Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

dem dresdner Schaukclschluß und dem Herrenhäuser Husarcnschluß waren zu seiner
Zeit in Aller Munde und werden noch jetzt durch ihre anmuthige Ironie und ihre
hübschen Einfälle ergötzen, zumal diese Logik heute noch an den betreffenden Stellen
in Cours ist. Die neuen Briefe der Dunkelmänner, diese prächtige Verspottung der
Demokraten von 1848, namentlich der äußersten Linken des frankfurter Parlaments,
und das (ÜÄi'insu "RsotÄ via ox wdörns,", diese reizende Uebersetzung von Minister
v, Musters "Grad aus dem Wirthshaus komm' ich heraus" brauchen wir nur zu
nennen, um dem ganzen Buche eine freundliche Ausnahme zu sichern.


Göttinger Festreden von Ernst Curtius. Berlin, Verlag von Wilhelm
Hertz/ 1864.

Zehn Reden, von denen die acht ersten in der göttinger Aula an den Geburts¬
tagen des jetzigen Königs, die übrigen bei andern Gelegenheiten gehalten wurden,
und die man theilweise ihres unter Philologen nicht häufigen Tons halber als
philologische Predigten bezeichnen kann, wie sie denn auch zum Theil in einer
theologischen Zeitschrift schon abgedruckt worden sind. Die erste "der Wetlkcunps"
zeigt, daß der Wetteifer das bewegende Princip und der Haupthebel in der Ent¬
wickelung des altgriechischen Lebens gewesen; die zweite schildert in sehr ansprechender
Weise "das Mittleramt der Philologie" oder weniger theologisch ausgedrückt, den
Beruf und die Befähigung der Altertumswissenschaft, ein verbindendes Glied zwischen
den verschiedenen Zweigen der Gelehrsamkeit zu sein; die dritte Rede behandelt in
großen Zügen den Weltgang der griechischen Cultur. Ein fernerer Vortrag zeigt
die Stellung auf, welche Wort und Schrift bei den Alten, namentlich den Griechen
einnahmen, und de" Gegensatz, der hier zwischen dem alten und dem gegenwärtige"
Leben herrscht. Die nächsten Reden beschäftigen sich, immer vorzüglich in Hinblick
aus die hellenische Welt, mit den Bedingungen eines glücklichen Staatslebens, der
Idee der Unsterblichkeit bei den Alten, der Freundschaft im Alterthume. Ein anderer
Aufsatz betrachtet das alte und das neue Griechenland, wobei unsrer Erfahrung
nach das letztere zu günstig angesehen wird. Reich an seinen Gedanken ist dann
der Vortrag über die Kunst der Hellenen, und auch der letzte, eine Gedächtnißrede
auf Schiller, enthält manche neue und glänzende Wendung, wenn wir auch mit
dem Kanzcltonc, der hier besonders stark hörbar wird, uns nicht recht einverstanden
erklären können.


Erinnerungen an einen Heimgegangnen. Briefe des vor den düppcler
Schanzen gefallnen Major von Jena während des Schleswig-holsteinischen Feldzugs
ein seine Familie. Berlin, G. A. Königs Verlag, 1864.

Eine Reihe von 48 Briefen, die mancherlei Neues, wenn auch gerade nichts
von besonderer Bedeutung, über den Zug der Truppe, bei welcher der Major
stand, von Dreilützow in Mecklenburg bis Düppel und namentlich über das Lager-
leben und die Belagcrungsarbciten vor den Schanzen enthalten. Werther als durch
diese nur bisweilen zu dctaillirtcr Schilderung sich erweiternden Notizen wird uns
das kleine Buch dadurch, daß es einmal recht deutlich sehen läßt, wie viel Recht-
schaffenheit und edler Sinn, wie viel echtes Gefühl und Gemüth in diesen zu¬
geknöpften preußischen Offiziersuniformcn in der Regel sich birgt. Beispiele davon


dem dresdner Schaukclschluß und dem Herrenhäuser Husarcnschluß waren zu seiner
Zeit in Aller Munde und werden noch jetzt durch ihre anmuthige Ironie und ihre
hübschen Einfälle ergötzen, zumal diese Logik heute noch an den betreffenden Stellen
in Cours ist. Die neuen Briefe der Dunkelmänner, diese prächtige Verspottung der
Demokraten von 1848, namentlich der äußersten Linken des frankfurter Parlaments,
und das (ÜÄi'insu „RsotÄ via ox wdörns,", diese reizende Uebersetzung von Minister
v, Musters „Grad aus dem Wirthshaus komm' ich heraus" brauchen wir nur zu
nennen, um dem ganzen Buche eine freundliche Ausnahme zu sichern.


Göttinger Festreden von Ernst Curtius. Berlin, Verlag von Wilhelm
Hertz/ 1864.

Zehn Reden, von denen die acht ersten in der göttinger Aula an den Geburts¬
tagen des jetzigen Königs, die übrigen bei andern Gelegenheiten gehalten wurden,
und die man theilweise ihres unter Philologen nicht häufigen Tons halber als
philologische Predigten bezeichnen kann, wie sie denn auch zum Theil in einer
theologischen Zeitschrift schon abgedruckt worden sind. Die erste „der Wetlkcunps"
zeigt, daß der Wetteifer das bewegende Princip und der Haupthebel in der Ent¬
wickelung des altgriechischen Lebens gewesen; die zweite schildert in sehr ansprechender
Weise „das Mittleramt der Philologie" oder weniger theologisch ausgedrückt, den
Beruf und die Befähigung der Altertumswissenschaft, ein verbindendes Glied zwischen
den verschiedenen Zweigen der Gelehrsamkeit zu sein; die dritte Rede behandelt in
großen Zügen den Weltgang der griechischen Cultur. Ein fernerer Vortrag zeigt
die Stellung auf, welche Wort und Schrift bei den Alten, namentlich den Griechen
einnahmen, und de» Gegensatz, der hier zwischen dem alten und dem gegenwärtige»
Leben herrscht. Die nächsten Reden beschäftigen sich, immer vorzüglich in Hinblick
aus die hellenische Welt, mit den Bedingungen eines glücklichen Staatslebens, der
Idee der Unsterblichkeit bei den Alten, der Freundschaft im Alterthume. Ein anderer
Aufsatz betrachtet das alte und das neue Griechenland, wobei unsrer Erfahrung
nach das letztere zu günstig angesehen wird. Reich an seinen Gedanken ist dann
der Vortrag über die Kunst der Hellenen, und auch der letzte, eine Gedächtnißrede
auf Schiller, enthält manche neue und glänzende Wendung, wenn wir auch mit
dem Kanzcltonc, der hier besonders stark hörbar wird, uns nicht recht einverstanden
erklären können.


Erinnerungen an einen Heimgegangnen. Briefe des vor den düppcler
Schanzen gefallnen Major von Jena während des Schleswig-holsteinischen Feldzugs
ein seine Familie. Berlin, G. A. Königs Verlag, 1864.

Eine Reihe von 48 Briefen, die mancherlei Neues, wenn auch gerade nichts
von besonderer Bedeutung, über den Zug der Truppe, bei welcher der Major
stand, von Dreilützow in Mecklenburg bis Düppel und namentlich über das Lager-
leben und die Belagcrungsarbciten vor den Schanzen enthalten. Werther als durch
diese nur bisweilen zu dctaillirtcr Schilderung sich erweiternden Notizen wird uns
das kleine Buch dadurch, daß es einmal recht deutlich sehen läßt, wie viel Recht-
schaffenheit und edler Sinn, wie viel echtes Gefühl und Gemüth in diesen zu¬
geknöpften preußischen Offiziersuniformcn in der Regel sich birgt. Beispiele davon


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0164" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189259"/>
            <p xml:id="ID_520" prev="#ID_519"> dem dresdner Schaukclschluß und dem Herrenhäuser Husarcnschluß waren zu seiner<lb/>
Zeit in Aller Munde und werden noch jetzt durch ihre anmuthige Ironie und ihre<lb/>
hübschen Einfälle ergötzen, zumal diese Logik heute noch an den betreffenden Stellen<lb/>
in Cours ist. Die neuen Briefe der Dunkelmänner, diese prächtige Verspottung der<lb/>
Demokraten von 1848, namentlich der äußersten Linken des frankfurter Parlaments,<lb/>
und das (ÜÄi'insu &#x201E;RsotÄ via ox wdörns,", diese reizende Uebersetzung von Minister<lb/>
v, Musters &#x201E;Grad aus dem Wirthshaus komm' ich heraus" brauchen wir nur zu<lb/>
nennen, um dem ganzen Buche eine freundliche Ausnahme zu sichern.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Göttinger Festreden von Ernst Curtius. Berlin, Verlag von Wilhelm<lb/>
Hertz/ 1864.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_521"> Zehn Reden, von denen die acht ersten in der göttinger Aula an den Geburts¬<lb/>
tagen des jetzigen Königs, die übrigen bei andern Gelegenheiten gehalten wurden,<lb/>
und die man theilweise ihres unter Philologen nicht häufigen Tons halber als<lb/>
philologische Predigten bezeichnen kann, wie sie denn auch zum Theil in einer<lb/>
theologischen Zeitschrift schon abgedruckt worden sind. Die erste &#x201E;der Wetlkcunps"<lb/>
zeigt, daß der Wetteifer das bewegende Princip und der Haupthebel in der Ent¬<lb/>
wickelung des altgriechischen Lebens gewesen; die zweite schildert in sehr ansprechender<lb/>
Weise &#x201E;das Mittleramt der Philologie" oder weniger theologisch ausgedrückt, den<lb/>
Beruf und die Befähigung der Altertumswissenschaft, ein verbindendes Glied zwischen<lb/>
den verschiedenen Zweigen der Gelehrsamkeit zu sein; die dritte Rede behandelt in<lb/>
großen Zügen den Weltgang der griechischen Cultur. Ein fernerer Vortrag zeigt<lb/>
die Stellung auf, welche Wort und Schrift bei den Alten, namentlich den Griechen<lb/>
einnahmen, und de» Gegensatz, der hier zwischen dem alten und dem gegenwärtige»<lb/>
Leben herrscht. Die nächsten Reden beschäftigen sich, immer vorzüglich in Hinblick<lb/>
aus die hellenische Welt, mit den Bedingungen eines glücklichen Staatslebens, der<lb/>
Idee der Unsterblichkeit bei den Alten, der Freundschaft im Alterthume. Ein anderer<lb/>
Aufsatz betrachtet das alte und das neue Griechenland, wobei unsrer Erfahrung<lb/>
nach das letztere zu günstig angesehen wird. Reich an seinen Gedanken ist dann<lb/>
der Vortrag über die Kunst der Hellenen, und auch der letzte, eine Gedächtnißrede<lb/>
auf Schiller, enthält manche neue und glänzende Wendung, wenn wir auch mit<lb/>
dem Kanzcltonc, der hier besonders stark hörbar wird, uns nicht recht einverstanden<lb/>
erklären können.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Erinnerungen an einen Heimgegangnen. Briefe des vor den düppcler<lb/>
Schanzen gefallnen Major von Jena während des Schleswig-holsteinischen Feldzugs<lb/>
ein seine Familie.  Berlin, G. A. Königs Verlag, 1864.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_522" next="#ID_523"> Eine Reihe von 48 Briefen, die mancherlei Neues, wenn auch gerade nichts<lb/>
von besonderer Bedeutung, über den Zug der Truppe, bei welcher der Major<lb/>
stand, von Dreilützow in Mecklenburg bis Düppel und namentlich über das Lager-<lb/>
leben und die Belagcrungsarbciten vor den Schanzen enthalten. Werther als durch<lb/>
diese nur bisweilen zu dctaillirtcr Schilderung sich erweiternden Notizen wird uns<lb/>
das kleine Buch dadurch, daß es einmal recht deutlich sehen läßt, wie viel Recht-<lb/>
schaffenheit und edler Sinn, wie viel echtes Gefühl und Gemüth in diesen zu¬<lb/>
geknöpften preußischen Offiziersuniformcn in der Regel sich birgt.  Beispiele davon</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0164] dem dresdner Schaukclschluß und dem Herrenhäuser Husarcnschluß waren zu seiner Zeit in Aller Munde und werden noch jetzt durch ihre anmuthige Ironie und ihre hübschen Einfälle ergötzen, zumal diese Logik heute noch an den betreffenden Stellen in Cours ist. Die neuen Briefe der Dunkelmänner, diese prächtige Verspottung der Demokraten von 1848, namentlich der äußersten Linken des frankfurter Parlaments, und das (ÜÄi'insu „RsotÄ via ox wdörns,", diese reizende Uebersetzung von Minister v, Musters „Grad aus dem Wirthshaus komm' ich heraus" brauchen wir nur zu nennen, um dem ganzen Buche eine freundliche Ausnahme zu sichern. Göttinger Festreden von Ernst Curtius. Berlin, Verlag von Wilhelm Hertz/ 1864. Zehn Reden, von denen die acht ersten in der göttinger Aula an den Geburts¬ tagen des jetzigen Königs, die übrigen bei andern Gelegenheiten gehalten wurden, und die man theilweise ihres unter Philologen nicht häufigen Tons halber als philologische Predigten bezeichnen kann, wie sie denn auch zum Theil in einer theologischen Zeitschrift schon abgedruckt worden sind. Die erste „der Wetlkcunps" zeigt, daß der Wetteifer das bewegende Princip und der Haupthebel in der Ent¬ wickelung des altgriechischen Lebens gewesen; die zweite schildert in sehr ansprechender Weise „das Mittleramt der Philologie" oder weniger theologisch ausgedrückt, den Beruf und die Befähigung der Altertumswissenschaft, ein verbindendes Glied zwischen den verschiedenen Zweigen der Gelehrsamkeit zu sein; die dritte Rede behandelt in großen Zügen den Weltgang der griechischen Cultur. Ein fernerer Vortrag zeigt die Stellung auf, welche Wort und Schrift bei den Alten, namentlich den Griechen einnahmen, und de» Gegensatz, der hier zwischen dem alten und dem gegenwärtige» Leben herrscht. Die nächsten Reden beschäftigen sich, immer vorzüglich in Hinblick aus die hellenische Welt, mit den Bedingungen eines glücklichen Staatslebens, der Idee der Unsterblichkeit bei den Alten, der Freundschaft im Alterthume. Ein anderer Aufsatz betrachtet das alte und das neue Griechenland, wobei unsrer Erfahrung nach das letztere zu günstig angesehen wird. Reich an seinen Gedanken ist dann der Vortrag über die Kunst der Hellenen, und auch der letzte, eine Gedächtnißrede auf Schiller, enthält manche neue und glänzende Wendung, wenn wir auch mit dem Kanzcltonc, der hier besonders stark hörbar wird, uns nicht recht einverstanden erklären können. Erinnerungen an einen Heimgegangnen. Briefe des vor den düppcler Schanzen gefallnen Major von Jena während des Schleswig-holsteinischen Feldzugs ein seine Familie. Berlin, G. A. Königs Verlag, 1864. Eine Reihe von 48 Briefen, die mancherlei Neues, wenn auch gerade nichts von besonderer Bedeutung, über den Zug der Truppe, bei welcher der Major stand, von Dreilützow in Mecklenburg bis Düppel und namentlich über das Lager- leben und die Belagcrungsarbciten vor den Schanzen enthalten. Werther als durch diese nur bisweilen zu dctaillirtcr Schilderung sich erweiternden Notizen wird uns das kleine Buch dadurch, daß es einmal recht deutlich sehen läßt, wie viel Recht- schaffenheit und edler Sinn, wie viel echtes Gefühl und Gemüth in diesen zu¬ geknöpften preußischen Offiziersuniformcn in der Regel sich birgt. Beispiele davon

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/164
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/164>, abgerufen am 28.09.2024.