die organische Gliederung des Ordens und
das allen Theilen und Individuen desselben gemeinsame Element zu zeigen ver¬
sucht hat, wendet er sich zu der territorialen Sonderung der Corporation, die
sehr geschickt eingerichtet ist und eine Decentralisation darstellt, welche die beiden
großen Vortheile bietet, daß sie den Wetteifer der einzelnen Genossenschaften
anregt und daß sie das genaue Bekanntwerden mit den localen Bedürfnissen
ermöglicht.«

Unter der Leitung von Commentatoren bestehen in jeder preußischen Provinz
Genossenschaften, die sich jedes Jahr einmal zu Berathungen und Beschlu߬
fassungen über das Erforderliche versammeln. In Würtemberg, Mecklenburg,
Hessen-Darmstadt und im Königreich Sachsen haben sich ebenfalls solche Vereine
gebildet, und gegenwärtig bereiten sich noch weitere Abzweigungen vor. „Das
Werk ist groß und weit, und wir sind zerstreut auf der Mauer, ferne von ein¬
ander, Nehemia 4, V. 19" seufzt der Verfasser unsrer Schrift in einer An¬
merkung hierzu. Jene Sonderassociationen, bei deren Niederlagen die Ehrenritter
als stimmfähige Mitglieder erscheinen, operiren der Hauptsache nach aus eignen
Mitteln, d. h. aus den jährlichen Beiträgen der Mitglieder. Wo es nöthig
ist, besonders bei Begründung von Krankenhäusern, leistet die Kasse der Valley
Hilfe. Nur diejenigen Mitglieder des Ordens, welche sich keiner solchen be-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/175>, abgerufen am 28.09.2024.